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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Freundin keine Ruhe geben würde, bis sie alle Einzelheiten der Geschichte erfahren hatte. Also berichtete sie von der Explosion und erzählte ihr auch von dem Verdacht, dass der Fremde aus der Pension etwas damit zu tun haben könnte.
    »Ein komischer Typ. Irgendwie verklemmt. Vielleicht lag es an den roten Haaren oder an seinen Verbrennungen. Wer weiß, ob nur der Arm so schrecklich vernarbt war oder nicht noch mehr.«
    Weitere Einzelheiten erzählte sie jedoch nicht, denn sie hielt es für besser, wenn ihre Freundin nichts von den Gerüchten über ihre Mutter erfuhr. Nur zu schnell konnte sie, die mit den Eigenschaften irdischer Engel bestimmt bestens vertraut war, die falschen Schlüsse ziehen … oder womöglich sogar die richtigen. Juna wusste ja selbst nicht, was sie davon halten sollte. Die letzten Tage waren so ereignisreich gewesen, dass ihr kaum Zeit geblieben war, über das nachzudenken, was Heather ihr über die geheimnisvolle Unbekannte erzählt hatte.
    Sie war sich vollkommen sicher, dass diese Frau ihre Mutter war. Doch ob sie dann vor einer Dämonin oder
einem der verstoßenen Engel stehen würde, die sich weigerten, den Verlockungen Gehennas zu erliegen, wusste sie nicht.
    »Das ist ja ein starkes Stück!« Sirona unterbrach Junas Gedanken. »Weiß die Polizei schon, wer dahintersteckt?« Als Juna verneinte, denn die Ordnungshüter hatten niemals von der Explosion erfahren, plapperte Sirona weiter. »Ich möchte wetten, das waren diese Umweltaktivisten. Ihre Ziele in allen Ehren, aber manchmal gehen sie einfach zu weit. Neulich haben sie drei Tage vor Grianachan demonstriert.«
    Juna konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was Schotten neuerdings gegen die Whiskyproduktion im eigenen Land einzuwenden haben sollten, und wenn sie noch so umweltschädlich wäre - was sie nicht einmal war. Als sie ihre Verwunderung äußerte, lachte Sirona.
    »Nun ja, Vater will einen Offshore-Windpark einrichten, und das gefällt ihnen nicht. Ich finde diese Dinger ja auch hässlich, aber immer noch besser als ein neues Sellafield.«
    Juna war zwar ihrer Meinung, aber sie dachte auch daran, dass niemand absehen konnte, was die Windräder mit der Vibration ihrer Rotorenblätter anrichten würden. Schon jetzt litten die Meeresbewohner unter dem von Menschen erzeugten Unterwasserlärm.
    Das wäre doch ein sinnvolles Betätigungsfeld für die Gerechten: Den Menschen davor zu bewahren, sich und seine Umwelt auszurotten. Vielleicht sollte einmal jemand mit diesem Erzengel Klartext reden. Sie musste über sich selbst lächeln.
    Sirona bemerkte das Wechselspiel ihrer Miene zum Glück nicht, weil sie ihre Arme um Junas Schultern geschlungen
hatte. Anderenfalls wäre aus dem Mitgefühl schnell eine Inquisition geworden - sie hätte nicht geruht, bis sie auch den winzigsten von Junas Gedanken erfahren hätte. »Ach, du armes Häschen! Ich rede und rede, und du stehst bestimmt noch unter Schock.«
    Eigentlich ging es Juna besser als während der langen Wochen nach Arians Abreise. Doch das mochte sie nicht einmal sich selbst eingestehen, denn dann hätte sie sich nach den Gründen dafür fragen müssen. Also gab sie zustimmende Laute von sich und erkundigte sich nach den Reiserlebnissen ihrer Freundin.
    »Es war die romantischste Shoppingtour meines Lebens!«
    Nur jemand wie Sirona schaffte es, zwei so widersprüchliche Aussagen in einem Satz unterzubringen und dabei ganz selbstverständlich zu klingen. Für Juna jedenfalls waren Romantik und Einkaufen nicht unter einen Hut zu bringen.
    Sie erfuhr, dass Sirona von ihrem Engel begleitet worden war. Sie hätten sich ein bescheidenes Hotel direkt an den Champs-Élysées ausgesucht, erzählte die Freundin und schwärmte von den neuen Frühlingskollektionen und Restaurants, die einfach nur superb! gewesen seien.
    Nach einem Blick auf Junas Gesicht zog Sirona sie in eine hastige Umarmung. »Armes Häschen! Ich schwärme dir von der Liebe vor, und du bist ganz allein. Ist dein Arian immer noch fort?« Sie lehnte sich zurück und strich ihren Rock glatt. »Aber mein Schatz lebt seine romantischen Stimmungen leider auch viel zu selten aus. Momentan ist er zu Hause und hängt zweifellos wieder vor dem Computer herum. Ehrlich, so oft, wie er plötzlich verschwindet und
nur eine Nachricht auf dem Küchentisch hinterlässt, dass er bald wieder zurück sei, könnte man manchmal glauben, dass ich mit einem Geheimagenten zusammenlebe und nicht mit einem harmlosen Seelenklempner.« Sirona

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