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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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schon ganz aus dem Häuschen, wenn fünf Leute zum Key Club kommen.« Er zeigt mit dem Kinn auf einen Aktionsaufruf. »Kann ich dir beim Verteilen helfen?«
    »Ja.« Er ist so nett. »Kannst du.«
    Erst als ich alles über die wichtige Mission von Amnesty International erklärt habe und alle Leute angefangen haben, Briefe zu schreiben, bequemt Nick sich aufzutauchen.
    Neben mir sitzt bereits Ian, deshalb steht Nick vor meinem Pult.
    »Wie nett von dir, dass du auch kommst, Colt«, spottet Ian. Er sieht auf einmal aus wie eine Schlange. Kein schöner Anblick.
    Issie hält sich die Augen zu, als fürchte sie, dass gleich Blut fließen würde.
    Ich schaue zu Nick auf. »Du kommst zu spät.«
    Er lächelt mich an. Ein kleiner Fichtenzweig hängt an seinem Pullover.
    »Ich musste noch was erledigen«, sagt er knurrend. Er schaut weg von mir und zwingt Ians Blick nieder. Sie spulen das komplette Ich-bin-das-Alpha-Tier – nein – Ich-bin-das-Alphatier-Programm ab: Brust raus, in Pose stellen, Blickkontakt halten.
    Devyn flüstert so laut mit Issie, dass wir es hören können: »Wirklich erbärmlich, wie sie sich manchmal benehmen.«
    Und sie flüstert zurück. »Allerdings.«
    Nick zupft den Fichtenzweig von seinem Pullover und sagt mit normaler Stimme: »Tja, nicht wahr?«
    Dann lächelt er mich an, und mein Herz fängt an heftig zu klopfen. Ich schäme mich dafür, aber es ist wahr. Herzen lassen einen dermaßen im Stich. Aus diesem Grund ist es auch absolut zulässig, an Kardiophobie, an Herzangst, zu leiden.
    »Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Sag mir, was ich tun soll, Zara«, sagt er und schaukelt beiläufig auf den Fersen vor und zurück. Ian bricht fast seinen Stift entzwei – ehrlich! –, aber ich steh einfach auf und setze Nick mit einem Aktionsaufruf und ein paar Blatt Papier an einen freien Platz.
    Während wir Unterricht haben, ist der Himmel strahlend blau. Das ist der Himmel über Maine, den Maler immer abbilden, und es ist ein Himmel, bei dem sogar ein Mädchen aus Charleston wie ich entspannt lächeln kann. Die Farben der Bäume, zu denen ich während des Kunstunterrichts hinausschaue, sind frisch und leuchten. Eigentlich soll ich an der Papierkollage eines Adlers arbeiten, aber meine Gedanken schweifen immer wieder zu Elfen und politischen Gefangenen ab.
    Ich reiße einen Streifen rotes Brokatpapier ab, um damit auf der linken Schwinge des Adlers eine gewisse Dynamik zu erzeugen. Während ich den Klebstoff auftrage, gleitet Nick herein. Er setzt sich an den Tisch neben mir.
    »Ist es okay, wenn ich mich hierher setze?«, fragt er.
    Ich nicke. Mein Herz macht eine Million verrückte glückliche Sprünge, und mein Hirn fragt sich, warum er sich neben mich setzt. Es gibt Abermillionen andere Plätze, auf die er sich hätte setzen können, ganz zu schweigen von dem Platz, wo er normalerweise sitzt. Freu dich nicht zu sehr. Interpretier da nicht zu viel rein. Wahrscheinlich will er nur über Elfen reden.
    Nick geht nach hinten zum Schrank und holt seine Arbeit heraus. Er breitet sie vor sich auf dem Tisch aus. Es ist ein Wolf, der durch den Wald streicht, und er hat ihn ausschließlich mit zusammengeknülltem Papier gestaltet.
    »Das ist gut«, sage ich und zeige auf das Bild.
    Er lächelt. »Deines aber auch.«
    Eine Minute lang sitzen wir da, ohne zu reden. Ich wünschte, er würde etwas sagen. Irgendwas. Also, nicht einfach irgendwas, schon was Nettes.
    »Du bist so still«, platze ich heraus.
    Er lacht. »Du nicht?«
    »Ich habe mich nicht zu dir gesetzt.«
    »Ja, aber gestern hast du mich gefragt, ob ich dein Freund sein möchte.« Seine Augen funkeln.
    »Pssst. Manche Dinge sollte man einfach nicht wiederholen.«
    Er fasst sich ans Herz und tut so, als wäre er verletzt: »Was? Du hast mich nicht gefragt?«
    »Das lässt mich so hilfsbedürftig aussehen.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    Er lächelt, und sein Lächeln durchdringt auch seine Stimme: »Zara, du bist nicht hilfsbedürftig.«
    Ich reiße noch einen Streifen Papier ab und schneide ihn fein säuberlich mit einem Schablonenmesser zurecht, während ich stöhne: »Wenn du meinst.«
    »Außerdem«, sage ich, nachdem ich ein bisschen an der Schwinge und an meiner Logik gearbeitet habe, »würde ein echter Freund niemals über etwas sprechen, das seinem Freund wegen seiner inhärenten Rührseligkeit so offensichtlich peinlich wäre.«
    Er fängt an zu lachen, aber es hört sich an wie ein Schnauben. »Inhärente Rührseligkeit?«
    Ich tue so,

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