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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und fingen an, über seine Füße zu kriechen; er war so wütend auf Emma und drückte einfach ab.« »Du lieber Gott!«
    »Ich sah, wie ihr das Gesicht weggerissen wurde.«
    »Hilary –«
    »Ich muß jetzt darüber sprechen.« »Also gut.«
    »Ich habe noch nie darüber gesprochen.« »Ich höre zu.«
     
    »Als er sie erschoß, rannte ich aus der Küche«, fuhr Hilary fort. »Ich wußte, ich würde es nicht schaffen, aus der Wohnung und durch den Gang zu fliehen, ehe er mich von hinten niederschießen würde, also rannte ich in die andere Richtung, in mein Zimmer. Ich schloß die Tür hinter mir und sperrte sie zu. Aber er schoß das Schloß weg. Mittlerweile war er davon überzeugt, ich hätte die Würmer aus den Wänden gelassen. Er schoß auf mich. Es war zwar keine tödliche Wunde, aber es tat höllisch weh, als hätte dir jemand ein weißglühendes Eisen in die Seite gestoßen; und es blutete sehr.« »Warum hat er nicht ein zweites Mal geschossen? Was hat dir das Leben gerettet?« »Ich habe zugestochen«, erklärte sie. »Zugestochen? Wo hattest du das Messer her?« »Es lag im Zimmer. Ich besaß es seit meinem achten Lebensjahr. Bis dahin hatte ich es noch nie gebraucht. Aber ich nahm mir immer vor, wenn sie mich wieder einmal verprügelten und es so schlimm würde, daß ich das Gefühl hätte, sie würden mich erledigen, dann stäche ich zu, um mich selbst zu retten. Also stach ich in dem Augenblick auf Earl ein, als er den Abzug betätigte. Ich hab ihm nicht mehr wehgetan als er mir; er erschrak, geriet in Panik, als er sein eigenes Blut sah. Er rannte aus dem Zimmer in die Küche zurück, fing wieder an, Emma anzuschreien, verlangte, sie solle dafür sorgen, daß die Würmer verschwänden, ehe sie sein Blut röchen und auf ihn losgingen. Und dann schoß er das ganze Magazin leer, weil sie die Würmer nicht wegschickte. Mir tat meine Wunde scheußlich weh, und ich hatte Angst, aber ich versuchte, die Schüsse zu zählen. Überzeugt, daß das Magazin leer sei, humpelte ich aus meinem Zimmer und versuchte die Wohnungstür zu erreichen. Aber er besaß ein paar Schachteln Patronen und hatte bereits nachgeladen. Er sah mich und schoß aus der Küche auf mich; ich rannte in mein Zimmer zurück. Ich verbarrikadierte die Tür mit einer Kommode und hoffte, daß Hilfe käme, ehe ich verblutete. Draußen in der Küche schrie Earl die ganze Zeit wegen der Würmer herum und dann faselte er etwas von riesigen Krebsen am Fenster und feuerte die ganze Zeit weiter auf Emma. Er muß an die hundertfünfzig Schüsse auf sie abgegeben haben, ehe dann alles vorbei war. Sie wurde buchstäblich in Stücke gerissen. Die Küche sah aus wie ein Schlachthaus.«
     
    Tony räusperte sich. »Was wurde dann aus ihm?« »Er erschoß sich, als die Polizei schließlich die Tür aufbrach.« »Und du?«
    »Eine Woche Krankenhaus. Die Narbe ist mir geblieben.« Eine Weile blieben beide stumm.
    Draußen, hinter den Vorhängen, hinter den Bleiglasfenstern seufzte der Wind.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, meinte Tony. »Sag' mir, daß du mich liebst.« »Das tue ich doch.« »Sag' es mir.« »Ich liebe dich.« »Und ich liebe dich, Tony.« Er küßte sie.
    »Ich liebe dich mehr, als ich je glaubte jemanden lieben zu können«, meinte sie. »In der einen Woche hast du mich für immer verändert.«
    »Du bist verdammt stark«, sagte er bewundernd. »Du gibst mir Kraft.«
    »Davon besaßest du schon eine ganze Menge, ehe ich in Erscheinung trat.«
    »Nicht genug. Du gibst mir mehr. Gewöhnlich ... wenn ich bloß an den Tag denke, wo er auf mich geschossen hat ... da werde ich unruhig, bekomme wieder Angst, als wäre es gestern passiert. Aber diesmal bekam ich keine Angst. Ich hab dir jetzt alles erzählt, und es hat mich kaum berührt. Weißt du, warum das so ist?« »Warum?«
    »Weil all die schrecklichen Dinge, die in Chicago passierten, die vielen Schüsse und alles, was vorher geschah, jetzt der Vergangenheit angehören. Nichts von alledem hat heute noch etwas zu bedeuten. Ich habe dich, und damit ist alles Vergangene vorbei.«
    »Das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit, weißt du. Ich brauche dich genausosehr, wie du mich brauchst.« »Ich weiß. Das macht das Ganze ja so vollkommen.« Wieder schwiegen beide.
    Dann fuhr sie fort: »Es gibt noch einen Grund, weshalb all die Erinnerungen an Chicago mir nun keine Angst mehr machen. Ich meine, außer der Tatsache, daß ich jetzt dich habe.« »Welchen Grund?«
    »Nun, das hat mit Bruno

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