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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hier ist doch etwas höchst Ungewöhnliches im Gange, etwas Außergewöhnliches. Und allem Anschein nach ist Sheriff Laurenski in die Sache verwickelt. Schließlich hat er Frye letzte Woche gedeckt, hat für ihn gelogen. Und jetzt weicht er euch aus, weil er für das, was er getan hat, keine brauchbare Erklärung findet. Kommt dir das denn nicht verdächtig vor? Wirkt er auf dich nicht wie ein Mann, der bis über beide Ohren in irgendeiner Verschwörung steckt?«
    »Nein«, antwortete Tony. »Mir erscheint er als höchst verlegener Polizist. Für einen Beamten hat er einen verdammt unangenehmen Fehler begangen, einen wichtigen Mann aus seiner Gegend gedeckt, weil er sich einfach nicht vorstellen konnte, daß dieser Mann mit Notzucht oder Mord etwas zu tun haben könnte. Er konnte Frye letzten Mittwochabend nicht ausfindig machen, behauptete aber, ihn angetroffen zu haben. Er war völlig überzeugt, Frye sei nicht der Mann, den wir suchten. Aber er hatte unrecht. Und jetzt schämt er sich.« »Und das glaubst du?« fragte sie. »Nun, das glaubt jeder im Präsidium.« »Nun, ich glaube es nicht.« »Hilary –«
    »Ich habe Bruno Frye heute nacht gesehen!« Anstatt langsam wieder zur Vernunft zu kommen, wie er gehofft hatte, wurde ihr Zustand eher schlimmer, sank sie noch tiefer in diese finstere Phantasiewelt lebender Toter und geheimnisvoller Verschwörungen. Er würde andere Saiten aufziehen müssen.
    »Hilary, du hast Bruno Frye nicht gesehen. Er war nicht hier. Nicht in dieser Nacht. Er ist tot. Tot und begraben. Der Mann, der dich heute nacht überfallen hat, war ein anderer. Du stehst unter Schock. Du bist verwirrt. Das ist völlig verständlich, aber –«
    Sie entzog ihm ihre Hand und trat einen Schritt zurück. »Ich bin nicht verwirrt. Frye war hier. Und er hat gesagt, daß er zurückkommen würde.«
    »Noch vor einer Minute hast du zugegeben, daß deine Geschichte überhaupt keinen Sinn ergibt. Oder hast du das nicht behauptet?«
    »Doch«, antwortete sie widerstrebend. »Das habe ich behauptet. Es ergibt keinen Sinn. Aber es ist so passiert!« »Glaub' mir, ich habe schon oft Leute erlebt, die einen Schock erlitten«, meinte Tony. »Das verzerrt das Wahrnehmungsvermögen und die Erinnerung und –« »Willst du mir jetzt helfen oder nicht?« fragte sie. »Natürlich werde ich dir helfen.« »Wie? Was werden wir tun?«
    »Zunächst einmal werden wir den Einbruch und den Überfall melden.«
    »Wird das nicht schrecklich peinlich werden?« fragte sie ironisch. »Wenn ich denen sage, daß ein Toter versucht hat, mich zu ermorden, meinst du dann nicht, daß die mich für ein paar Tage in die psychiatrische Abteilung einweisen, und mich gründlich untersuchen wollen? Du kennst mich viel besser als sonst jemand, und selbst du hältst mich für verrückt.« »Ich halte dich nicht für verrückt«, entgegnete er, von ihrem Tonfall verletzt. »Ich glaube nur, daß du durcheinander bist.« »Verdammt.«
    »Hilary, hör' zu. Wenn die Polizeibeamten hierherkommen, wirst du ihnen kein Wort über Frye sagen. Du wirst dich beruhigen, dich zusammenreißen –« »Ich reiß' mich doch zusammen!«
    »– und wirst versuchen, dich genau zu erinnern, wie der Eindringling ausgesehen hat. Wenn deine Nerven sich beruhigt haben, wenn du dich wieder in der Gewalt hast, wirst du selbst darüber staunen, wie genau du dich erinnern kannst. Dann wird dir auch klar sein, daß das nicht Bruno Frye war.« »Doch, er war es.«
    »Er hat Frye vielleicht ähnlich gesehen, aber –« »Jetzt redest du genau wie Frank Howard neulich«, schrie sie zornig.
    Tony blieb geduldig. »Neulich hast du zumindest einen Mann beschuldigt, der lebte.«
    »Du bist genau wie alle anderen, denen ich bisher vertraut habe«, entgegnete sie; ihre Stimme klang brüchig. »Ich will dir doch helfen.« »Einen Dreck willst du.«
    »Hilary, du darfst dich jetzt nicht von mir abwenden.« »Du hast dich doch von mir abgewendet.« »Du bist mir wichtig.«
    »Dann zeig' es.«
    »Ich bin hier, oder nicht? Wie soll ich es dir sonst beweisen?« »Indem du mir glaubst«, sagte sie. »Das ist der beste Beweis.« Er erkannte, wie unsicher sie wirkte, und nahm an, daß das auf schlechter Erfahrung mit Leuten beruhte, die sie geliebt und denen sie vertraut hatte. Man mußte ihr wirklich übel mitgespielt und ihr Vertrauen schwer mißbraucht haben. Eine gewöhnliche Enttäuschung hätte sie wohl ganz sicher nicht so empfindlich gemacht, wie sie es war. Von dem Augenblick an, wo

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