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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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…«
    Sie zeigte ihren Ausweis und ich zog sie mit in den Saal.
    »Reg dich nicht auf«, tröstete ich sie, »das ist der Typ echt nicht wert. Komm, ich spendier dir was: Cola, Saft – was magst du lieber?«
    »Cola, die ist auch braun«, schmollte Tibby, aber dann musste sie selber lachen.
    Im Saal hingen jede Menge Lichterketten von der Decke und an den Wänden flackerten kitschig bunte Rentiere mit Schlitten. Der Barkeeper trug eine Weihnachtsmannmütze mit blinkenden Sternen. Ich sah mich nach Easy um, entdeckte ihn aber nirgends.
    Tibby und ich schlenderten eine Weile hin und her, hielten nach bekannten Gesichtern Ausschau und versuchten, schon mal ein bisschen in Stimmung zu kommen.
    Es waren nur wenige Mitschüler da, ein paar andere kannte ich vom Hockey, und das war’s auch schon.
    Danny war auch da – leider. Sie stand mit ein paar Jungs zusammen, trug ein enges schwarzes Top, das ihren XXL-Busen betonte, und hatte sich mehrere dicke Protzketten umgehängt.
    Tibby und ich tanzten ein wenig, tranken dann noch was und schlenderten weiter.
    Da entdeckte ich Easy – halb versteckt hinter einer gigantischen Musikanlage.
    Mein Herz setzte ein paar Takte aus.
    Dann nahm ich all meinen Mut zusammen und winkte ihm, aber er war leider viel zu beschäftigt und bemerkte mich überhaupt nicht.
    »Ey, ihr beiden! Coole Musik, was?«, trompetete mir plötzlich jemand ins Ohr.
    Tibby verschluckte sich an ihrer Cola und begann, zu husten und die Augen zu verdrehen.
    Ich fuhr herum.
    Es war Tarik und er grinste mich breit an.
    »Hi«, sagte ich. Schrie ich, besser gesagt.
    Tibby wandte sich ab, die Hände vorm Mund.
    »Na, wie wär’s mit ’nem Tänzchen?« Auffordernd hielt er jeder von uns eine Hand hin.
    »Siehst du nicht, dass Tibby sich verschluckt hat?«, rief ich. »Bist du schon lange hier?«
    »Nee, eben gekommen«, sagte Tarik. »Alles klar, Tibs?« Er schlug ihr ein paarmal kräftig auf den Rücken.
    Der Husten ließ ein wenig nach und sie rang sich ein Lächeln ab. Die Tränen standen ihr in den Augen. Irgendwie süß.
    Tarik zog uns schwungvoll auf die Tanzfläche. »Und los geht’s, Ladys!«
    Die arme Tibby musste prompt wieder husten und begann, wild zu gestikulieren.
    »Moment noch«, sagte ich zu Tarik. »Geht’s wieder, Tibs?« Ich legte den Arm um sie und wollte sie zu den Toiletten führen, damit sie einen Schluck Wasser trinken konnte. Aber sie schubste mich weg, hustete wie verrückt und machte eine abwehrende Geste, so in der Art »geh und lass mich kurz in Ruhe«.
    Also folgte ich Tarik auf die Tanzfläche. Tibby würde sicher nachkommen.
    Easy hatte echt heiße Musik aufgelegt. Und als Tarik mit den Hüften zu kreisen begann, bekam ich Lust mitzumachen.
    Ich genoss den Sound und schloss für einen Moment die Augen, spürte den Beat in meinem Körper.
    Ich warf einen raschen Blick in Tibbys Richtung. Jemand hielt ihr gerade ein Glas Wasser hin, also kam sie wohl zurecht.
    Tarik war echt ein klasse Tänzer. So elegant würde ich das nie hinkriegen, aber das war jetzt egal. Ich wollte einfach nur tanzen und alles andere um mich herum vergessen.
    Ich holte tief Luft und legte los.
    Tarik nickte anerkennend und hob kurz den Daumen.
    Der Rhythmus fuhr mir in die Beine. Ich tanzte, was das Zeug hielt, und der ganze Frust wegen der Schule und die Angst, ich könnte mit meinem heimlichen Discobesuch auffliegen, fielen von mir ab. Ich tanzte die düstere Winterstimmung aus mir heraus und die ganzen Sorgen wegen Tibby. Für kurze Zeit vergaß ich völlig, dass sie – vermutlich noch immer hustend – am Rand der Tanzfläche stand. Für mich gab es nur noch ein wirbelndes ekstatisches Jetzt.
    Tarik und ich vollführten die gewagtesten Drehungen und bewegten uns an den anderen vorbei quer durch den Saal. Es war irre, toll, einzigartig!
    Dann kamen wir an Tibby vorüber.
    Sie stand an der Bar und trank aus ihrem Wasserglas. Den Husten schien sie zum Glück losgeworden zu sein, aber sie machte keine Anstalten, auf die Tanzfläche zu kommen. Sie blickte mich finster an und machte mir noch immer irgendwelche Zeichen. Was wollte sie nur?
    »Komm, Tibby!«, schrie ich. »Mach mit!« Ich winkte ihr ausgelassen zu.
    Sie blieb wie angewurzelt stehen, warf mir funkelnde Blicke zu und schüttelte energisch den Kopf.
    Aus der Frau wurde man einfach nicht schlau. Aber im Moment war mir das so was von egal. Sollte sie doch schmollen. Ich tanzte!
    Ein langsameres Stück setzte ein und ich kam endlich zum

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