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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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immer hier in Nicks Armen stehen bleiben, seine Lippen küssen und seine warme, stoppelige Wange an meiner spüren. Alle Sorgen und alle Ängste spielen auf einmal keine Rolle mehr. Mehr braucht es nicht. Überhaupt nicht.
    Merinthophobie
    Die Angst, gefesselt oder angebunden zu werden
    Wir küssen uns lange, sehr lange. Ich merke nicht einmal, dass es kalt ist, und ich vergesse, Angst zu haben. So gut küsst er. Seine Lippen bewegen sich auf meinen Lippen. Meine Lippen sehnen sich danach, ihn und seine weiche Haut zu berühren. Wir küssen uns weiter. Meine Hände vergraben sich in seinen Haaren. Er zieht mich dicht an sich, so dicht, wie es überhaupt geht, und er fühlt sich solide an, stark und wunderbar. Meine Hände wandern von seinen Haaren zu seinen Wangen und sie prickeln unter der Berührung.
    »Wir sollten weitergehen«, sagt er, und seine Stimme klingt wieder rau und heiser. Ich mag es sehr, wenn seine Stimme sich so anhört, tiefer als sonst. Auch seine Lippen sind ein bisschen voller als sonst. »Du wirst ja rot.«
    Ich fahre mit der Zunge über meine Lippen, als ob ich immer noch versuchen würde, ihn zu schmecken. Dann ziehe ich meine Schneeschuhe weg von seinen, was gar nicht so einfach ist.
    »Du küsst gut«, sage ich.
    »Du auch.«
    Wir gehen und gehen und gehen. Schließlich haben wir die Zufahrt hinter uns und gelangen zur Hauptstraße, die schon länger nicht mehr geräumt wurde. Der Schnee liegt fast zehn Zentimeter hoch auf der Straße.
    »Ich habe über Ian nachgedacht«, sage ich, während ich auf meinen Schneeschuhen voranstakse.
    »Toll. Genau das wollte ich hören.«
    »Nein, doch nicht so. Ich habe daran gedacht, wie traurig er sein wird.«
    »Ach, der arme Ballkönig«, neckt er mich und stößt mich mit der Hüfte an.
    Ich stoße zurück. »Du bist gemein.«
    Ein Adler schreit. Aber mir entgehen alle Zeichen. Und Nick geht es ebenso.
    Etwas fällt plötzlich auf uns herab, und Nick knurrt. Es ist ein tierischer, kehliger Laut. Er ängstigt mich mehr als das Ding auf meinem Kopf. Aber ich kann das Knurren nicht abstellen, deshalb bekämpfe ich, was auf meinem Kopf ist. Ich reiße daran, und meine Finger verhaken sich in kleinen Schlingen aus Metall. Es ist ein Netz. Jemand hat ein Netz über uns geworfen.
    Nick umklammert mich. Er knurrt immer noch. Seine Augen haben sich bereits verändert, seine Stirn legt sich in Falten.
    »Nick?« Sein Name kommt nur langsam über meine Lippen. Ich schiebe die Panik beiseite, versuche so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre. Das kann ich gut.
    »Elfen«, stößt er hervor, während er sich gegen das Netz über unseren Köpfen und um uns herum wehrt. »Das Netz ist aus Silber.«
    »Silber?«
    Er schüttelt den Kopf. Alles an ihm schüttelt sich, während er versucht, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren.
    »Nick!«, schreie ich ihn voller Angst an.
    Hände reißen mich von ihm weg. Sie kommen von hinten, und ich kann nicht sehen, zu wem sie gehören. Sie halten mich mit eisernem Griff fest, viel zu fest, bedrohlich fest.
    Ich versuche, meine Arme dem Griff zu entwinden. »Loslassen.«
    Aber sie lassen nicht los, sondern halten mich nur noch fester. Als ob sie mir die Knochen brechen wollten. Ich werde aus dem Netz herausgezerrt und durch den Schnee gezogen. Mein Körper rutscht über einen der Schneeschuhe, die ich im Getümmel verloren habe. Ich greife nach ihm und schleudere ihn hinter mich, um jemanden zu treffen.
    Zufrieden höre ich, dass ich gut gezielt habe, aber die Hände lassen mich nicht los.
    Offenbar bin ich keine Pazifistin mehr.
    Meine Finger wollen in das Netz greifen, aber ich werde zu schnell weggerissen und durch den Schnee gezogen. Alles um mich herum ist weiß.
    »Nick!«
    Ich kralle meine Finger in den Schnee, um das Tempo zu verringern. Aber es gibt nichts, woran ich mich festhalten kann. Ich trete wild um mich. Die Hände fassen nach meinen Knöcheln. Während sie meinen Körper drehen, kann ich einen kurzen Blick auf ihre Rücken erhaschen. Sie tragen Parkas und Hüte und sehen aus wie normale Menschen, nur dass sie sich schneller bewegen. Ich falle wieder aufs Gesicht, kann aber gerade noch rechtzeitig den Kopf heben, um Nick in dem Netz zu sehen. Er hat sich wieder verwandelt.
    »Nick!« schreie ich gellend, aber dabei gerät Schnee in meinen Mund. Ein scharfer kalter Schmerz jagt durch meine Zähne und bis hinauf in meinen Schädel. Ich huste und versuche es noch einmal: »Nick!«
    Er erhebt sich auf vier Beine

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