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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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und wollte etwas entgegnen, doch sie hob die Hand.
    »Und was viel wichtiger ist: Werde ich dich lieben?« Juna blickte noch einmal zum Fenster hinaus. Sie sah auf die Stadt hinunter, in der die ersten Lichter aufblitzten. »Eine gemeinsame Zukunft bedeutet, dass wir niemals in Sicherheit leben können. Soll ich unserem Kind eines Tages die Warnung mitgeben: Nimm dich in Acht. Die Engel trachten dir nach deinem Leben ?« Juna schob sich eine rot leuchtende Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihr ständig vor die Augen fiel. »Willst du all das wirklich auf dich nehmen?«
    »Ein Kind?« Unglauben schwang in der Frage mit.
    »Willst du keine Kinder?«
    »Doch, schon.« Er sah sie verwirrt an. »Es wäre allerdings nicht der günstigste Zeitpunkt, meinst du nicht auch?«

    Sie ging nicht weiter darauf ein. »Was wollte Nephthys wirklich von dir?«
    Arian zog sich ebenfalls an, und Juna fragte sich nicht zum ersten Mal, wie es sein konnte, dass er ein Hemd überstreifte wie ein ganz normaler Mann, ohne sich dabei die Flügel einzuklemmen. Sie schienen im Moment gar nicht da zu sein, und das Verrückte war: Sollte er sie benötigen, würden sie nicht einmal das Hemd ruinieren. Sie nahm sich vor, ihn demnächst nach diesem Trick zu fragen. Aber wie hatte er so schön gesagt? Jetzt war nicht der günstigste Zeitpunkt dazu.
    Juna folgte ihm in die Küche und erfreute sich dabei am Anblick seiner maskulinen Gestalt. Auch ohne Flügel hätte sie ihn für den schönsten Mann des Universums gehalten.
    »Kaffee? Mit zwei Stückchen Zucker und ohne Milch?« Und den liebenswürdigsten. »Du hast es nicht vergessen!« Sie lächelte und setzte sich an den Tisch, wo er ihr wenig später ihren Kaffee servierte, der seinen Namen kaum verdiente, weil darin etwa so viel Koffein zu finden war wie in einem grünen Apfel. Juna war eigentlich Teetrinkerin, aber es gab Tage, da musste es einfach dieses schwarze Gebräu sein. Sie zeigte auf den zweiten Becher. »Du auch?«
    »Es wird Zeit, dass ich mich daran gewöhne.«
    Sie hob ihren Kaffeebecher und prostete ihm lächelnd zu. Dann trank sie einen großen Schluck. Die warme Flüssigkeit rann ihre Kehle hinab, und Juna senkte ihre Augenlider. »Köstlich!« Sie stellte den Becher ab. »Also?«
    Arian hatte jede ihrer Bewegungen verfolgt, als vollführe sie ein heiliges Ritual. Er schrak zusammen. »Oh, der Auftrag.«

    Und dann erzählte er ihr von Nephthys’ Wunsch, die gefallenen Engel, die Grauen , wie er sie nannte, zu finden.
    »Warum? Hast du dir schon einmal überlegt, was sie mit dieser Information anfangen will?«
    »Das geht uns nichts an.« Arian klang sehr bestimmt.
    »Also hast du sie gefragt.« Juna lächelte. »Und?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das Übliche. Kryptische Ansagen. Die Zeiten ändern sich, man müsse darauf reagieren …«
    Das klang vernünftiger, als sie erwartet hatte. »Hat sie dich früher in ihre Pläne eingeweiht?«
    »Nephthys ist … wie soll ich sagen? Sie wird in Elysium nicht nur respektiert. Sie verfügt über eine Macht, von der niemand weiß, wo sie beginnt und wo sie endet. Es heißt, sie verkünde das Schicksal nicht, sie sei es selbst.« Er streichelte Junas Hand.
    »Mit anderen Worten: Sie hat dir nie etwas verraten. Vertraust du ihr trotzdem?«
    Arian hielt in der Bewegung inne. »Ja. Jeder von uns braucht doch eine Sicherheit, eine zuverlässige Größe. Nephthys war beides für mich, solange ich denken kann.« Er machte eine vage Handbewegung. »Ein Wort von ihr hätte genügt, und die Gerechten hätten mich exekutiert. Das Vertrauen in ihre Aufrichtigkeit ist alles, was mir von meinem Glauben geblieben ist.«
    Das klang nicht besonders vielversprechend. Juna verstand, dass es für sie nur zwei Möglichkeiten gab. Entweder sie ging mit Arian, egal was passierte, oder sie verließ ihn - jetzt sofort. Die Entscheidung fiel ihr nicht schwer. »Also gut. Dann suchen wir die irdischen Engel, bevor unsere
selbstgerechten Freunde Wind davon bekommen. Aber es gibt eine Bedingung.«
    »Sag mir, was du verlangst, ich werde es tun.«
    »Nicht so voreilig. Ich verlange rückhaltlose Aufrichtigkeit. Du täuschst mich einmal … und ich bin weg.«
    »Ich gebe dir mein Wort.«
    »Und dein Herz?«
    Arian ergriff ihre Hand. »Das hast du doch schon längst!«
    Sie lachte lauthals. »Bestenfalls das, was davon übrig ist. Aber ich bin bescheiden. Und ich habe eine Idee!«
    »Warum habe ich den Eindruck, dass du ohne Gegenleistung nichts preisgeben

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