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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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quittierte ihre Reaktion mit einem kühlen Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. »Was willst du von Sirona?«
    Obwohl die Frage sie verwirrte und seine kaum verhohlene Feindseligkeit sie erschreckte, lehnte sich Juna auf ihrem Stuhl zurück. »Nichts.«
    Er wartete.
    Schließlich fügte sie hinzu: »Sie ist zu mir gekommen. Wir waren uns sympathisch. Jetzt sind wir Freundinnen.« Sie lehnte sich wieder vor und sah ihm gerade in die Augen. »Freundschaft ist ein Konzept, das deinesgleichen nicht bekannt ist, nehme ich an.« Juna spürte, wie Ärger in ihr aufstieg. Sie atmete zweimal tief durch, um das erwachende
Feuer in Schach zu halten. Er durfte auf keinen Fall davon erfahren.
    Es funktionierte. Sie ließ sich ihre Erleichterung darüber nicht anmerken und fuhr im gleichen Ton fort: »Es hilft uns einfachen Sterblichen, wenn wir über die unglaublichen Dinge reden können, die wir für immer geheim halten müssen.«
    Er verzog keine Miene. »Dann bist du also auch Mitglied im RFH?« Er spuckte die drei Buchstaben aus, als hätten sie bitter auf seiner Zunge gelegen.
    »Eher würde ich …« Juna vollendete ihren Satz nicht. »Ich bin kein Vereinstyp«, sagte sie stattdessen.
    Er runzelte die Stirn, dann sah er sich um. Eine merkwürdige Reaktion auf ihre Antwort. Juna folgte seinem Blick und erwartete, ihre Freundin irgendwo zu sehen, die zweifellos Schwierigkeiten haben würde, drei Drinks durch die inzwischen eng vor der Bar stehende Meute zu tragen. Was sie stattdessen sah, ließ ihr den Atem stocken.
    Lucian lehnte lässig an der Bar. In einer Hand ein Whiskyglas, schien er sich bestens mit Sirona zu unterhalten. Gerade warf sie ihren Kopf in den Nacken und lachte herzlich über irgendetwas.
    Als spürte er den Blick des wütenden Engels, sah er zu ihnen herüber und hob sein Glas wie zum Gruß.
    Ihre Lippen formten lautlos die Frage: Was soll das?
    Lucian antwortete ihr, indem er Sironas Arm berührte, was dem bisher wie versteinert dasitzenden Engel ein Zischen entlockte, das Juna die Haare zu Berge stehen ließ.
    »Er tut ihr nichts«, sagte sie so ruhig wie möglich. Bloß jetzt keine Keilerei zwischen einem gefallenen Engel und einem Dämon!

    »Du kennst ihn.« Keine Frage, ein Vorwurf. Der Engel vor ihr erhob sich halb, und jetzt sah sie auch seine Flügel. Sie waren grau - so grau, wie Arians Schwingen eines nahen Tages ebenfalls sein würden, denn alle irdischen Engel verloren ihr weißes Federkleid. Doch darüber konnte sie ein andermal nachdenken. Es war höchste Zeit, an die Vernunft ihres Gegenübers zu appellieren. »Du kannst hier keinen Streit anfangen.«
    »Warum nicht?« Er schien wie von Sinnen.
    »Verdammt nochmal, reiß dich zusammen!« Juna hatte die Stimme nur leicht erhoben, aber damit leider auch die Aufmerksamkeit einer Frau auf sich gezogen, die sie missbilligend ansah und gelobt sei Jesus Christus! murmelte, als könne sie damit Junas Ausbruch neutralisieren. Glücklicherweise zeigten aber genau diese Worte Wirkung. Sironas Freund schien wieder zu sich zu kommen.
    »Was will dieser Dämon von uns?«, fragte er nun wieder ganz sachlich, als hätte niemals die Gefahr bestanden, dass er die Fassung verlieren würde.
    Ein schneller Blick zur Bar entlockte Juna einen erleichterten Seufzer. Lucian war fort, und Sirona navigierte mit viel Geschick und den Drinks in der Hand zwischen anderen Gästen hindurch.
    »Dann kennst du den Marquis also.« Sie fand diese Unterhaltungen allmählich lästig, bei denen man nicht mal die Namen der Beteiligten nennen durfte. »Wer bist du überhaupt? Ich meine, außer dass du ganz offensichtlich Sironas Herz gestohlen hast, weiß ich nichts über dich. Nicht einmal deinen Namen.«
    »Ich stehle nicht.«
    Juna verdrehte die Augen. »Meinetwegen kannst du es
auch erobert haben, oder gewonnen. Sehr wahrscheinlich hat sie es dir einfach geschenkt.«
    »Meinst du?« Plötzlich schwang eine rührende Unsicherheit in seiner Stimme mit.
    Verständnislos schüttelte sie den Kopf. Sirona war verrückt nach ihm, und er wusste es nicht? Das sollten die zwei unter sich klären. Sie seufzte, und weil er gerade ihr seine Aufmerksamkeit schenkte statt seiner Freundin, sagte sie: »Ein Herz zu stehlen, das ist so eine Redensart. Man nimmt hier auf der Erde nicht immer alles wörtlich, musst du wissen. Ich meine … die Vorstellung, man würde jemandem das Herz einfach herausreißen und es stehlen, ist doch widerlich!«
    Er gab einen merkwürdigen Laut von sich, der

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