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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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traten ihm aus den Höhlen; seine Pupillen waren geweitet, die Augäpfel traten weiß hervor. Er zitterte heftig. »Die fressen mich.« »Hören Sie zu, Bobby. Hören Sie gut zu. Hier gibt es keine Krokodile. Die bilden Sie sich nur ein. Das existiert alles nur in Ihrem Kopf. Hören Sie, was ich sage?« »Aus der Toilette sind sie gekommen«, meinte Bobby zittrig. »Und aus dem Duschabfluß. Und aus dem Abfluß in der Küche. Oh, Mann, die sind groß. Riesig groß. Und die wollen mir alle den Schwanz abbeißen.« Seine Furcht schlug jetzt in Zorn um; sein bleiches Gesicht rötete sich, und seine Lippen legten die Zähne frei, so daß er eine Grimasse wie ein Wolf schnitt. »Aber ich laß sie nicht. Ich laß mir meinen Schwanz nicht abbeißen. Alle bring' ich um!«
    Tony war verzweifelt; es quälte ihn, daß er sich mit Bobby nicht verständigen konnte, und das Wissen, daß Frank unterdessen vielleicht verblutete, von Sekunde zu Sekunde schwächer wurde und dringend ärztliche Hilfe benötigte, verstärkte diese Qual um ein Vielfaches. So beschloß er, in Bobbys finstere Phantasiewelt einzudringen, um ihn auf diese Weise unter Kontrolle zu bringen. Mit ruhiger, weicher Stimme sagte er: »Bobby, hör' jetzt zu. All die Krokodile sind wieder in die Toiletten und Abflüsse zurückgekrochen. Hast du sie nicht gesehen? Hast du nicht gehört, wie sie die Rohre hinuntergerutscht und aus dem Gebäude hinausgelaufen sind? Die haben gesehen, daß wir gekommen sind, um dir zu helfen, und wußten, daß sie nun in der Minderzahl waren. Alle liefen weg.«
    Bobby starrte ihn mit glasigen Augen an, an denen nichts Menschliches mehr war. »Alle sind weg«, betonte Tony. »Weg?«
    »Keines kann dir mehr wehtun.« »Lügner!«
    »Nein, das ist die Wahrheit. Alle Krokodile sind den Abfluß runter –«
    Bobby warf seine leere Pistole nach ihm. Tony duckte sich weg. »Du Drecksbulle!« »Ganz ruhig, Bobby.« Bobby ging auf ihn los. Tony wich dem nackten Mann aus.
    Bobby ging nicht um den Sessel herum; er stieß ihn zornig beiseite, warf ihn um, obwohl er ziemlich schwer war. Tony erinnerte sich daran, daß Menschen im Engelsstaubrausch oft übermenschliche Kräfte besaßen. Es war schon vorgekommen, daß vier oder fünf kräftige Polizisten es nicht fertigbrachten, einen winzigen PCP-Junkie festzuhalten. Es gab einige Theorien über die Ursache dieser Steigerung der physischen Kräfte, aber eine solche Theorie half einem Beamten nicht, der einem wütenden Wahnsinnigen mit übermenschlicher Kraft gegenüberstand. Tony überlegte, daß er wahrscheinlich Bobby Valdez mit nichts anderem als nur seinem Revolver würde in Schach halten können, obwohl es ihm widerstrebte, zu diesem Mittel zu greifen. »Ich bring dich um!« sagt Bobby. Seine Hände wirkten wie Krallen, in seinem roten Gesicht stand Schweiß und in seinen Mundwinkeln Speichel.
    Tony brachte den riesigen achteckigen Kaffeetisch zwischen sich und den Angreifer. »Stehenbleiben, verdammt!« Er wollte Bobby Valdez nicht töten. In seiner ganzen Laufbahn bei der Polizei von Los Angeles hatte er in Ausübung seiner Pflicht nur auf drei Menschen geschossen, und in jedem der Fälle nur in Notwehr. Keiner der drei Männer war gestorben. Bobby ging um den Tisch herum. Tony wich ihm im Kreis aus.
    »Jetzt bin ich das Krokodil«, sagte Bobby und grinste. »Zwing mich nicht, dir wehzutun.«
    Bobby blieb stehen, packte den Kaffeetisch und kippte ihn um, so daß er ihm nicht mehr im Weg stand, Tony zog sich instinktiv zur Wand zurück, und Bobby sprang ihn an und schrie irgend etwas Unverständliches; Tony drückte ab, und die Kugel fetzte durch Bobbys linke Schulter, ließ ihn herumwirbeln, warf ihn auf die Knie, aber unglaublicherweise stand er wieder auf; sein linker Arm hing blutig und nutzlos an ihm herunter, und er rannte, mehr vor Wut als vor Schmerz schreiend, zum offenen Kamin, griff sich dort eine kleine Messingschaufel und warf sie; Tony duckte sich, und dann sprang Bobby ihn plötzlich mit einer eisernen Feuerzange an, die er hoch erhoben hatte, und das verdammte Ding traf Tony am Schenkel; er schrie auf, als der Schmerz durch seine Hüfte fuhr und durch sein Bein hinunterschoß, aber der Schlag war nicht heftig genug, um den Knochen zu brechen; Tony brach nicht zusammen, ließ sich aber fallen, als Bobby wieder zuschlug, diesmal nach seinem Kopf und mit mehr Kraft als beim ersten Schlag; Tony feuerte nach oben in die Brust des nackten Mannes, aus nächster Nähe, und Bobby wurde

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