Flüstern in der Nacht
blätterte.
Dann antwortete sie: »Da ist es. Ein Mr. Wyant Stevens hat angerufen. Mr. Topelis sollte Miss Thomas sagen, er, Mr. Stevens, würde sich gerne mit den Gemälden befassen. Mr. Stevens sagte, man solle ihr ausrichten, er würde nicht schlafen können, bis sie aus St. Helena zurückkäme und ihm die Chance gäbe, ein Angebot zu machen. Also muß sie in St. Helena sein.«
Das traf Bruno wie ein Schock. Er brachte kein Wort mehr hervor.
»Ich weiß nicht, in welchem Hotel oder Motel«, meinte die junge Frau mit nachsichtheischender Stimme. »Aber im ganzen Napa-Tal gibt es ja nicht so viele Möglichkeiten, also wird es Ihnen nicht schwerfallen, sie zu finden.« »Nein, ganz und gar nicht«, meinte Bruno stockend. »Kennt sie jemanden in St. Helena?« »Was?«
»Ich dachte nur, sie wohnt vielleicht bei Freunden«, entgegnete die junge Frau.
»Ja«, sagte Bruno. »Ich glaube, ich weiß schon, wo sie ist.« »Das mit dem Todesfall tut mir wirklich leid.« »Was?«
»Der Todesfall in Ihrer Familie.« »Oh«, machte Bruno. Er leckte sich nervös die Lippen. »Ja. In den letzten fünf Jahren hat es eine ganze Menge Todesfälle in der Familie gegeben. Vielen Dank, daß Sie mir geholfen haben.«
»Habe ich doch gerne getan.« Er legte auf.
In St. Helena hielt sie sich also auf. Dieses unverschämte Miststück war zurückgekommen. Warum? Mein Gott, was führte sie nur im Schilde? Was wollte sie?
Gehetzt und voller Angst, sie würde etwas bezüglich seines Todes planen, begann er, die Fluggesellschaften am Flughafen von Los Angeles anzurufen und bemühte sich um einen Platz in einem Flugzeug nach Norden. Aber bis zum Morgen starteten keine Maschinen mehr, und alle Frühflüge waren bereits ausgebucht. Er würde Los Angeles also erst morgen nachmittag verlassen können. Dann würde es zu spät sein. Das wußte er. Spürte es. Er mußte sich beeilen.
Er beschloß, mit dem Wagen zu fahren. Es war noch früh am Abend. Wenn er die ganze Nacht fuhr und sich beeilte, würde er St. Helena im Morgengrauen erreichen. Er hatte das Gefühl, sein Leben hinge davon ab. Er eilte aus dem Bungalow, stolperte dabei über all die Verwüstung, die er angerichtet hatte, ließ die Haustür weit offenstehen, achtete auf nichts mehr, nahm sich nicht einmal die Zeit, sich umzusehen, ob etwa jemand in der Nähe stand. Er hetzte über den Rasen auf die dunkle verlassene Straße hinaus zu seinem Lieferwagen.
Nach Kaffee und Cognac zeigte Joshua Tony und Hilary ihr Gästezimmer und das dazugehörige Bad am anderen Ende des Hauses, ein großer und behaglicher Raum mit breiten Fenstersimsen und Bleiglasfenstern wie im Eßzimmer. Aber das riesige Himmelbett entzückte Hilary am meisten. Nachdem sie Joshua gute Nacht gesagt, die Schlafzimmertür geschlossen und die Vorhänge zugezogen hatten, um die augenlose Nacht daran zu hindern, sie blindlings anzustarren, stellten sie sich gemeinsam unter die Dusche, um ihre verspannten Muskeln etwas zu lockern. Sie fühlten sich ziemlich erschöpft und hatten eigentlich nur vor, das kindlich entspannende, geschlechtslose Vergnügen des Bades zu erleben, das sie in der letzten Nacht bereits in dem Flughafenhotel in Los Angeles miteinander geteilt hatten. Keiner von beiden rechnete mit der sie überwältigenden Leidenschaft. Während er aber ihre Brüste einseifte, brachte die sanfte, rhythmische, kreisende Bewegung seiner Hände ihre Haut zum Beben. Als er schließlich ihre Brüste umschloß und sie seine großen Hände ausfüllten, wurden ihre Brustwarzen hart und traten aus dem Seifenschaum hervor. Er ging auf die Knie und wusch ihr den Bauch, die langen schlanken Beine und die Pobacken. Für Hilary schrumpfte die Welt in diesem Moment zu einer winzigen Kugel, beschränkte sich auf ein paar Bilder, Geräusche und erlesene Empfindungen: den Fliederduft der Seife, das Plätschern des Wassers, die aufsteigenden Dampfschwaden, sein schlanker Körper, überströmt vom Wasser, und das Wachsen seiner Männlichkeit, als sie sich schließlich daranmachte, ihn einzuseifen. Nach dem Duschen hatten beide ihre Müdigkeit vergessen; dachten nicht mehr an die schmerzenden Muskeln, sondern nur noch an ihr Begehren.
Im weichen Schein der Nachttischlampe hielt er sie auf dem Himmelbett umfangen, küßte sie auf die Augen, die Nase, die Lippen, das Kinn, den Hals und die steil aufgerichteten Brustwarzen.
»Bitte!« flüsterte sie. »Komm!« »Ja«, sagte er an ihrem Hals. Sie öffnete ihm die Beine, und er drang in
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