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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verloren und lag dann ein paar Stunden in der heißen Sonne, ohne daß jemand sich um ihn gekümmert hat. Das kann er einfach nicht überlebt haben.« »Vielleicht doch.«
    Tony führte ihre Hand an seine Lippen und küßte ihre bleichen Finger. »Nein«, sagte er leise, aber entschieden. »Wenn man so viel Blut verloren hat, stirbt man.«
    Tony nahm an, daß sie unter einem leichten Schock litt, der irgendwie dazu geführt haben mag, daß ihre Sinneswahrnehmungen eine Art Kurzschluß erlitten, eine kurzzeitige Verwirrung ihres Erinnerungsvermögens. In ihrer Vorstellung hatte sich dieser Angriff mit dem der letzten Woche vermischt. In ein paar Minuten, wenn sie sich wieder unter Kontrolle haben würde, dächte sie klarer, und dann würde ihr bewußt werden, daß der Mann, der heute nacht hier war, nicht Bruno Frye sein konnte. Er brauchte sie nur ein wenig zu streicheln, mit ruhiger Stimme auf sie einreden und all ihre Fragen und wirren Vermutungen so vernünftig und so ruhig wie möglich beantworten, bis sie wieder zu sich selbst fände. »Vielleicht war Frye nicht tot, als sie ihn auf diesem Supermarktparkplatz fanden«, sagte sie. »Vielleicht lag er nur im Koma.«
    »Das hätte der Leichenbeschauer bei der Autopsie festgestellt.«
    »Vielleicht hat er keine Autopsie vorgenommen.« »Wenn er das nicht getan hat, dann war es ein anderer Arzt, einer seiner Mitarbeiter.«
    »Nun«, sagte Hilary, »vielleicht hatten sie an dem Tag besonders viel zu tun – eine Menge Leichen gleichzeitig oder so etwas – und haben einfach nur den Bericht ausgefüllt, ohne die Autopsie tatsächlich durchzuführen.«
    »Unmöglich«, meinte Tony. »Die gerichtsmedizinische Abteilung arbeitet streng nach Vorschrift, es gab da noch nie irgendwelche Vorkommnisse dieser Art.«
    »Könnten wir es nicht wenigstens überprüfen?« fragte sie. Er nickte. »Sicher. Das können wir machen. Aber du vergißt, daß Frye durch die Hände wenigstens eines Bestattungstechnikers gegangen ist, wahrscheinlich durch zwei. Das wenige Blut, das noch in ihm war, wurde entfernt und durch Balsamierflüssigkeit ersetzt.« »Bist du sicher?«
    »Um nach St. Helena überführt zu werden, mußte er vorher entweder einbalsamiert oder eingeäschert werden. So schreibt es das Gesetz vor.«
    Sie überlegte einen Augenblick und meinte dann: »Aber was ist, wenn er wirklich einen jener bizarren Fälle darstellt, den einen unter zehn Millionen? Was, wenn er irrtümlich für tot erklärt worden ist? Was, wenn der Leichenbeschauer geschummelt hat? Und was, wenn Frye sich auf dem Tisch des Einbalsamierers aufgesetzt hat, gerade als der Leichenbestattungstechniker seine Arbeit beginnen wollte?«
    »Du greifst nach Strohhalmen, Hilary. Du mußt doch einsehen, daß wir das erfahren hätten. Wenn ein Bestattungstechniker sich im Besitz einer Leiche befände, die sich plötzlich als scheintot erwiese, als praktisch blutloser Mann, der dringend ärztlicher Behandlung bedurfte, dann würde ihn der Bestattungstechniker doch mit größter Eile zum nächsten Krankenhaus schaffen. Außerdem riefe er das Büro des Leichenbeschauers an, oder das Krankenhaus würde dies tun. Wir hätten es sofort erfahren.«
    Sie dachte über seine Worte nach, starrte auf den Küchenboden und kaute auf ihrer Unterlippe. Schließlich sagte sie: »Was ist mit Sheriff Laurenski in Napa County?« »Von ihm haben wir bis jetzt noch keine Aussage.« »Warum nicht?«
    »Er weicht uns aus, nimmt unsere Anrufe nicht an und ruft auch nicht zurück.«
    »Nun, sagt dir das denn nicht, daß an diesem Fall irgend etwas nicht stimmt?« fragte sie. »Es läuft da irgendeine krumme Sache, und der Sheriff ist beteiligt.« »An was für eine krumme Sache denkst du denn?« »Ich ... ich weiß nicht.«
    Tony, der immer noch mit ruhiger Stimme sprach und überzeugt war, daß sie schließlich auf seine sanften, vernünftigen Argumente eingehen würde, meinte: »Eine Verschwörung zwischen Frye und Laurenski und vielleicht dem Satan selbst? Eine Verschwörung, den Tod um das zu betrügen, was ihm gehört? Eine böse Verschwörung, um aus dem Grab zurückzukehren? Eine Verschwörung, irgendwie ewig zu leben? Für mich ergibt das absolut keinen Sinn. Für dich etwa?« »Nein«, erwiderte sie gereizt. »Für mich ergibt das auch keinen Sinn.«
    »Gut. Es freut mich, das zu hören. Wenn du nämlich behauptet hättest, für dich ergäbe das einen Sinn, so würde ich mir ernstlich Sorgen um dich machen.«
    »Aber, verdammt noch mal,

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