Fluegelschlag
wirst?«
»Ich habe euch studiert. Das Spiel gefällt mir nicht, aber ich werde besser darin. Auge um Auge …«
»Du willst Vergeltung?«
»Vielleicht.« Junas provozierendes Lächeln sagte etwas ganz anderes.
Arian war im Nu bei ihr.
»Diesen Trick musst du mir eines Tages auch noch beibringen.« Sie hielt ihn auf Armeslänge von sich. »O nein, komm mir nicht damit, nur Engel wären dazu in der Lage!« Juna schnippte mit zwei Fingern, und im Kamin sprang ein Feuer an. »Das kann auch kein normaler Mensch. Anderenfalls hätte ich weit weniger Probleme in meinem Leben gehabt, das kannst du mir ruhig glauben!«
»Wenn du darauf bestehst …«
»Aber nein, das ist nicht meine Bedingung. Ich möchte diesen Abend einfach mit dir genießen, als läge nicht die Last der gesamten Welt auf unseren Schultern.«
Ehe sie es sich versah, hatte Arian sie angehoben und über die Schulter geworfen.
»Von Neandertalersex war nicht die Rede!«, keuchte Juna.
»So alt bin ich auch noch nicht. Aber ich muss dich warnen - zu meiner Zeit waren Frauen nicht viel mehr als eine hübsche Ware, derer man sich nach Belieben bediente.«
»Sehr witzig. Willst du mir etwa weismachen, dass dies alles ist, woran du dich erinnerst?«
»Die eine oder andere Kleinigkeit weiß ich durchaus noch.« Er betonte es, indem er sie noch fester umfasste und dabei kehlig lachte.
Juna befreite sich dennoch aus seinem Griff und sprang zu Boden. »Dann lass mich dir eine Nachhilfestunde in Sachen Matriarchat geben …«
23
N ach einer kurzen Nacht berichtete Juna über die Ereignisse, die sie während Arians Abwesenheit in Atem gehalten hatten. Er stellte häufig Zwischenfragen und zeigte sich nachdenklich, als er mehr über Lucians Engagement erfuhr.
»Vielleicht habe ich mich in ihm getäuscht«, gab er schließlich zu.
Doch Juna war immer noch entsetzt über Lucians höhnische Worte, nachdem sie ihn zurückgewiesen hatte. »O nein, ich habe mich von ihm täuschen lassen. Dabei war ich gewarnt. Er wollte meine Seele und ein bisschen Spaß noch als Dreingabe!«
Arian war überzeugt, dass mehr dahintersteckte. Er hatte noch nie gehört, dass Lucian eine Frau derart umworben hatte, nur um ihre Seele zu stehlen. Doch diese Überlegungen verriet er Juna nicht.
Juna war froh, das Thema so schnell wieder fallenlassen zu können. »Ich wundere mich, warum Sirona nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um mich zu finden, wenn ich wirklich so lange verschwunden war.«
»Wusste sie denn nicht, wohin du gehen wolltest?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Andererseits … es
war schon merkwürdig, dass sie ausgerechnet an diesem Abend hier mit Haarfarbe und einer kompletten Visagistenausrüstung aufgetaucht ist. Ich hatte angenommen, dass Cathure sie irgendwie manipuliert hat. So wie Lucian, der ihr die Erinnerung an seinen Auftritt in London komplett genommen hat. Übrigens ohne sie zu küssen. Dabei dachte ich, das wäre der Trick?«
»Das ist die nette Beigabe.« Arian blinzelte sie an. »Im Ernst: Normalerweise funktioniert es so am zuverlässigsten. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass Lucian nicht darauf angewiesen ist. Cathure ohnehin nicht, er gehört zu einer anderen Welt. Allerdings gibt es Menschen, die sehr leicht zu manipulieren sind. Sie würden auch den Einflüsterungen eines unbedeutenden Dämons gehorchen.« Er wirkte nachdenklich. »Wie hast du Sirona kennengelernt?«
»Cathure hat sie zu mir geschickt. Er hatte vermutlich Mitleid, und mit ihr konnte ich wenigstens über Engel sprechen. Sie hat ja selbst einen.« Juna musste lachen. »Entschuldige, das klingt ein bisschen, als würde ich über ein Haustier reden.«
»Und ich hatte schon gedacht, du wolltest mich domestizieren.«
»Ach nein, ich habe dich lieber frei und unberechenbar«, sagte Juna und bewies ihm, dass in ihr ebenfalls eine gehörige Portion Wildheit steckte.
Atemlos wand sie sich schließlich aus seiner Umarmung.
»Ich habe eine Idee! Wenn ich nachher Finn abhole, kommst du mit, und dann werden wir sehen, ob sie sich nicht kooperativ zeigt und uns verrät, wo ihre Freunde aus diesem Vertriebenenverein wohnen.«
»Juna, das geht nicht.«
»Warum?«
Arian schüttelte den Kopf. »Sie ist doch deine Freundin.«
»Ja, aber sie war ziemlich scharf darauf, mich mit diesen Leuten bekanntzumachen. Irgendwann hätte ich sowieso von dem einen oder anderen erfahren, wo er wohnt. Meinst du nicht auch?«
Er seufzte und stand auf. »Es ist nicht
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