Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Kieselsteine im Mund, schien unverkennbar. Aber, dachte Hilary, dem Wahnsinn nahe, seine Stimmbänder müßten doch schon angefangen haben zu verfaulen. Seine Kehle sollte schon in Verwesung übergegangen sein. Sie spürte, wie ein schrilles Lachen in ihr aufstieg, und kämpfte dagegen an. Wenn sie jetzt anfing zu lachen, würde sie vielleicht nie wieder damit aufhören.
    »Du hast mich umgebracht«, sagte er drohend, immer noch am Rande der Hysterie. »Nein«, entgegnete sie. »O nein, nein, nein!« »Doch!« schrie er und fuchtelte mit dem Messer herum. »Du hast mich umgebracht! Fang' jetzt bloß nicht an zu lügen. Ich weiß es. Meinst du, ich weiß das nicht? O Gott! Ich komme mir so eigenartig vor, so allein, ganz allein, so leer.« Seine Wut mischte sich mit echter Pein. »So leer und so voller Angst. Und das alles deinetwegen.«
    Langsam legte er die letzten paar Meter zurück, die ihn noch von ihr trennten, bahnte sich vorsichtig seinen Weg durch all das Chaos auf dem Boden.
    Hilary konnte sehen, daß die Augen dieses Toten nicht glasig oder mit milchigem Ausfluß bedeckt waren; diese Augen wirkten blaugrau und sehr lebendig – und in ihnen funkelte kalte, blinde Wut.
    »Diesmal wirst du tot bleiben«, sagte Frye und rückte näher. »Diesmal kommst du nicht wieder zurück.« Sie versuchte, zurückzuweichen, tat zögernd einen Schritt, und die Beine hätten ihr beinahe den Dienst versagt. Aber sie stürzte nicht. In ihr schien doch noch mehr Kraft zu sein, als sie geglaubt hatte.
    »Diesmal«, wiederholte Frye, »werde ich aufpassen. Du wirst keine Chance haben, wieder zurückzukehren. Das beschissene Herz werd' ich dir aus dem Leib schneiden.« Sie tat einen weiteren Schritt, aber es nützte nichts; sie konnte nicht entkommen. Sie würde nicht die Zeit haben, die Tür zu erreichen und beide Schlösser zu öffnen. Wenn sie das versuchte, würde er in einer Sekunde über ihr sein und ihr das Messer zwischen die Schultern stoßen. »Einen Pfahl werd' ich dir durch dein Herz jagen.« Wenn sie zur Treppe rannte und versuchte, die Pistole aus ihrem Schlafzimmer zu holen, würde sie ganz sicher nicht dasselbe Glück haben wie beim letzten Mal. Diesmal würde er sie erwischen, ehe sie das Obergeschoß erreichte. »Den verdammten Kopf werd' ich dir abschneiden.« Er ragte über ihr auf, nur noch um Armeslängen entfernt. Es gab keinen Ort, an den sie fliehen konnte, keinen, an dem sie sich verstecken konnte.
    »Die Zunge werd' ich dir 'rausschneiden. Und dir das Maul voll Knoblauch stopfen. Es so voll Knoblauch stopfen, daß du dich diesmal nicht wieder aus der Hölle 'rausreden kannst.« Sie hörte dröhnend ihren eigenen Herzschlag. Und ihre Angst war so überwältigend, daß sie nicht mehr atmen konnte. »Die Augen stech' ich dir heraus.«
    Sie erstarrte wieder, unfähig, sich auch nur einen Zentimeter weiter zu bewegen.
    »Die Augen stech' ich dir aus, und dann zerquetsch' ich sie, damit du nie mehr sehen kannst.«
    Frye hob das Messer hoch über den Kopf. »Die Hände schneid' ich dir ab, damit du dir den Weg von der Hölle zurück nicht ertasten kannst.«
    Das Messer hing eine Ewigkeit lang dort oben, während die Zeit für Hilary in Zeitlupe ablief. Die bösartige Messerspitze zog ihren Blick magisch an und hypnotisierte sie. »Nein!«
    Die Deckenbeleuchtung spiegelte sich in der Schneide der Waffe, blitzte wie ein Feuerwerk. »Miststück!«
    Und dann begann das Messer nach unten zu wandern, auf ihr Gesicht zu, und Licht blitzte von der stählernen Klinge, senkte sich unabwendbar, kam immer näher, in einem langen, mörderischen Bogen.
    Sie hielt immer noch die Tüte mit ihren Einkäufen im Arm. Und jetzt, ohne nachzudenken, was zu tun war, mit einer einzigen schnellen, instinktiven Bewegung packte sie die Tüte mit beiden Händen und stieß sie nach oben, dem sich herabsenkenden Messer in den Weg, versuchte verzweifelt, den todbringenden Stich aufzuhalten.
    Die Klinge fetzte durch die Lebensmittel, riß einen Karton mit Milch auf.
    Frye brüllte wütend.
    Die tropfende Tüte wurde Hilary weggerissen; sie fiel zu Boden, Eier und Butterstücke quollen heraus, und die Milch spritzte.
    Das Messer war dem Toten aus der Hand gerissen worden. Er bückte sich, um es aufzuheben.
    Hilary rannte zur Treppe. Sie wußte, daß sie das Unvermeidliche nur hinausgezögert hatte. Sie hatte zwei oder drei Sekunden gewonnen, nicht mehr – bei weitem nicht soviel Zeit, um sich zu retten. Es klingelte an der Tür.
    Überrascht

Weitere Kostenlose Bücher