Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
Vom Netzwerk:
Hand fällt herab. »Du weißt, was Ideophobie ist?«
    Issie antwortet für ihn. »Devyn weiß alles über Phobien und Geisteszustände.«
    »Meine Eltern sind Psychiater«, erklärt er. »Ideophobie ist die Angst vor Ideen.«
    »Mann, das hätte sogar ich rausgekriegt.« Issie schaut ihn an und wackelt mit der Nase hin und her. »Aber egal, zurück zu Amnesty. Wir sollten wirklich eine Ortsgruppe gründen, oder Devyn?«
    Er nickt und wischt sich das Salamifett von den Fingern.
    Das Leben hier könnte vielleicht doch ganz gut werden, wenn es nicht so kalt wäre.
    Auf einmal wirkt Devyn total angespannt, und ein tiefes Geräusch kommt von ganz unten aus seiner Kehle. Es klingt fast wie ein Wimmern.
    Issie legt die Hand auf seinen Arm.
    »Is?«, sagt er leise.
    Sie antwortet nicht.
    Ich folge ihrem Blick durch die großen Fenster der Cafeteria und sehe, warum er so ausflippt. Am Waldrand steht ein Mann.
    »Scheiße«, sage ich.
    Issie erwacht aus ihrer Starre. »Du kennst ihn?«
    Sie und Devyn konzentrieren ihre Aufmerksamkeit jetzt ganz auf mich. Ich versuche, mich noch kleiner zu machen. Ich würde gern auch sie anstarren, aber ich bin zu sehr damit beschäftigt, den Mann zu beobachten, der den Arm hebt und auf etwas zeigt. Er zeigt auf die Cafeteria. Auf uns. Auf mich.
    »Er zeigt auf mich«, sagt Devyn und verkriecht sich fast in sich selbst. Durch die Angst klingt seine Stimme starr und brüchig. Issie greift nach seiner Hand. »Er zeigt auf mich, Is. Oh Gott …«
    »Nein. Er zeigt auf mich«, sage ich, und meine Muskeln verspannen sich. »Meine Güte. Wer zum Teufel ist das?«
    Ein Hund jagt über das schneebedeckte Feld auf den Mann zu. In diesem Augenblick springe ich auf und renne zum Notausgang, stürze durch die Schüler hindurch, die grüne Tabletts und Colaflaschen tragen, und fliege an Megan und ihrem kleinen Gefolge vorbei, die alle Wasser trinken. Ich drücke die große metallene Klinke der Tür nach unten. Ein Alarm schrillt. Als ob mir das was ausmachen würde.
    »Halt! Halt!« Ein zufällig anwesender Lehrer zerrt mich zurück nach drinnen, wirbelt mich herum und spuckt mir beim Reden ins Gesicht. »Was fällt dir ein?«
    Issie und Devyn stehen mit aufgerissenem Mund da.
    »Ich, äh, leide an Klaustrophobie«, lüge ich. »Mir wird dann schwindelig.«
    »Mr. Marr … sie hat Zuckerprobleme«, unterbricht Issie mich.
    »Das ist nicht ihr einziges Problem«, giftet Megan von ihrem Tisch aus. Die Umstehenden lachen. Ich beachte sie nicht, denn der Mann draußen ist weg, in den Wäldern verschwunden oder was immer. Auch der Hund ist weg.
    Issie fährt mit ihren Erklärungen fort: »Ihre Großmutter hat es mir gesagt. Betty ist ihre Großmutter. Sie kennen Betty? Sie ist bei Downeast Ambulance.«
    Ich schaue sie dankbar an.
    Mr. Marr trägt seine Haare über den Kopf gekämmt, eine Frisur, die sich glatzköpfige Männer gelegentlich zulegen. Sie flattert im Wind. Er schlägt die Tür zu. »Na, dann sieh zu, dass du deinen Zuckerpegel erhöhst.«
    Issie geleitet mich zurück an unseren Tisch. Sobald ich sitze und vorgebe, durch ein koffeinhaltiges Colagetränk Zucker zu mir zu nehmen, und Mr. Marr nicht mehr zu uns herübersieht, legt sie los: »Warum hast du das getan?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Er verfolgt mich.«
    »Er verfolgt dich?«, sagt Devyn. »Der Mann da draußen? Bist du sicher?«
    »Ich weiß, dass das komisch klingt.« Ich bin total durcheinander und falte meine Serviette in immer kleinere Quadrate. »Aber ich schwöre, dass es so ist. Ich habe ihn in Charleston gesehen. Am Flughafen. Und jetzt ist er hier. Irgendwas geht hier vor. Das ist nicht normal. Das ist … das ist nicht normal.«
    Devyn schüttelt den Kopf. »Das kann nicht gut sein.«
    »Was meinst du damit?«
    Es klingelt. Issie steht auf, aber Devyn schiebt sich nicht vom Tisch weg. »Lasst mich ein paar Nachforschungen anstellen, okay? Dann reden wir wieder.«
    Ich stehe auf. »Was? Glaubst du, er ist ein Serienmörder oder ein Stalker oder so was?«
    Devyn nickt langsam.
    »Das ergibt keinen Sinn. Ich hab keine Ahnung, warum er immer dort sein sollte, wo ich bin. Oder denkst du etwa, dass das etwas mit dem vermissten Jungen zu tun hat?« Ich schaue von oben auf seinen Kopf. Seine Haare stehen in wilden Wirbeln. Aber eigentlich erregt der Ausdruck in seinen Augen meine Aufmerksamkeit: Als ob er etwas für sich behalten würde. »Du hast gedacht, er zeigt auf dich?«
    Ein Muskel in seiner Wange zuckt, und sein Kopf wendet

Weitere Kostenlose Bücher