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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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Schließfächern.
    Dort stand Easy.
    »Na, hast du auch schon Schluss?«, fragte er. Als er mein erhitztes Gesicht sah, guckte er besorgt: »Was ist los, Anna?«
    »Ich muss … muss ganz schnell … äh …«, stotterte ich.
    Es tat so gut, ihn zu sehen. Für einen Moment dachte ich nicht mehr an Tibby und die Schmetterlinge wollten schon zu tanzen beginnen.
    »Ich muss zu Tibby. Bei ihr stimmt was nicht.« Rasch drehte ich mich um, weg von seinem liebevollen Blick. Die Schmetterlinge mussten warten.
    »Ist was passiert?«
    »Ich fürchte, ja …« Ich stopfte meine Sachen ins Fach. »Da, lies mal.« Ich hielt ihm mein iPhone hin. »Ich hab ein ganz ungutes Gefühl. Sorry, aber ich muss sofort los.«
    Er gab mir das Handy zurück und nahm meine Hand. »Erklär mir alles unterwegs. Ich fahr mit.«
    Eine Welle der Erleichterung erfasste mich. Ich war so froh, dass ich das nicht allein durchstehen musste, dass Easy bei mir war! Mir kamen fast die Tränen, während wir Hand in Hand die Treppen in die Pausenhalle hinabliefen.
    Easy wollte zum Hauptausgang, direkt an Putzteufels Kabuff vorbei. Ich konnte ihn gerade noch rechtzeitig zum Hinterausgang lotsen.
    Wir schlüpften ins Freie und eilten hinter der schützenden Hecke entlang zu den Fahrrädern.
    Dort kämpfte ich mit dem Schloss, das nicht aufgehen wollte. Meine Finger zitterten.
    »Ganz ruhig«, sagte ich mir und versuchte es erneut. Aber der Schlüssel hatte sich verbogen.
    »Geh auf, los!«, zischte ich beschwörend und ruckelte heftig daran.
    Endlich machte es klick! Das Schloss gehorchte.
    Wie die Besessenen rasten wir durch die Straßen und hielten wenige Minuten später vor Tibbys Haus, das im Nieselregen einsam und verfallen wirkte.
    Ich schmiss mein Rad hin und rannte zur Haustür.
    Abgeschlossen.
    »Tibby!« Ich trat mit dem Fuß gegen das Holz. »Mach auf! Ich bin’s!«
    Plötzlich wurde mir klar, was ich da tat. Ich hörte auf zu treten, bevor ich die Tür noch einmal demolierte.
    Oberhalb der Haustür war das Dachfenster von Tibbys Zimmer. Dahinter bewegte sich etwas.
    »Tibby!«, schrie ich.
    Das Fenster ging auf.
    Sie lebte! Mir liefen die Tränen über die Wangen, so unglaublich erleichtert war ich.
    »Was brüllst du hier rum?« Tibbys Stimme klang heiser, als wäre sie stark erkältet, und sie begann zu husten. Dann war sie wieder weg.
    Ich heulte wie ein Schlosshund. Tibby lebte, es war nichts passiert. Ich hatte total übertrieben reagiert, ohne jeden Grund. Alles würde gut werden.
    Ich wischte mir mit dem Ärmel die Nase ab. Easy legte den Arm um mich, und wir warteten ungeduldig darauf, dass sie uns aufmachte, damit ich sie umarmen und festhalten konnte und spüren, wie lebendig und warm sie war.
    Warum dauerte es so lange?
    Ich probierte es an der Hintertür, aber die war ebenfalls verriegelt.
    Seltsam, sonst schlossen sie nie ab. »Bei uns gibt’s nichts zu holen«, hatte Sharima mal gesagt, »und wer alten Plunder haben will, soll ihn ruhig mitnehmen.«
    »Warum kommt sie nicht?«, fragte Easy. »Sie muss doch bloß die Treppe runter, oder?«
    »Tibby!«, schrie ich. »Tiiiib-by!«
    Nichts.
    »Tibby! Mach endlich auf!«
    Als Antwort kam ein Papierflieger aus dem Fenster gesegelt. Er überschlug sich mehrfach und landete in den kahlen Rosen.
    Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Erst dieser seltsame Empfang und nun ließ sie uns im Regen stehen. Ich schämte mich vor Easy, weil ich so einen Aufstand wegen nichts gemacht hatte. Nun hielt er mich bestimmt für hysterisch.
    Easy fischte das Flugzeug aus den dornigen Ranken und faltete es auf.
    »Da, für dich.«
    Es war ein Brief.

    Easy sah mich fragend an. »Und?«
    Ich gab ihm das Blatt.
    Er zuckte mit den Schultern. »Gut, wenn sie schlafen will, gehen wir eben wieder.«
    »Ach was, die will nicht schlafen! Hätte sie mir sonst so eine verzweifelte SMS geschickt? Mann, sie kann uns doch nicht so abfertigen!«, rief ich.
    Wieder hämmerte ich an die Tür und schrie nach Tibby, aber es blieb still.
    »Und jetzt?«, fragte Easy.
    Ich schüttelte entmutigt den Kopf. Ein Glück, dass Easy mitgekommen war und ich nicht mutterseelenallein hier stand, sonst hätte ich wahrscheinlich wieder die Tür eingetreten oder ein Fenster zerschmissen.
    »Komm«, sagte er. »Ich glaub, sie will uns jetzt nicht sehen.«
    »Ich fahr zu Tibbys Mutter«, sagte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend.
    »Wenn du meinst …«
    Wir stiegen aufs Rad und fuhren in die Stadt, inzwischen völlig durchnässt.
    Erst

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