Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
Vom Netzwerk:
vernichtenden Blick zu, aber wenigstens hielt sie den Mund. Vielleicht kriegte sie sich doch wieder ein.
    »Das Ganze war ein Missverständnis«, sagte ich. »So was kommt vor. Weißt du was: Wir trinken jetzt unsere Cola und dann tanzen wir. Ja?«
    Falsch. Grundfalsch.
    Ihre Augen schossen Blitze, als wollte sie die Fliesenwand versengen und mich gleich dazu. »Das wird dir noch leidtun!«, zischte sie, drehte sich um und rannte davon.

10
    »Tibby! Warte!« Ich wollte ihr nach, aber da sah ich mein Gesicht im Spiegel. Es war ferrarirot und auf der linken Wange hatte ich einen hässlichen schwarzen Streifen von der Wimperntusche. Irgendwie musste ich mir vorhin durchs Auge gerieben haben. Schnell zog ich ein Papier aus dem Spender und versuchte, die Bescherung wegzuwischen.
    Mit sehr mäßigem Erfolg: Aus dem schwarzen Streifen wurde ein schmieriger grauer und mein Gesicht war nun total fleckig.
    »Tibby!«, rief ich noch mal.
    Keine Antwort. Dafür stand plötzlich Easy in der offenen Tür und grinste leicht anzüglich. »Hi, Anna, kann ich dir vielleicht behilflich sein?«
    »Make-up-Entferner hast du vermutlich nicht dabei, oder?«, entfuhr es mir.
    »Nein.« Wieder dieses Grinsen. »Aber ich kann’s dir ja abküssen.«
    Wie? Meinte er das ernst? Oder war das wieder ein blöder Scherz?
    »Bitte …«, sagte ich und stockte dann, denn eine Hälfte von mir meinte »Bitte jaaaaa!« und die andere »Bitte lass den Quatsch!«.
    Ich war völlig durcheinander.
    Weil ich mir nicht anders zu helfen wusste, flüchtete ich in eine Toilettenkabine.
    Dort setzte ich mich auf den Klodeckel, stützte den Kopf in die Hände und wartete, dass mein Herzklopfen nachließ, mein Mund sich wieder normal anfühlte und der Kopf ein wenig klarer wurde. Was nicht passierte. Es passierte überhaupt nichts. Außer dass ich jetzt auch noch einen Knoten im Bauch spürte, der wuchs und drückte.
    Erst nach einer Ewigkeit traute ich mich wieder hinaus.
    Easy war weg.
    Ich versuchte, mein Make-up ein wenig auszubessern, aber je mehr ich mir im Gesicht herumwischte, desto schlimmer wurde es. Ich sah aus wie eine Kreuzung aus Gothicgirl und sterbendem Vampir.
    Was war nur in Tibby gefahren? Wir hätten doch in Ruhe reden können. Dann wäre das leidige Thema im Nu aus der Welt gewesen und wir hätten uns den Rest des Abends amüsiert. Wir beide, ganz ohne Jungs.
    Ich seufzte und machte mich auf die Suche nach ihr.
    Die Disco war jetzt brechend voll, ich wurde immer wieder angerempelt, und ein paar Leute meinten auch noch, mein Aussehen kommentieren zu müssen.
    Nach drei ergebnislosen Runden wurde ich nervös. Wo steckte Tibby?
    Ich entdeckte Tarik, der mit einem anderen Mädchen tanzte und anscheinend voll auf seine Kosten kam. Tarik war nun mal ein absoluter Tanzfreak. Dass es ihm nicht um mich gegangen war, sah selbst ein Blinder!
    Ohne viel Hoffnung begann ich mit Runde Nummer vier: über die Tanzfläche, zur Bar, am Podium vorbei.
    Der Knoten im Bauch wuchs allmählich zu einem schwarzen Loch heran, das mein gesamtes Selbstvertrauen aufsog. Und jedes Mal wenn ich an Easy vorbeikam, wurde das Loch größer.
    Nach fünf Runden kam mir die geniale Idee, dass ich Tibby eine SMS schicken könnte. Was hatte JP noch mal gesagt? Allenfalls einer von fünfhundert an unserer Schule hätte einen so scharfen Verstand wie ich? Und ich hatte eine komplette halbe Stunde gebraucht, um auf so eine simple Sache zu kommen. Wie mochte es da um die anderen 499 bestellt sein?

    Fast sofort kam die Antwort:

    Ich stand da, wie vom Donner gerührt.
    Die Tränen liefen mir über die Wangen. Mit einer heftigen Handbewegung wischte ich sie weg.
    »Was machst du denn da?«, klang es plötzlich neben mir.
    »So werden die Flecken nur noch schlimmer.«
    Easy!
    Er lächelte mich an, total lieb und ganz und gar nicht anzüglich.
    »Tut mir leid wegen vorhin. Ich wollte dich nur ein bisschen necken. Ist alles okay? Komm, ich spendier dir ’ne Cola.« Schon machte er dem Barkeeper ein Zeichen. Dann setzte er sich ganz entspannt auf einen Hocker, während bei mir die Nerven so blank lagen, dass sofort ein neuer Schwung Tränen kam.
    »Geht’s wieder?«
    »Nein, ich …« Mir fehlten die Worte. Rasch nippte ich an meiner Cola.
    »Ich glaube, ich geh nach Hause. Vorhin ist Tibby total ausgerastet. Und dann davongelaufen. Es ist alles so chaotisch und …«
    »Ist Tibby das dunkelhäutige Mädchen?«
    Ich nickte.
    »Was ist mir ihr?«
    Wortlos gab ich ihm mein iPhone und

Weitere Kostenlose Bücher