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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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saß, bewies er, dass er ein Herz hatte, und fuhr langsamer. Sie passierten eine Farm, auf der es nichts Interessantes zu sehen gab. Die Straße war inzwischen nicht mehr als ein asphaltierter Feldweg. Sie führte durch eingezäunte Wiesen, auf denen Schafe in dichtem Winterfell standen und ihnen träge nachsahen. Das Gras war an vielen Stellen noch braun, aber die Tiere, das wusste Juna, waren genügsam und blieben oft das ganze Jahr draußen. Nur die neu geborenen Lämmer wurden von den Farmern allmorgendlich eingesammelt und zusammen mit ihren Müttern für ein paar Tage im Stall untergebracht, bevor sie gesund und vollgefressen wieder hinaus auf die Weiden durften. Knorrige Bäume und kleine Steinmauern säumten nun den Weg. Rechter Hand erhoben sich die Fintry Hills, zur Linken fiel das Land sanft ab.
    »Sieh mal, das muss die Brücke sein, von der Maggie gesprochen hat.« Sie hatten gerade ein Wäldchen durchquert, und vor ihnen kreuzte ein Bach ihren Weg, der sich aus dem Hügelland durch die weiten Wiesen und Heideflächen seinen Weg bahnte. Die sorgfältig instand gehaltene Steinbrücke ließ erahnen, dass nach einem kräftigen Regen
aus diesem Bach durchaus einmal mehr als nur ein Rinnsal werden konnte.
    Arian setzte ein paar Meter zurück und stellte den Wagen auf einem Waldweg ab. Sie stiegen aus und sahen zur Brücke hinüber. »Das Gelände ist ideal«, hörte Juna Arian sagen.
    »Ideal wofür?« Doch dann begriff sie. »Für einen Kampf, meinst du.«
    Hier war die Natur noch nicht eingezäunt und gebändigt, vom Wind niedrig gehaltenes Buschwerk und freie Flächen wechselten sich ab. Die Landschaft erstreckte sich ungebrochen bis zu den Höhen der Fintry Hills, nur ein merkwürdiges Gebilde aus Steinen erhob sich wie ein mahnender Finger mittendrin. »Was ist das?«
    Arian, der eine Steinmauer am Straßenrand nach irgendwelchen Hinweisen abgesucht hatte, sah auf. »Vielleicht ein altes Steingrab.«
    Juna hätte sich das gern genauer angesehen, denn sie hatte ein Faible für Steinkreise, Megalithen und andere geheimnisvolle Überbleibsel längst vergangener Kulturen. »Solange du hier nach Spuren suchst, lasse ich Finn laufen. Es ist nicht fair - jetzt sind wir schon mal auf dem Land, und er sitzt entweder im Haus oder im Auto.«
    »Mir wäre es lieber, wenn ihr im Auto warten würdet.«
    »Ach komm schon. Wenn Micaal auftauchen sollte, sind wir in der Blechbüchse auch nicht sicher. Im Gegenteil, der Wagen könnte gut zum tödlichen Gefängnis werden.« Juna dachte daran, was schon ihr Feuer anrichten konnte. Wie viel stärker mochte da Micaals Engelsfeuer sein? Sie hatte keine Lust, sich bei lebendigem Leibe rösten zu lassen, und immerhin besaß sie Lucians Schwert und wusste sich damit zu verteidigen.

    Juna hatte sich bisher immer noch nicht getraut, Arian das kostbare Geschenk Lucians zu zeigen, weil sie einfach nicht wusste, wie er darauf reagieren würde. Ihr gefiel es jedoch immer weniger, ein so großes Geheimnis vor ihm zu haben, und sie nahm sich vor, Arian bei der nächsten Gelegenheit davon zu erzählen. Jetzt allerdings war er mit wichtigeren Dingen beschäftigt, und deshalb versprach sie, vorsichtig zu sein, öffnete den Kofferraum und ließ Finn frei.
    Der Hund sprang hinaus, schnüffelte ein wenig und lief dann den Pfad am Waldrand entlang, der vermutlich hinauf zu dem Steingrab am Hang führte.
    Na also , dachte Juna erfreut. Damit war die Entscheidung gefallen, und sie folgte ihm.
    Nachdem sie die Anhöhe erreicht hatte, bot sich ihr ein herrliches Bild. Die erwachende Frühlingslandschaft lag unter ihr und erstreckte sich bis zum Horizont. Im Westen meinte sie, das Meer zu erahnen, was natürlich nur eine Illusion war, denn so weit konnte ein Mensch nicht sehen. Weiter nördlich erhoben sich die Vorboten der Highlands aus dem einstmals vulkanischen Boden. Sie umrundete den Turm aus aufgeschichteten Steinen, entdeckte aber nichts Besonderes. Sie stellte sich vor, wie einst der Nationalheld Rob Roy mit seinen gestohlenen Rinderherden hier Halt gemacht hatte, um auf weiteres Vieh aus den Bergen zu warten. Vielleicht hatten seine Männer den Haufen aus langer Weile aufgeschichtet. Oder die Bauern sammelten an dieser Stelle einfach Feldsteine, um später eine Mauer daraus zu bauen.
    Finn knurrte und riss sie damit aus ihren Überlegungen. Mit schlechtem Gewissen sah sie in den sich verdunkelnden
Himmel - es musste mehr Zeit vergangen sein, als sie gedacht hatte, und es war kühl

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