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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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offenstand, konnten sie dem Geruch nicht mehr entkommen, außer sie verließen den Raum; also gingen sie wieder in den Gang hinaus.
     
    »Der, der das getan hat, muß Bobby wirklich hassen«, meinte Frank.
    »Du glaubst nicht mehr, Bobby hat es selbst getan?« »Warum sollte er? Es ergibt keinen Sinn. Herrgott, das ist wirklich unheimlich. Mir sträuben sich die Haare im Nacken.« »Gespenstisch«, pflichtete Tony ihm bei. Seine Bauchmuskeln verkrampften sich noch immer, daß es fast weh tat, und sein Herz schlug nur unwesentlich langsamer als beim Betreten der Wohnung.
    Ein paar Augenblicke lang blieben beide stumm und lauschten nach Schritten von Gespenstern.
    Tony beobachtete eine kleine braune Spinne, die an der Korridorwand empor kroch.
    Schließlich steckte Frank seine Waffe weg, holte sein Taschentuch heraus und wischte sich über sein schweißbedecktes Gesicht.
    Tony schob ebenfalls den Revolver ins Halfter zurück und sagte: »Wir können hier nicht einfach weggehen und die Wohnung nur weiter beobachten lassen. Ich meine, dafür sind wir bereits zu weit gegangen. Wir haben zuviel gefunden, was nach einer Erklärung schreit.«
    »Richtig«, meinte Frank. »Wir müssen Unterstützung anfordern, uns einen Durchsuchungsbefehl besorgen und dann gründlich suchen.« »Schublade um Schublade.« »Und was meinst du, was wir finden?« »Das weiß der Himmel.«
    »Ich habe in der Küche ein Telefon gesehen«, entgegnete Frank.
    Frank ging durch den Gang zum Wohnzimmer und dann um die Ecke in die Küche. Ehe Tony ihm folgen konnte, meinte Frank nur: »Du liebe Güte!« und versuchte, sich rückwärts wieder aus der Küche herauszuschieben. »Was ist denn?«
    Aber noch während er das sagte, krachte es laut. Frank stieß einen Schrei aus und fiel zur Seite, klammerte sich an einem der Unterschränke fest und versuchte, sich auf den Füßen zu halten.
    Ein weiterer scharfer Knall peitschte durch die Wohnung, hallte von Wand zu Wand, und Tony begriff, daß es sich um Schüsse handelte.
    Aber die Küche war doch leer gewesen!

    Tony griff nach seinem Revolver, hatte das eigenartige Gefühl, sich im Zeitlupentempo zu bewegen, während der Rest der Welt an ihm vorbeifegte.
    Der zweite Schuß traf Frank an der Schulter und riß ihn herum. Er stürzte in das Durcheinander aus Maraschinokirschen, Spaghetti, Cornflakes und Glas. Jetzt, da Frank ihm nicht mehr die Sicht versperrte, konnte Tony Bobby Valdez sehen, der gerade dabei war, sich aus dem Schrank unter dem Ausguß herauszuzwängen, eine Stelle, die sie nicht überprüft hatten, weil sie ihnen zu eng erschienen war, um einem Menschen Zuflucht zu bieten. Bobby zwängte sich wie eine Schlange heraus; jetzt waren nur noch seine Beine unter dem Ausguß; er lag auf der Seite und zog sich mit einem Arm heraus, während die andere Hand eine .32er umfaßt hielt. Er war nackt und sah krank aus. Seine Augen schienen riesig, irre, geweitet unter aufgedunsenen Lidern. Sein Gesicht war erschreckend bleich, seine Lippen blutleer. Tony nahm all diese Einzelheiten im Bruchteil einer Sekunde wahr, weil der Adrenalinstoß seine sämtlichen Sinne geschärft hatte.
    Frank fiel gerade zu Boden, und Tony war noch immer damit beschäftigt, nach seinem Revolver zu greifen, als Bobby den dritten Schuß abgab. Die Kugel bohrte sich in die Wand. Verputz spritzte und traf Tony ins Gesicht. Der warf sich rückwärts zu Boden und drehte sich dabei zur Seite, traf mit der Schulter allzu heftig auf dem Boden auf, stöhnte vor Schmerz auf und wälzte sich blitzschnell vom Eßplatz und aus der Schußlinie. Er huschte im Wohnzimmer hinter einen Sessel und schaffte es jetzt endlich, seine Waffe aus dem Halfter zu ziehen.
    Seit Bobby den ersten Schuß abgegeben hatte, waren vielleicht sechs oder sieben Sekunden verstrichen. Jemand sagte mit zitternder Falsettstimme: »Jesus, Jesus, Jesus!«
    Plötzlich merkte Tony, daß diese Stimme ihm selbst gehörte. Er biß sich auf die Unterlippe und verdrängte einen Anfall von Hysterie.
    Jetzt wußte er, was ihn die ganze Zeit über störte, er wußte, was sie übersehen hatten: Bobby Valdez war ein PCP-Dealer, und das hätte ihnen gleich, als sie den Zustand der Wohnung bemerkten, bewußt werden müssen. Sie hätten sich erinnern müssen, daß Pusher manchmal dumm genug waren, ihre eigene Ware zu benutzen. PCP, auch bekannt als Engelsstaub, diente als Tranquilizer für Tiere, und die Wirkung auf Pferde und Bullen war ziemlich klar vorhersehbar. Doch bei Menschen

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