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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bezüglich seiner eigenen Chancen auf ein wenig Romantik optimistisch gestimmt, fuhr Tony nach Westwood zu seiner Verabredung mit Hilary. Sie erwartete ihn bereits; als er in die Einfahrt bog, kam sie aus dem Haus. In schwarzen Hosen, einer eisblauen Bluse und einem leichten Cordblazer wirkte sie frisch und wunderschön. Als er ihr die Tür öffnete, gab sie ihm einen flüchtigen, fast scheuen Kuß auf die Wange, und dabei kam ein Hauch von ihrem frischen, nach Limonen duftenden Parfüm zu ihm herüber. Der Tag würde herrlich werden.
     
    Von einer nahezu schlaflosen Nacht bei Helen Virtillion kehrte Avril Tannerton kurz vor zehn Uhr am Sonntagmorgen aus Santa Rosa zurück.
     
    Er schaute nicht in den Sarg. Zusammen mit Gary Olmstead fuhr er zum Friedhof und bereitete das Grab für die auf zwei Uhr angesetzte Zeremonie vor. Sie bauten das Gerüst auf, mit dem sie den Sarg in die Grube senken wollten. Blumen und frisches Grün sorgten dafür, daß der Platz so ansehnlich wie möglich wirkte. Dann kehrten sie zur Bestattungsanstalt zurück; Tannerton wischte mit einem Wildledertuch den Staub und die Fingerabdrücke von Bruno Fryes messingbeschlagenem Sarg. Während seine Hand über die gerundeten Kanten des Sarges fuhren, dachte er an die aufregenden Kurven von Helen Virtillions Busen.
    Er schaute nicht in den Sarg.
    Um ein Uhr luden Tannerton und Olmstead den Verblichenen in den Leichenwagen. Keiner der beiden schaute in den Sarg. Um halb zwei Uhr fuhren sie zum Napa County Memorial. Joshua Rhinehart und ein paar Ortsansässige begleiteten sie in ihren eigenen Fahrzeugen. Obwohl es sich um das Begräbnis eines wohlhabenden, einflußreichen Mannes handelte, fanden sich erstaunlich wenig Teilnehmer ein. An diesem kühlen, klaren Tag warfen hohe Bäume ihre schroffen Schatten über die Straße, und der Leichenwagen fuhr abwechselnd durch breite Streifen von Sonne und Schatten. Auf dem Friedhof befestigte man den Sarg über dem offenen Grab an einer Schlinge; fünfzehn Leute versammelten sich zu einer kurzen Andacht an der Grabstätte. Gary Olmstead stand neben der von Blumen verdeckten Box mit dem Mechanismus für die Schlinge, mit der der Sarg später in das Grab hinuntergelassen werden würde. Avril befand sich an der Stirnseite des Grabes und las aus einem dünnen schwarzen Buch einige Andachtsverse vor. Joshua Rhinehart stellte sich neben den Leichenbestatter, die anderen zwölf Trauergäste säumten das offene Grab, die meisten von ihnen Weinbauern mit ihren Frauen. Sie waren gekommen, weil sie ihre Ernte an Bruno Frye verkauft hatten und die Teilnahme an seiner Beerdigung für eine geschäftliche Verpflichtung hielten. Die übrigen Gäste waren die leitenden Angestellten der Shade-Tree-Weingüter mit ihren Frauen. Auch ihre Anwesenheit hatte keine persönlichen Gründe. Niemand weinte.
    Und niemand bekam Gelegenheit oder äußerte den Wunsch, in den Sarg zu schauen.
    Tannerton beendete sein kurze Lesung, sah Gary Olmstead an und nickte.
    Olmstead drückte einen Knopf am Steuerkasten. Der kleine Elektromotor fing zu summen an. Langsam sank der Sarg in die klaffende Erde.
    Hilary erinnerte sich an keinen Tag in ihrem Leben, der ihr so viel Spaß gemacht hatte, wie jener erste Sonntag, den sie zusammen mit Tony Clemenza verbrachte. Zu Mittag aßen sie in den Yamashiro Skyrooms, hoch oben in den Bergen von Hollywood. Das Essen im Yamashiro war nichts Besonderes, aber das Ambiente und der atemberaubende Ausblick entschädigten einen dafür um so mehr. Das Restaurant, ein echter japanischer Palast, befand sich früher einmal in Privatbesitz. Vierzigtausend Quadratmeter herrlich gepflegter Gärten umgaben das Gebäude. Von hier aus genoß man einen phantastischen Rundblick über das ganze Becken von Los Angeles; und der Tag war so klar, daß Hilary bis nach Long Beach und Palos Verdes sehen konnte. Nach dem Mittagessen fuhren sie zum Griffith Park und schlenderten eine Stunde lang durch einen Teil des zoologischen Gartens von Los Angeles und fütterten Bären; Tony ahmte ein paar Tiere nach. Vom Zoo aus fuhren sie zur Sternwarte und schauten sich dort ein Laserspektakel an. Später bummelten sie eine Stunde lang auf der Melrose Avenue zwischen dem Doheny Drive und dem La Cienega Boulevard und stöberten in Antiquitätengeschäften herum, ohne etwas zu kaufen.
    Zur Cocktailstunde fuhren sie nach Malibu, um in Tonga Lei Mai-Tais zu trinken. Sie schauten zu, wie die Sonne im Meer versank, und genossen das rhythmische

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