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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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zudem Sorgen machte, das Fest könne buchstäblich ins Wasser fallen.
    In der großen Pause sprach Tarik mich an. Er hatte sich anscheinend erkältet, denn er hustete in einer Tour.
    »Ey, Anna, ist … äh … ist Tibby eigentlich sehr krank?«
    »Warum fragst du mich das?«
    »Weil ihr doch sonst immer zusammen seid«, sagte er. »Ihr Mädchen, meine ich. Immer im Rudel unterwegs, wie die Wölfe.«
    Wölfe? Klar, was sonst?
    Ich nickte unbestimmt.
    »Hast du ’ne Ahnung, ob’s ihr inzwischen besser geht?«, hakte er nach. »Oder kommst du am Wochenende allein ins
Sisters

    Ins
Sisters
? Wollte er, dass ich allein in die Disco kam? Oder wollte er Tibby sehen?
    »Wenn du auf Tibby stehst, dann geh nachher doch mal bei ihr vorbei.«
    »Ach nee, ich wollt’s nur wissen«, erwiderte er. »Einfach nur so.«
    »Einfach nur so?«, wiederholte ich.
    Tarik wandte sich schon zum Gehen, aber so leicht kam er mir nicht davon. Ich hielt ihn am Ärmel fest.
    »Warum hast du nach Tibby gefragt? Das hat doch einen Grund.«
    »Ich muss mit ihr reden«, sagte er. »Es ist wichtig.«
    »Dann ruf sie an. Hast du ihre Nummer?«
    »Sie geht … äh … geht nicht dran.«
    Ich atmete auf. Er hatte es bei ihr versucht, das war immerhin etwas.
    Dass sie nicht ans Telefon ging, war allerdings kein gutes Zeichen. Sie musste doch Tariks Nummer auf dem Display erkannt haben!
    »Du hast sie also nicht erreicht.«
    Tarik hustete und machte ein schuldbewusstes Gesicht. Mir schwante Übles.
    »Was hast du zu ihr gesagt?«, forschte ich nach. »Tibby mag dich, sie ist in dich verknallt.«
    »Wie? Was?« Tarik fuhr zusammen, wie von einer Tarantel gestochen. »Die steht auf mich? Das darf nicht wahr sein! Mist!!!«
    »Was ist daran so schlimm?«
    »Nichts, das heißt, alles. Mist, Mann! Ich hab sie nämlich gefragt, ob … äh … ob …«
    »Sag schon!«
    »Ich hab sie gefragt, ob das zwischen dir und diesem DJFuzzi was Dauerhaftes ist und ob du wohl am Samstag ins
Sisters
kommst. Mehr nicht, ich schwör’s! Das war alles. Und da hat sie einfach aufgelegt.«
    »Wie bitte?
Das
hast du sie gefragt? Tibby steht total auf dich, Mann! Bist du blind, oder was?«
    Mein Bauch krampfte sich zusammen. Ich musste schleunigst zu Tibby. Aber ich konnte jetzt nicht weg, gleich in der nächsten Stunde schrieben wir einen Mathe-Test, und Frau Driessen war ohnehin nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen. Und danach hatten wir Erdkunde.
    Ich verbrachte die Stunde hauptsächlich mit Nägelkauen. Wir mussten Dreiecke zeichnen, Schnitte machen und Winkel berechnen – Dinge, die mir normalerweise leichtfielen, aber heute war der Wurm drin. Ich schaffte gerade mal zwei Aufgaben, vermutlich beide falsch. Dafür hatte ich sämtliche Nägel abgekaut.
    Nach der Stunde verzog ich mich auf die Toilette, um in Ruhe nachzudenken. Ich musste schnell etwas tun, wusste jedoch nicht, was.
    Ich versuchte es noch mal bei Tibby, aber niemand nahm ab, wie erwartet.
    Was nun? Sollte ich zu ihr fahren und wieder an die verschlossene Tür hämmern? Oder zu JP gehen? Aber was sollte ich dem sagen? Dass Tarik Tibby erzählt hatte, dass er auf mich steht, wo doch Tibby in ihn verknallt war? Das klang wohl eher nach Teenager-Drama oder schlechter Daily-Soap. JP würde sich kaputtlachen.
    Mir platzte fast der Kopf. Wenn Tibby nun … wenn sie sich womöglich … und ich war schuld …
    Ich traute mich nicht weiterzudenken.
    Zum Glück brauchte ich das auch nicht, da in diesem Moment mein Handy vibrierte.
    Eine SMS, von Tibby. Endlich! Mit zittrigen Fingern öffnete ich die Nachricht.

    Nicht meine Schuld. Das klang, als hätte sie aus der Ferne meine Gedanken gelesen. Ich atmete auf, doch dann wurde mir bewusst, was da stand, und auf einmal drehte sich alles. Was sollte das heißen:
Bin am Ende?
Und
was
war nicht meine Schuld?
    In fliegender Hast wählte ich ihre Nummer, trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Geh ran, geh ran, geh ran!
    Verdammt, die Mailbox! Ich versuchte es wieder und wieder, musste aber schließlich einsehen, dass ich so nicht weiterkam. Also simste ich ihr:

    Ich rannte den Flur entlang.
    Mir war egal, ob Putzteufel mich beim Schwänzen erwischte. Ob ich für die nächsten drei Jahre Hofdienst haben würde. Ich nahm jede Strafe in Kauf. Ich musste zu Tibby, auf der Stelle.
    Ich stürmte an unserem Klassenzimmer vorbei. Die Erdkundestunde hatte bereits begonnen. Egal. Schnell weiter.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte ich die Treppe hinauf zu den

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