Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
klar wurde, daß der Raum verwüstet war, zwei Tischlampen zerschlagen, die Lampenschirme zerfetzt. Eine Vitrine lag in tausend scharfe Scherben zersprungen auf dem Teppich, und das gesamte teure Sammlerporzellan, das in der Vitrine gestanden hatte, war zerschlagen; nur noch wertlose Bruchstücke lagen auf dem steinernen Kaminsims oder auf dem Boden, wo man sie zusätzlich mit Absätzen zermahlen hatte. Das Sofa und die Sessel waren aufgeschlitzt worden; Schaumstoff- und Polstermaterial lagen überall auf dem Boden verstreut. Zwei Holzstühle, die der Täter offensichtlich mehrmals gegen die Wand geschmettert hatte, eigneten sich nur noch für Kaminholz; und die Wand zeigte tiefe Furchen. Dem netten kleinen antiken Schreibtisch in der Ecke fehlten die Beine; jemand hatte sämtliche Schubladen herausgerissen und zerschlagen. Die Gemälde hingen alle noch an derselben Stelle, dafür waren sie in Fetzen gerissen. Aus dem Kamin hatte jemand Asche herausgeholt und über den wunderschönen Edward-Fields-Teppich verstreut. Kein einziges Möbelstück war übersehen worden; selbst das Gitter vor dem Kamin hatte man zerschlagen und sämtliche Pflanzen aus den Töpfen gerissen und zerfetzt. Zuerst schien Hilary benommen, doch dann wich der Schock einem Zorn über diesen Vandalismus. »Diese Schweine!« stieß sie zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor. Sie hatte viele glückliche Stunden damit verbracht, persönlich jeden einzelnen Gegenstand im Raum auszuwählen. Das alles war ein kleines Vermögen wert, aber der zerstörte Wert beunruhigte sie gar nicht; das meiste war ja versichert. Nicht ersetzen konnte man den sentimentalen Wert, den alles darstellte, jene wirklich schönen Stücke, die sie erstmals besessen hatte; es tat weh, sie zu verlieren. Tränen traten ihr in die Augen.
    Benommen und ungläubig ging sie ein paar Schritte weiter, ehe ihr klar wurde, daß sie sich vielleicht in Gefahr begab. Sie blieb stehen, lauschte. Im Haus herrschte Totenstille. Ein eisiger Schauer raste über ihren Rücken, und einen schrecklichen Augenblick lang bildete sie sich ein, sie könne fremden Atem in ihrem Nacken spüren. Sie wirbelte herum, sah sich um. Da war niemand.
    Die Tür zur Flurgarderobe, die verschlossen war, als sie das Haus betrat, war auch jetzt noch verschlossen. Einen Augenblick lang starrte sie erwartungsvoll hin, in der Angst, sie würde sich öffnen. Aber wenn sich jemand dort versteckte und ihr auflauern wollte, wäre er längst herausgekommen. Das ist absolut verrückt, dachte sie. Ein zweites Mal kann das nicht passieren. Das gibt es einfach nicht. Das ist doch lächerlich. Oder?
    Hinter ihr war ein Geräusch zu vernehmen. Mit einem halblauten Schrei fuhr sie herum und hob die Hand, um den Angreifer abzuwehren. Aber da war niemand, der sie angriff. Sie stand immer noch allein im Raum.
    Trotzdem war sie überzeugt davon, daß das Geräusch nichts Harmloses bedeutete, keine Diele und kein Balken, der sich setzte. Sie wußte, daß sie sich nicht allein im Haus befand, fühlte, daß da noch jemand war. Wieder das Geräusch. Im Wohnzimmer.
    Ein Knacken. Ein leises Klirren, wie jemand, der den Fuß auf ein Stück zerbrochenes Glas oder Porzellan setzte. Und wieder ein Schritt.
    Das Eßzimmer lag hinter einem Durchgang, etwa sechs Meter von Hilary entfernt. Dort drinnen war es finster wie in einem Grab.
    Wieder ein Schritt: Knirsch – knack.
    Sie zog sich vorsichtig zurück, auf die Haustür zu, die ihr jetzt eine Meile entfernt schien. Wenn sie sie nur nicht abgeschlossen hätte! Ein Mann trat aus der völligen Dunkelheit des Eßzimmers in den Halbschatten unter dem Bogen, ein großer, breitschultriger Mann. Eine Sekunde lang blieb er im Halbdunkel stehen, dann trat er ins hellerleuchtete Wohnzimmer. »Nein!« schrie Hilary.
    Fassungslos blieb sie stehen. Ihr Herz schlug wie wild, und ihr Mund war ausgetrocknet; sie konnte einfach nicht aufhören, den Kopf zu schütteln: nein, nein, nein. Der Mann hielt ein riesiges, bösartig blitzendes Messer in der Hand. Er grinste sie an. Es war Bruno Frye.
     
    Tony freute sich über die leeren Straßen; eine Verzögerung hätte er nicht ertragen können. Dabei ängstigte er sich, bereits zu spät zu kommen.
     
    Er fuhr, soviel sein Wagen hergab, auf dem Santa Monica Boulevard nach Norden und bog dann westlich in den Wilshire ab, jagte seinen Jeep auf hundertzwanzig Stundenkilometer, und erreichte schließlich die erste Gefällstrecke außerhalb von Beverly Hills. Der Motor

Weitere Kostenlose Bücher