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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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angerufen haben?«
    »Mehr darf ich dir leider nicht dazu sagen. Das ist eine Angelegenheit zwischen Tibbys Eltern und mir. Das verstehst du hoffentlich.«
    Aha, das Spießer-Blabla meiner Eltern beherrschte JP also auch.
    Er setzte die Brille wieder auf.
    Das war’s.
    Ich war enttäuscht, denn ich hatte gehofft, er würde rasch eine Lösung finden.
    Erst versuchte ich es mit Anrufen, wenn auch ungern. Ich hatte jedes Mal Angst, wieder den betrunkenen Jeff an die Strippe zu kriegen. Aber meist wurde gar nicht abgenommen, und als ich Tibby endlich erreichte, war sie kurz angebunden und legte schnell wieder auf.
    Daraufhin schickte ich ihr SMS, jeden Tag ein paar. Über irgendwelche netten kleinen Belanglosigkeiten. Zum Beispiel Eileens neuen Nagellack, Perlmutt mit blauem Glimmer, und ob sie den vielleicht auch wolle.
    Keine Reaktion.
    Ich simste, auf dem Schulhof stehe jetzt ein potthässliches Ungetüm, das wie ein Galgen aussehe, aber Kunst sein solle. Und dass Putzteufel die Arbeiter wie ein Feldwebel schikaniert und rumkommandiert habe.
    Keine Reaktion.
    Ich simste, dass es bei H&M total günstige blaue Tops gebe.
    Und bekam eine patzige Antwort, in der Tibby sich über Ramsch und Kinderarbeit aufregte.
    Ich simste, sie fehle mir und wann sie denn endlich wiederkomme.
    »Montag oder so«, lautete die Antwort.
    Aber am Montag tauchte sie auch nicht auf.
    Mir fiel nichts mehr ein. Sollte ich ihr vielleicht von Easy und mir erzählen? Beim letzten Mal war sie völlig desinteressiert gewesen. Und es schien mir auch nicht passend, ihr zu schreiben, wie happy ich gerade war.
    Ich wusste mir keinen Rat mehr.
    Neun Jahre ging ich jetzt schon in die Schule und was hatte ich bisher gelernt?
    Ich konnte imaginäre Dreiecke zerteilen. Hurra! Aber wie ich meiner Freundin helfen konnte – keine blasse Ahnung. Wenn ich Bauchweh hatte, dann wusste ich, dass es daran lag, dass Bauchspeicheldrüse und Zwölffingerdarm sich verkrampften. Aber ich hatte keinen Schimmer, warum sie jedes Mal, wenn ich Easy sah, einen Tanz aufführten.
    Ich versuchte, so wie alle anderen zu sein und nicht mehr daran zu denken. Ich malte mir aus, wie es mit mir und Easyweitergehen würde, und beteiligte mich eifrig an den letzten Vorbereitungen für das Kunstfest am Freitag. Wir flochten lange blaue Girlanden. Sarah hatte eine Ladung schwarze und blaue Luftballons bestellt und Jeske hatte eine Gasflasche mit Helium aufgetrieben, damit wir wie die kleinen Kinder einen Ballonwettbewerb veranstalten konnten. Ich half Easy beim Aufhängen der Discobeleuchtung. Andere hatten Fähnchen gebastelt und sogar einen ziemlich albernen blauen Baldachin, unter dem der Künstler, der Bürgermeister und JP stehen sollten. Bestimmt würde sich auch Putzteufel dazustellen, als wäre er der König und die anderen seine Lakaien. Wir freuten uns schon auf den Anblick.
    Jeske meinte, wir vom Festausschuss müssten jederzeit ansprechbar sein und sollten deshalb ein Erkennungszeichen tragen. Nach langem Hin und Her über Aufnäher, Medaillen, Hüte und Schleifen stand fest, dass wir blaue Krawatten tragen würden.
    Es war eine angenehme Hektik, und ich genoss es.
    Ich simste Tibby, das Kunstwerk sei jetzt bereit zur Enthüllung.
    Keine Reaktion.
    Ich simste, das Fest werde bestimmt ein voller Erfolg, und in der nächsten SMS fragte ich, ob sie kommen würde.
    Noch vor Ende der letzten Versammlung meldete sie sich:

    Ich schöpfte wieder Hoffnung. Endlich raffte sie sich auf. Natürlich wusste ich, dass Tibby öfter mal etwas dahersagte,um mich abzuwimmeln, aber diesmal war es nicht so. Sie meinte es ehrlich, das spürte ich, und ich freute mich riesig.
    »Du strahlst ja richtig«, flüsterte Easy mir zu. »Deine Augen leuchten wie Sterne.«
    Da freute ich mich noch zehnmal mehr.
    Nach der Sitzung – die anderen gingen schon – wollte Easy mit mir reden. Danny bedachte mich mit einem giftigen Blick, aber ich machte mir nichts draus und Easy bemerkte sie nicht mal.
    »Ich hab was vor.« Er wisperte mir seinen Plan ins Ohr.
    »Du spinnst!«, sagte ich. »Das traust du dich nie.«
    »Und ob. Was ist: Machst du mit? Dann hol ich dich am Freitag um halb sechs ab.«
    »Logisch mach ich mit.«
    Ich fand seine Idee supercool, das war fast schon eine Kunstaktion.

12
    Am Donnerstagmorgen war es grau und bewölkt. Gegen Mittag setzte ein kalter Nieselregen ein, der nicht mehr aufhören wollte und mir gründlich die Laune verdarb, weil ich noch immer keine neue Regenhose hatte und mir

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