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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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heraus, friedlich!« Bobby antwortete nicht.
    »Wenn er da drin wäre«, meinte Frank, »würde er jetzt zumindest schreien, wir sollten ihn am Arsch lecken.« »Und was jetzt?« fragte Tony. »Ich schätze, wir gehen rein.«
    »Herrgott, das ist wirklich beschissen. Vielleicht sollten wir Verstärkung holen.«
    »Wahrscheinlich ist er nicht bewaffnet«, meinte Frank. »Du spinnst wohl.«
    »Bis jetzt ist er nie wegen Waffenbesitzes festgenommen worden. Wenn er nicht gerade auf Frauen Jagd macht, ist er ein ganz armseliger kleiner Knirps.« »Ein Killer.«
    »Nur ein Frauenkiller. Er hat nur Mut bei Frauen.« Tony schrie erneut: »Bobby, das ist Ihre letzte Chance! Verdammt noch mal, kommen Sie jetzt raus, aber hübsch langsam!«
    Schweigen.
    Tonys Herz hämmerte wie wild. »Okay«, meinte Frank. »Bringen wir's hinter uns.« »Wenn ich mich richtig erinnere, bist du bei der letzten derartigen Aktion zuerst hineingegangen.« »Yeah. Das war der Wilkie-Pomeroy-Fall.« »Dann bin ich diesmal dran«, erwiderte Tony. »Ich weiß schon, daß du dich darauf gefreut hast.«
    »Oh, und wie.« »Mit ganzem Herzen.« »Das mir jetzt in der Kehle sitzt.« »Geh' und hol' ihn dir, Tiger.« »Gib mir Deckung.«
    »Der Vorraum ist zu eng, als daß ich dir Deckung geben könnte. Sobald du drinnen bist, kann ich nicht mehr an dir vorbeisehen.«
    »Ich werd' mich so tief wie möglich ducken«, meinte Tony. »Ja, spiel' Ente. Ich werd' versuchen, über dich wegzusehen.« »Gib dir Mühe.«
    Tony spürte, wie sein Magen sich zusammenkrampfte. Er atmete ein paarmal tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Aber der Trick hatte die einzige Wirkung, daß sein Herz noch heftiger und schneller schlug als vorher. Schließlich duckte er sich und sprang durch die offene Tür, den Revolver vor sich ausgestreckt. Er hetzte über den schlüpfrigen Fliesenboden des Vorraums und hielt an der Schwelle zum Wohnzimmer inne, suchte die Schatten nach irgendeiner Bewegung ab, rechnete damit, jeden Augenblick eine Kugel zwischen die Augen zu bekommen.
    Das Wohnzimmer wurde von dünnen Streifen Sonnenlicht schwach erleuchtet, die sich irgendwie an den Rändern der schweren Vorhänge vorbeistahlen. Soweit Tony feststellen konnte, handelte es sich bei den undeutlichen Silhouetten um Sofas, Sessel und Tische. Der ganze Raum schien mit großen, teuren, ungemein geschmacklosen amerikanisierten Möbeln im Mittelmeerstil angefüllt. Ein schmaler Streifen Licht fiel auf ein rotes Samtsofa, dessen imitierte Eichenwangen auf geradezu groteske Weise mit kitschigem Schmiedeeisen verziert waren. »Bobby?« Keine Antwort. Irgendwo tickte eine Uhr. »Wir wollen Ihnen nicht wehtun, Bobby.« Stille.
    Tony hielt den Atem an. Er konnte Frank atmen hören.
    Sonst nichts.
    Langsam, vorsichtig richtete er sich auf. Niemand schoß auf ihn. Er tastete sich an der Wand entlang, bis er einen Lichtschalter ausfindig machte. Eine Stehlampe, deren Schirm eine grellbunte Stierkampfszene zeigte, flammte in einer Ecke auf, und er konnte erkennen, daß sowohl das Wohnzimmer als auch der offene Eßplatz dahinter verlassen waren. Frank kam hinter ihm herein und deutete auf die Tür der Flurgarderobe. Tony trat zurück.
    Den Revolver in Hüfthöhe haltend, öffnete Frank vorsichtig die Schiebetür. Aber der Garderobenschrank enthielt nur ein paar leichte Jacketts und einige Schuhkartons. Mit einigem Abstand zwischen sich, um nicht nur ein einziges Ziel zu bieten, durchquerten sie das Wohnzimmer. Da gab es einen Weinschrank mit lächerlich großen schwarzen schmiedeeisernen Scharnieren und gelbgetöntem Glas in den Schranktüren. In der Mitte des Raumes stand ein runder Kaffeetisch, ein gigantisches achteckiges Ding mit einer nutzlosen kupferbeschlagenen Feuerstelle in der Mitte. Das Sofa und die hochlehnigen Sessel waren mit flammendrotem Samt gepolstert, mit einer Menge schwarzer Quasten und Goldborten.
    Die Brokatvorhänge zeigten ein scheußliches gelborangefarbenes Muster. Der Teppich war grün und dick. Das Ganze schien ein zu häßlicher Ort, um darin sein Leben zu verbringen. Und, dachte Tony, ein absurder Ort, um an ihm zu sterben. Sie gingen durch den Eßplatz und schauten in die kleine Küche. Dort herrschte Chaos. Die Kühlschranktür und ein paar andere Schranktüren standen offen. Dosen, Gläser und Schachteln mit Lebensmitteln waren von den Regalen gefegt und auf den Boden geworfen worden. Einige der Gegenstände schienen voller Wut heruntergeworfen worden zu sein. Ein paar

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