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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Gläser waren zerbrochen; in dem Durcheinander funkelten scharfe Glassplitter. Eine Pfütze aus Maraschino-Kirschsaft lag wie eine rosarote Amöbe auf den gelben Bodenfliesen; die hellroten Kirschen leuchteten aus allen Ecken. Der Elektroherd war mit Schokoladenmasse besudelt. Überall lagen Cornflakes herum. Und Dillgürkchen. Oliven. Spaghetti. Jemand hatte mit Senf und Traubengelee viermal ein Wort auf die einzige freie Wand der Küche geschmiert:
    Cocodrilos
    Cocodrilos
     
    Cocodrilos
     
    Cocodrilos

     
    Sie wisperten. »Was ist das?« »Spanisch.«
     
    »Und was bedeutet das?« »Krokodile.« »Warum Krokodile?« »Das weiß ich nicht.« »Unheimlich«, meinte Frank.
    Tony gab ihm recht. Sie waren da wirklich in eine unheimliche Situation hineingeraten. Obwohl Tony nicht wußte, was eigentlich vorging, war ihm doch klar, daß Gefahr lauerte. Wenn er nur gewußt hätte, aus welcher Tür sie sie anspringen würde.
    Sie schauten ins Arbeitszimmer, das ebenso mit Möbeln überladen war wie die beiden anderen Räume. Aber auch dort verbarg sich Bobby nicht und auch nicht im Wandschrank des Arbeitszimmers.
    Vorsichtig gingen sie auf den Gang zurück und auf die zwei Schlafzimmer mit den beiden Bädern zu. Sie bewegten sich lautlos.
    Im ersten Schlafzimmer und dem dazugehörigen Bad fanden sie nichts Außergewöhnliches.
    Im größeren der beiden Schlafzimmer schien wieder alles verwüstet. Sämtliche Kleider waren aus dem Schrank gerissen und im ganzen Raum verstreut. Sie lagen auf dem Boden oder zusammengeknüllt auf dem Bett, über der Kommode, und die meisten, wenn nicht alle, waren schlimm zugerichtet, Ärmel und Kragen aus den Hemden gerissen, Revers von Sportjacketts und Anzugjacken abgetrennt, Hosen zerfetzt.
    Derjenige, der das alles getan hatte, mußte in blinder Wut gehandelt haben und war doch überraschend methodisch und gründlich vorgegangen, trotz seiner Wut. Aber wer?
    Jemand, der Bobby etwas heimzahlen wollte? Bobby selbst? Aber warum sollte er eine Küche verwüsten und seine eigene Garderobe zerfetzen? Und was hatten Krokodile mit all dem zu tun? Tony hatte das beunruhigende Gefühl, daß sie zu schnell vorgingen, daß sie vielleicht irgend etwas Wichtiges übersahen. Eine Erklärung für die seltsamen Dinge, die sie entdeckt hatten, schien irgendwo in der Luft zu liegen, aber er konnte einfach nicht danach greifen.
    Die Tür zum anschließenden Badezimmer war verschlossen. Der einzige Raum, den sie noch nicht angeschaut hatten. Frank richtete seinen Revolver auf die Tür und meinte zu Tony, ohne die Tür aus den Augen zu lassen: »Wenn er nicht abgehauen ist, ehe wir herkamen, dann muß er im Badezimmer sein.« »Wer?«
    Tony warf ihm einen verblüfften Blick zu. »Bobby natürlich. Wer denn sonst?«
    »Du meinst, er selbst habe seine Wohnung so zugerichtet?« »Nun ... was glaubst du denn?« »Irgend etwas haben wir übersehen.« »So? Was denn?« »Weiß nicht.«
    Frank bewegte sich auf die Badezimmertür zu. Tony zögerte, lauschte in die Wohnung hinein. Aber sie war genauso laut wie ein Grab. » Irgend jemand muß in dem Badezimmer sein«, meinte Frank. Sie bauten sich zu beiden Seiten der Tür auf. »Bobby! Hören Sie mich?« schrie Frank. »Ewig können Sie nicht dort drinnen bleiben. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus.« Niemand kam heraus.
    Und Tony fügte hinzu: »Selbst wenn Sie nicht Bobby Valdez sind, ganz gleich, wer Sie sind, Sie müssen herauskommen.«
    Zehn Sekunden. Zwanzig. Dreißig.
    Frank griff nach dem Türknopf und drehte ihn langsam, bis der Riegel mit einem leisen Klicken aus dem Schlitz glitt. Er stieß die Tür auf und warf sich fast reflexartig gegen die Wand nach hinten, um irgendwelchen Kugeln oder Messern oder sonstigen Gegenständen aus dem Wege zu gehen. Keine Schüsse. Keine Bewegung.
    Das einzige, was aus dem Badezimmer drang, war ein wahrhaft schrecklicher Gestank. Urin. Exkremente. Tony würgte es. »Jesus!«
    Frank preßte sich die Hand über Mund und Nase. Das Badezimmer war leer. Auf dem Boden standen Pfützen von gelbem Urin, und Kommode, Waschbecken und Duschtür waren kotbeschmiert.
    »Was, in Gottes Namen, geht hier vor?« fragte Frank, ohne die Hand vom Mund zu nehmen.
    Jemand hatte mit Kot zweimal ein spanisches Wort an die Badezimmerwand geschmiert.
     
    Cocodrilos, Cocodrilos
     
    Tony und Frank zogen sich schnell ins Schlafzimmer zurück, wobei sie auf zerrissene Hemden und zerfetzte Anzüge traten. Aber jetzt, da die Badezimmertür

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