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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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angehende Ägyptologin gut daran, dich ein wenig darin zu vertiefen. Wenn du mit den normalen Aufgaben fertig bist, darfst du in meinem Unterricht dieses Buch lesen. Unter der Voraussetzung, dass du hin und wieder ein Stück Text ins Lateinische übersetzt und dir Gedanken zur Grammatik machst.«
    »Wie? Das darf ich haben? Aber …«
    Ich war baff.
    Er nickte. »Dann langweilst du dich wenigstens nicht mehr in meinen Stunden.«
    »Ist ja irre! Vielen Dank, Herr de Wit. Als Sie vor den Weihnachtsferien sagten, das hätte noch ein Nachspiel, ich meine die Sache mit der Klassenarbeit, da dachte ich, ich würde eine grässliche Strafe bekommen.«
    »Nun, das habe ich auch erwogen«, sagte Fred. »Aber das Buch schien mir die bessere Lösung.« Er lächelte breit und sah mit einem Mal zehn Jahre jünger aus. »Ich hätte es dir schon früher gegeben, aber bei mir zu Hause wurde umgebaut und sämtliche Bücher waren in Kartons. Also, dann mal los, Fräulein Champollion!«
    »Darf ich einfach übersetzen, was ich will? Und ein Wörterbuch dabei verwenden?«
    Fred nickte wieder. »Mich hat die Ägyptologie auch schon immer fasziniert. Deshalb hatte ich sie im Studium als Nebenfach, dazu Arabisch. Ich kann’s dir also nur empfehlen. Es befreit dich allerdings nicht von Latein. Du schreibst selbstverständlich alle Klassenarbeiten mit, und wehe, deine Noten lassen nach.«
    Die Texte in dem Buch waren ungeheuer schwer zu übersetzen. Ellenlange Sätze, aber dafür supertolle Fotos. Als ich das Wörterbuch zu Hilfe nahm, kam ich ganz gut voran. Und an den Rand meines Hefts schrieb ich überall
Easy
in Hieroglyphen.
    Es wurde die beste Lateinstunde meines Lebens.
    Tibby simste nicht zurück. Eileen bemerkte in der Pause meine Ungeduld.
    »Easy?«, fragte sie.
    »Nein, Tibby.«
    »Lass sie doch«, sagte sie. »Die kommt schon wieder. Wahrscheinlich hat sie momentan ein kleines Tief.«
    »Kleines Tief? Wohl eher einen Krater. Ich hab ein ganz schlechtes Gefühl. Ich geh jetzt zu JP. Kommst du mit?«
    »Zu JP? Spinnst du? Du kannst ihn doch damit nicht belästigen«, sagte Eileen bestimmt. »Du bist überbesorgt, Anna. Das ist zwar lieb von dir, aber du darfst dich da nicht so reinhängen. Wollen wir heute Nachmittag zusammen shoppen?«
    »Sorry, aber mir ist nicht danach«, sagte ich. »Ich geh lieber jetzt gleich zu JP. Einfach zur Sicherheit.«
    »Na gut, dann viel Erfolg.«
    Es klang aufrichtig, aber mitkommen wollte sie anscheinend nicht. Schade.
    Dummerweise war JP nicht in seinem Büro. Die Sekretärin sagte mir, dass er den ganzen Tag über in einer Besprechung sein würde.
    Ich legte ihm einen Zettel ins Fach. Und guckte mich dann um, ob Easy irgendwo zu sehen war.
    Wo steckte er bloß?
    Ich hatte Mühe, mich auf den Unterricht zu konzentrieren. War ich echt so ein überbesorgter Angsthase? Eileen machte sich nie großartig Gedanken um irgendwas.
    Ich wollte, ich könnte die Dinge auch so sehen wie sie, aber das ging nicht. Sogar in der Mittagspause spukte mir ständig Tibby durch den Kopf.
    »Na, du bist ja ganz in Gedanken.« Ich drehte mich um und blickte in ein paar schelmisch zwinkernde grüne Augen.
    Easy!
    »Hi … hallo. Ich, äh … ich …« Dann riss ich mich zusammen. »War’s schön in Den Haag?«
    Er nickte. »Hast du heute Nachmittag Zeit?«
    Ich musste zum Hockeytraining und außerdem noch einkaufen, aber er lachte so himmlisch. Erwartungsvolle Schauer liefen mir über den Rücken. »Eine Stunde ist drin«, sagte ich.
    Die goldenen Sprenkel in seinen Augen leuchteten auf. »Prima. Dann zeige ich dir mein neues Mischpult.«
    Er nahm meine Hand. Flatterdi-flickflack.
    Sein Mischpult? Mir war alles recht. Denn ich war rasend neugierig, wo er wohnte. Und auf sein Zimmer.
    Und auf seine Arme.
    Easy wohnte am Stadtrand, im neunten Stock. Von unten sah der Wohnblock nach nichts aus, aber oben hatte man einen grandiosen Ausblick auf die Umgebung.
    Die Wohnung war mit Korkboden ausgelegt. Stühle und Bücherregale waren aus stark gemasertem Holz und das Sofa mit rotem Leder bezogen. Auf dem Wohnzimmertisch stand ein großer Blumenstrauß. Die Einrichtung schien bunt zusammengewürfelt, strahlte aber eine freundliche Atmosphäre aus, in der ich mich auf Anhieb wohlfühlte.
    Easy kochte Tee.
    Während er in der Küche beschäftigt war, schaute ich noch mal schnell auf mein Handy. Tibby hatte nichts von sich hören lassen. Ob JP schon mit ihr gesprochen hatte? War sie womöglich wütend auf mich?
    Schließlich kam

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