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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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wie ein Zombie mit Kaffeewärmer auf dem Kopf saft- und kraftlos ins Bett gelegt hätte und mir ansonsten von meinen Eltern, der Schule und allen anderen, die glauben, über mein Leben bestimmen zu dürfen, brav hätte alles vorschreiben lassen,dann wäre nichts passiert. Ich hätte einfach nur beschließen müssen, keinen Spaß mehr zu haben und keusch den Blick zu senken, wenn ein Junge mich anguckt. Nie mehr etwas Neues auszuprobieren und dabei eventuell Fehler zu machen. Ja, dann wäre jetzt alles in bester Ordnung
.
    So, das ist meine Antwort!
    Nicht mein Ding! Dann sterbe ich lieber gleich!
    Und deshalb verstehe ich das mit Tibby einfach nicht. Ihre Eltern haben sie vernachlässigt und sie war arm dran deswegen, keine Frage, aber dafür konnte sie immer tun und lassen, wozu sie Lust hatte
.
    So was ist doch toll!
    Und was macht sie? Wirft alles weg
.
    Im Grunde hatte es auch Vorteile, dass ich nicht gut vorbereitet war. Wenn ich nun Pfefferspray dabeigehabt hätte – armer Sam!

Anubis
    Es klopfte.
    »Ich will meine Ruhe!«, rief ich. »Haut ab.«
    Es klopfte noch einmal. »Darf ich reinkommen?«
    Es war Sam. Er stellte mir einen Tee hin. Schon wieder Tee …
    »Ich wollte mal nach dir sehen. Hast du schon gepackt? Was macht dein Bein?«
    »Geht so«, sagte ich.
    Ich hatte ein paar T-Shirts bereitgelegt, weiter war ich nicht gekommen. Ich fühlte mich hundeelend. Mein Bein schmerzte, aber etwas anderes, tief in meinem Innern, schmerzte noch viel mehr. Es fühlte sich an wie die Splitter meines eigenen Lebens.
    Sam setzte sich aufs Bett und wickelte einen Schokoriegel aus. Vollmilch-Nuss. Er gab mir die Hälfte und schob sich den ganzen Rest auf einmal in den Mund.
    »Was war da eigentlich los, bei Tibby?«, fragte er kauend.
    »Das sollte ich besser dich fragen. Wie kamst du auf die Idee, mich dahin zu verfolgen?«
    »Easy hat angerufen und gesagt, dass er dich gesehen hat, wie du in ziemlich desolatem Zustand durch die Straßen gefahren bist. Er hatte es vorher bei dir auf dem Handy versucht, um zu fragen, ob du gut nach Hause gekommen bist, und hatte dich nicht erreicht.«
    »Ach ...«
    Sam war also auf Easys Anruf hin gekommen.
    Total lieb. Von beiden übrigens.
    Ich entspannte mich ein wenig.
    »Warum bist du mitten in der Nacht in der Stadt rumgefahren und dann auch noch in dieser seltsamen Montur? Du wolltest doch bei Tibby übernachten«, sagte Sam.
    »Weil mir eiskalt war. Und nach Hause konnte ich nicht, weil alle Türen zu waren und ich keinen Schlüssel hatte.«
    Ich erzählte ihm, wie Tibby wegen der Sache mit Tarik ausgeflippt war und mir diese fiese SMS geschickt hatte. »Und dann werde ich auch noch verfolgt«, schloss ich.
    »Stimmt, von mir.«
    »Das konnte ich doch nicht ahnen! Warum hat Easy bei dir angerufen? Und mich nicht einfach angehalten?«
    »Weil du auf einmal weg warst. Außerdem hatte er das Auto voller Sachen, die er noch irgendwohin bringen musste. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, Anna. Du hättest mich doch anrufen können.«
    »Was du nicht sagst! Stell dir vor, ich ruf an und sage: ›Hilfe, Sam! Lass mich rein!‹ – ›Okay‹, sagst du und machstmir die Tür auf. Und damit hast du mich dann für den Rest meines Lebens in der Hand. ›Ach, Anna, leg doch mal eben die Wäsche zusammen, sonst sage ich es Pa und Ma. Mäh den Rasen, Anna, sonst sage ich es Pa und Ma.‹ Darauf hatte ich echt keine Lust. Und als ich später anrufen wollte, hat das Handy nicht mehr funktioniert.«
    Sam straffte den Rücken. »Na, hör mal! Wofür hältst du mich?« Er starrte mich empört an.
    »Mit dem Becher hast du’s doch auch gemacht«, sagte ich. »›Wenn du ihn jetzt nicht klebst, erzähle ich Pa und Ma, dass du heimlich in die Disco willst.‹«
    Sam lehnte sich wieder zurück und pulte ein Nussstückchen aus den Zähnen. »Hallo, der Becher lag schon Monate bei dir rum!«
    »Du hättest einfach was sagen können, ohne mich unter Druck zu setzen.«
    »Stimmt, hätte ich.« Er zuckte mit den Schultern, halb gleichgültig, halb schuldbewusst. »Aber traust du mir wirklich zu, dass ich dich in einem fort erpressen würde?«
    »Nein.« Ich grinste und kam mir reichlich blöd vor. »Ich wollte auch irgendwie lieber allein zurechtkommen, weißt du. Und deine Hilfe hat es ja eigentlich auch nur schlimmer gemacht.«
    Jetzt war Sam an der Reihe, schief zu grinsen.
    »Warum hast du überhaupt wie ’ne Irre gegen die Tür getreten?«
    »Weil sie klemmt. Ich konnte doch nicht wissen, dass sie

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