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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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man ihm ja zu Lebzeiten auch unterstellt.
    Zwar hatte er auf die Erde zurückkehren dürfen, aber er hatte immer größere Mühe zu verbergen, dass ihm sein Job überhaupt nicht gefiel. Sein Boss begann bereits zu argwöhnen,
dass die Engelmacher bei Pasiel geschlampt hatten. Dies kam in letzter Zeit immer häufiger vor, und es wurde gemunkelt, dahinter stecke Methode. Nachbessern ging im Engelmachergeschäft angeblich nicht, und wäre er aufgeflogen, dann wäre er doch in der Hölle gelandet.
    Jemandem wie diesem Bondage-Dämon zu dienen, war sicher kein reines Vergnügen, aber möglicherweise das kleinere Übel und ganz bestimmt besser als bis zum Jüngsten Gericht im Tartarus, einer speziellen Hölle, in der angeblich die meisten gefallenen Engel eingekerkert waren, zu sitzen.
    Ob er sein Freund sein wolle, hatte der Dämon ihn gefragt, und der unglückliche Pasiel antwortete schließlich: »O ja!«
    Ehe er noch blinzeln konnte, fand er sich unter der Decke hängend in einem Raum wieder, der an eine leergeräumte Speisekammer erinnerte. Trotz der schwachen Beleuchtung glaubte er in einer Ecke dunkle Bündel hängen zu sehen.
    »Bedenke deine Wünsche gut, sie könnten in Erfüllung gehen!« Der Dämon klang erschreckend fröhlich … ebenso wie die heiteren Volksweisen, die auf einmal in ohrenbetäubender Lautstärke erklangen.
    Als Pasiel begriff, dass er nun wirklich in der Hölle gelandet war, befand sich Nácar bereits auf dem Weg zurück zu seinem Johnathon Arthur, den er nach dem Zwischenfall im Spielkasino ruhiggestellt hatte.
    Johns seltenes Talent mochte ihm vielleicht keine Rückkehr nach Elysium bescheren, aber vielleicht würde er mit seiner Hilfe die Legion zurückerobern können, die er bei der Auseinandersetzung mit einem Gegner des Marquis durch einen unglücklichen Fehler verloren hatte. Danach war sein Leben in Gehenna, der Welt der Dämonen, alles
andere als angenehm gewesen. Doch Nácar hatte immer ein zusätzliches Ass im Ärmel, und derzeit sah es ganz danach aus, als habe er die höchste Karte gezogen.
    Das Haarbüschel, das er immer bei sich trug, ermöglichte es ihm, die Dinge durch Johns Augen zu sehen. Deshalb hatte Nácar nach dem unglücklichen Schuss auch so schnell zur Stelle sein können. Was er dort vorfand, hatte ihn kurz sprachlos gemacht. Er hatte keine Ahnung von Johns geheimem Talent gehabt, bevor er die Schutzengel dank dieser außergewöhnlich seltenen Gabe selbst sehen konnte.
    Diesen Engelseher hat der Himmel geschickt! Nácars Lippen verzogen sich, als er über seinen eigenen Witz lachte. Die Chance galt es zu nutzen. Zuallererst war es jedoch erforderlich, dass er sich diese Kostbarkeit endgültig sicherte.
    Anders als die meisten Dämonenfürsten suchte er sein Personal nicht unter den Magiern und Hexen. Er bevorzugte schlichtere Gemüter mit einem natürlichen Hang zum Bösen, die vielleicht nicht so schnell lernten, ihm aber dafür stets hingebungsvoll dienten. Ein einziges Mal hatte er eine Ausnahme von seiner Regel gemacht, und was war dabei herausgekommen? Ein ambitionierter kleiner Geck, dessen Ehrgeiz einen Krieg ausgelöst hatte und der zu allem Überfluss sein erlerntes Wissen mit Nácars größtem Feind teilte und von diesem, als sei das alles nicht genug, in den Dämonenstand erhoben worden war.
     
    »Johnny!«, flüsterte eine sanfte Stimme. »Wach auf!«
    John, entlassen aus dem unnatürlichen Schlaf, in den der Dämon ihn versetzt hatte, öffnete die Augen. »Babette! Was tust du hier?« Er hatte nur eine vage Erinnerung an die Ereignisse im Kasino, aber der Anblick seiner Gespielin
vom Vortag, sterbend auf dem schmutzigen Teppich im Büro des Boxers, gehörte dazu.
    »Ich bin gekommen, um mich von dir zu verabschieden.« Sie streckte beide Arme aus und ergriff seine Hände, als sei er es, der des Trosts bedürfe.
    John ließ es geschehen. »Es tut mir leid!« Tränen standen in seinen Augen. »Ich wollte das nicht, ehrlich! Es war ein Unfall.«
    Mit wachsendem Entsetzen hörte er ihre nächsten Worte: »Ich kann dir nicht verzeihen«, sagte sie mit einer Stimme, die besser zu Liebesgeflüster gepasst hätte. »Das müssen andere tun.« Ihre Stimme wurde leiser. »Nur wenn du wirklich bereust, gibt es noch eine Chance.«
    »Aber ich bereue es. Ich bereue es ganz fürchterlich. Bitte …«, flehte er. »Bitte sage mir, was ich tun muss.«
    »Du musst ihm folgen und ewige Treue schwören. Er ist der Einzige, der dir helfen kann.« Ihre Erscheinung schien

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