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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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spät für ihn.« »Trotzdem beunruhigt mich die Sache so lange, bis der Mann von der Telefongesellschaft seine Arbeit erledigt hat.« Tony streckte die Arme aus, und sie schmiegte sich hinein. Sie küßten sich. Es war noch immer unbeschreiblich schön, herzlich, aufrichtig; doch die heftige Leidenschaft schien verflogen. Sie spürten es beide und bedauerten es. Sie gingen zum Sofa zurück, tranken ihren Likör und unterhielten sich. Um halb ein Uhr morgens beschloß er, nach Hause zu gehen. Sie vereinbarten, am nächsten Wochenende einige Museen zu besichtigen, am Samstag das Norton-Simon-Museum in Pasadena mit Bildern deutscher Expressionisten und einem Renaissance-Teppich, und am Sonntag das J.-Paul-Getty-Museum, das eine der größten Kunstsammlungen der Welt enthielt. Dazwischen würden sie natürlich gut essen, sich unterhalten und – diese Hoffnung erfüllte beide – dort weitermachen, wo sie heute abend aufgehört hatten.
    Als er unter der Tür stand und sich verabschiedete, konnte Hilary es plötzlich nicht ertragen, fünf Tage auf das Rendezvous warten zu müssen. »Wie wär's mit Mittwoch?« fragte sie. »Was ist Mittwoch?«
    »Hast du etwas vor, zum Abendessen beispielsweise?« »Oh, ich werd' mir wahrscheinlich ein paar Eier in die Pfanne hauen.«
    »Das viele Cholesterin ist aber schädlich.« »Vielleicht kratze ich auch den Schimmel vom Brot und mache mir einen Toast. Und den Obstsaft werd' ich vollends vernichten, den ich schon vor zwei Wochen gekauft habe.« »Du Armer.«
    »Ja, das ist das Junggesellenleben.«
    »Ich kann nicht zulassen, daß du abgestandene Eier und schimmeligen Toast ißt. Ich könnte so guten Salat und Seezungenfilets machen.«
    »Ein hübsches leichtes Abendessen«, meinte er schmunzelnd.
    »Wir wollen uns nicht den Magen vollstopfen und schläfrig werden.«
    »Man kann nie wissen, wie schnell man sich plötzlich bewegen muß.«
    Sie grinste. »Genau das.« »Bis Mittwoch also.« »Um sieben?« »Punkt sieben.«
    Sie küßten sich, und er ging. Ein kalter Nachtwind blies ihr ins Gesicht. Dann war er fort.
    Eine halbe Stunde später, Hilary lag im Bett, schmerzte ihr Körper vor Enttäuschung. Sie sehnte sich nach seinen Händen, die zärtlich über ihre Brust strichen; sie schloß die Augen und spürte seine Lippen auf ihren Brustwarzen. Sie malte sich aus, wie er über ihr lag, auf seine kräftigen Arme gestützt. Und dann lag sie über ihm und bewegte sich in langsamen, sinnlichen Kreisen. Sie fühlte sich feucht und warm, war bereit, wartete auf ihn. Fast eine Stunde warf sie sich unruhig im Bett hin und her, bis sie schließlich aufstand und ein Schlafmittel nahm.
    Langsam spürte sie den Schlaf heraufkommen, hielt müde Zwiegespräch mit sich selbst.
    Bin ich dabei, mich zu verlieben? ... Nein. Natürlich nicht. Vielleicht. Vielleicht bin ich das. ... Nein. Liebe ist gefährlich. Vielleicht klappt es mit ihm. ... Denk' an Earl und Emma. Tony ist anders. ... Du bist erregt. Das ist alles. Du bist einfach scharf auf ihn. Das auch.
    Sie schlief und träumte. Manche Träume waren schön, golden, verschwommen. In einem der Träume lag sie nackt mit Tony auf einer Wiese, und das Gras fühlte sich an wie Federflaum, weit abgerückt, fern der Welt, eine Wiese auf einem hochaufragenden Felsstock, und der warme Wind küßte sie reiner als der Sonnenschein, reiner als der elektrische Strom in einem Blitzschlag, reiner als alles auf der Welt. Aber auch Alpträume plagten sie. In einem befand sie sich in der alten Wohnung in Chicago, und die Wände stürmten von allen Seiten auf sie herein; als sie aufblickte, sah sie keine Decke, aber Earl und Emma starrten auf sie herab, und ihre Gesichter waren so groß wie das Antlitz Gottes, grinsten zu ihr herab, und die Wände kamen immer näher. Schließlich erreichte sie die Tür, wollte aus der Wohnung rennen, stieß aber mit einer riesigen Küchenschabe zusammen, einem Insekt von ungeheuerlicher Größe, größer als sie selbst; und dieses Ungeheuer wollte sie bei lebendigem Leib verschlingen.
    Um drei Uhr morgens erwachte Joshua Rhinehart und führte einen kurzen Ringkampf mit seinem Bettzeug. Zum Abendessen hatte er zuviel Wein getrunken, für ihn eine höchst ungewöhnliche Tatsache. Das Dröhnen in seinem Kopf hörte auf, aber seine Blase schien zu zerbersten. Aber sie allein hatte ihn nicht geweckt. Er hatte etwas Schreckliches geträumt, in Zusammenhang mit Tannertons Arbeitsraum. In dem Alptraum waren einige Tote – alles Abbilder

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