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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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alle verreist.
    Plötzlich fiel mir Easy ein.
    Er hatte mir eine Cola spendiert und mit mir geredet, obwohl ich ausgesehen hatte wie ein kranker Vampir. Ich hatte ihm wegen der Sache mit Tibby die Ohren vollgejammert, er hatte mich heulen sehen. Bei ihm hatte ich nichts mehr zu verlieren.
    Ich warf den PC an, rief Facebook auf und chattete ihn an.

    Er schrieb sofort zurück.

    Sam, die Tratschtante! Als hätte es nicht gereicht, dass er mich mitten in der Nacht verfolgt. Jetzt erzählte er mein Missgeschick auch noch überall herum! Und dann musste er auch noch ausgerechnet mit Easy darüber reden! Wie konnte er bloß? Vor Wut stieg mir das Blut ins Gesicht.
    »Was meinst du?«, schrieb ich. »Was genau hat Sam erzählt?«
    »Naja, ich hab dich mutterseelenallein durch die Nacht radeln sehen und bin dir ein Stück nachgefahren …«, schrieb Easy.
    In dem Moment klopfte es.
    Pa und Ma wollten mit mir reden. Mit besorgter Miene, einem Becher Tee und zwei belegten Broten standen sie da.
    Ich schloss den Chat mit: »Tut mir leid, das Chaos. Muss aufhören. Werd dich vermissen. Schöne Ferien! xx Anna.«
    Dann führten wir ein mühsames Gespräch in Spießer-Blabla.
    »Du musst dir klar darüber werden, was du angerichtet hast«, sagte Pa.
    »Und den Schaden gutmachen«, sagte Ma.
    Ich dachte, sie meinte Tibbys Haustür. »Ich konnte doch nicht wissen, dass die so morsch ist«, verteidigte ich mich.Glaubten sie etwa, ich hätte mir ein neues Hobby zugelegt: Türeneintreten?
    Aber sie sagten, darum gehe es überhaupt nicht. Die kaputte Tür sei ein Sachschaden, der sich ohne Weiteres ersetzen lasse. Viel schlimmer sei, dass ich ihr Vertrauen missbraucht hätte.
    Ansonsten sagten sie nicht allzu viel. Nach Ägypten durfte ich zum Glück mit. Und hinterher würde man weitersehen, sagte Pa.
    Wahrscheinlich kam mir zugute, dass ich die meiste Zeit den Mund hielt, nickte und schuldbewusst guckte … und dabei an Easy dachte. Easy, der so besorgt gewesen war, dass er mir nachgefahren war. Der wunderbar grüne Augen hatte. Der mir in der Disco zum Trost eine Cola spendiert hatte. Mir wurde ganz wohlig und warm ums Herz.
    Vielleicht tat ich Sam unrecht. Schließlich war er extra aufgestanden, um mir zu Hilfe zu kommen. Aber warum? Wie hatte er davon gewusst?

Das Nichtsgefühl verflüchtigt sich allmählich. Ich bin wieder da. Kann wieder durchatmen. Klar denken
.
    Und sofort stellt sich die große Frage: Hätte ich wirklich nichts tun können, um das Drama zu verhindern?
    Hätte ich nicht ausgehen sollen?
    Wäre mit Sicherheit besser gewesen. Aber wenn ich mein ganzes Leben brav zu Hause bleibe und den Kopf unter die Decke stecke, kann ich mich auch gleich in einen Sarg legen. Was macht es für einen Unterschied, ob ich bis halb zwei mit Tibby in ihrem Zimmer quatsche oder bis halb zwei in der Disco tanze?
    Hätte ich nicht mit Tarik tanzen sollen?
    Tibby hat schließlich gesagt, sie findet ihn albern und kindisch. Ich habe mich von seiner Tanzwut anstecken lassen, das stimmt, aber er tanzt nun mal super, und wozu geht man sonst in die Disco? Ich hatte einfach Spaß mit ihm. Und genau das war falsch. Fälscher als falsch. Wer geht denn auch aus, um Spaß zu haben und zu tanzen? Wie konnte ich nur!
    Hätte ich besser vorbereitet sein sollen?
    Klar, es wäre schlau gewesen, wenn ich einen Reserveschlüssel dabeigehabt hätte. Und eine Sicherheitsnadel, um ihn am Rock festzumachen. Ein Fläschchen Make-up-Entferner wäre auch nicht verkehrt gewesen, dazu Schminktücher und ein Vergrößerungsspiegel. Und das Ladegerät fürs Handy und eine wasserdichte Handytasche. Dann noch Haarbürste, Deo, einen Abdeckstift für Flecken und Pickel, Kopfschmerztabletten, Pinzette und einen Satz künstliche Fingernägel, falls mir einer abbricht. Ein bisschen Schusterleim für die Stiefelabsätze, Pfefferspray für unterwegs, Nähzeug mit verschiedenfarbigem Garn, vielleicht noch ein paar Ersatzknöpfe, mein Adressbuch für den Fall der Fälle, meinen Krankenversicherungsausweis und die Kundenkarte von der Apotheke. Einen Mini-Feuerlöscher vielleicht noch und – nicht zu vergessen – Gummistiefel, Mütze, Schal und einen Taschenofen für die kalten Hände. Schlafsack und Zahnputzzeug am besten auch. Und dazu einen Rollenkoffer Größe XXXXL, um den ganzen Kram unterzubringen. Ach, und natürlich einen Verbandskasten!
    Ja, das wäre garantiert besser gewesen
.
    Schlussfolgerung:
    Na also: Ich hätte es leicht verhindern können. Wenn ich mich

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