Fluegelschlag
ausliefern.
»Deine Freunde«, der Engel machte eine Handbewegung in Richtung der irdischen Engel, deren Flügel allesamt grau schimmerten. »Sie werden sterben. Willst du das?«
»Nein.«
»Du machst es mir nicht leicht …« Er verstummte, und
seine Augen wurden schmal. Alle Kombattanten hoben gleichzeitig die Köpfe und lauschten.
Ein fürchterlicher Sturm raste heran, ein Brausen und Heulen, als öffneten sich die Pforten der Hölle. Juna legte schützend die Hände über den Kopf und hoffte, die Bäume um sie herum würden dem Wind standhalten und sie nicht unter sich begraben. Erst wirbelte Staub auf, Blätter, Zweige brachen … dann kam der Regen. Er schlug alles Leben nieder, prasselte herunter wie eine entfesselte Macht. Kraftvolle Böen trieben ihn vor sich her, bis er zu nadelspitzen Eiskristallen gefror, die sich bald in faustdicke Hagelkörner verwandelten. Sie begruben das Land schließlich unter einer dicken Eisschicht.
Ebenso plötzlich, wie es gekommen war, verstummte das Inferno wieder. Ein Portal öffnete sich, dessen Ränder von Flammen gesäumt waren. Lucian trat heraus, wie ein übergroßer Racheengel, der er vor seinem Sturz auch gewesen war. Er trug die Finsternis wie einen Mantel, öffnete die Arme und entließ eine ganze Legion schwarzer Engel in die Welt. Die dämonischen Kämpfer übertrafen Junas finsterste Fantasie. Sie erschienen diszipliniert wie ein römisches Heer und doch zugleich so blutrünstig wie eine Meute wilder Hunde, die nur Lucians Macht daran hindern würde, die Welt zu überschwemmen und zu vernichten. Juna war sicher: Würde der mächtige Marquis in diesem Gefecht fallen und sie nicht wieder in die Unterwelt zurückbringen können, wäre die Menschheit für immer verloren. Sie war starr vor Angst.
Micaal indes wirkte vollkommen unbeeindruckt. Er hob sein Schwert, und zahllose weitere seiner Krieger erschienen aus dem Nichts und stellten sich hinter ihm auf. Als er den
Arm sinken ließ, folgten sie wie ein Mann seinem Zeichen zum Angriff.
Weiß erhob sich gegen Schwarz in einem Wirbel aus Schwertern, Flügeln und blitzender Energie. Juna hatte große Mühe, Arian im Auge zu behalten. Er rang mit einem Gerechten, bis dieser sich plötzlich in einen Sternenschauer auflöste. Noch bevor sein Gegner im Nichts verschwunden war, griffen ihn bereits zwei neue an, einer allerdings hatte den Arm kaum erhoben, als ihn ein blutiges Schwert zwischen den Schulterblättern traf und zu Boden streckte. Ein Dämon erschien, und Juna hätte schwören können, dass er lachte, während er die Klinge genüsslich im sterbenden Fleisch umdrehte. Die Konturen des Engels lösten sich auf. Zurück blieb lediglich eine Blutlache, die das schmelzende Eis am Boden rosa färbte.
Derweil hatte sich Arian seines anderen Angreifers entledigt und Micaal entdeckt, der sich dem Waldrand näherte. Im Nu war er bei ihm.
»Mach diesem Wahnsinn ein Ende!«
Die tödliche Klinge am Hals, erstarrte der Gerechte für einen Augenblick, dann explodierte er. Einer Supernova gleich löste sich sein Körper in Abermillionen zischende Lichtblitze auf.
Arian hielt sich schützend den Arm vor die Augen und sah deshalb nicht, wie Micaal hinter ihm, einem Geist ähnlich, erschien und in Sekundenschnelle in seine menschenähnliche Form zurückfand.
Der Gerechte umfasste sein Schwert mit beiden Händen und holte aus, um es Arian rücklings in die Brust zu stoßen - was ihm auch gelungen wäre, hätte ihn in diesem Augenblick nicht eine weiß glühende Kugel am Kopf getroffen.
Juna war nicht mehr zu halten. Nach ihrem Wurf zog sie ihr eigenes Schwert und stürzte sich auf Micaal.
Erstaunt drehte er sich um, der Feuerball schien kaum mehr als eine unwillkommene Störung zu sein.
Arian warnte: »Juna, nein!«
Doch sie war bereit, ihre Klinge mit dem Erzfeind zu kreuzen, um hier und ein für alle Mal die Verfolgung zu beenden.
Micaal dachte offenbar, er könne Juna mit einem lässigen Schwertschlag enthaupten.
Sie duckte sich blitzschnell, sprang nach links und stieß gleichzeitig vor. Ihm gelang es zwar ohne Anstrengung, rechtzeitig auszuweichen, dennoch färbte ein blutiger Streifen seinen Arm rot.
Aus dem Augenwinkel sah sie, dass von Arian keine Hilfe zu erwarten war. Die Gerechten hielten ihn in Schach.
Juna machte nicht den Fehler, Micaal noch einmal anzugreifen. Sie blieb sprungbereit stehen. Mit lockerem Handgelenk hielt sie das Schwert und wartete.
In den Augen des Gegners war keine Emotion zu
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