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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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rausgedreht, da bewegen sich die Riegel draußen an der Tür. Ich schiebe die eine Schraube in die Tasche und haste zurück zur Luftmatratze. In diesem Augenblick geht die Tür auf.
    Ich hole tief Luft und bereite mich vor. Ich weiß nicht, was ich hinter der Tür erwartet habe. Sicherlich nicht Ian.
    »Zara, du siehst ja ganz verstört aus.« Ian lächelt.
    Er trägt normale Klamotten, einen dunkelblauen Pullover, darunter ein Hemd und Jeans. Seine rötlichen Haare sind verwuschelt, aber absichtlich, in »Ich bin in einer Boy Group«-Manier.
    Er macht die Tür hinter sich zu und bleibt dann einen Augenblick lang stehen, während er mich unverwandt ansieht: »Du weißt es wirklich nicht?«
    »Ich weiß was nicht?«, frage ich durch zusammengebissene Zähne. Ich zwinge mich dazu, mein Kinn locker zu lassen und die verschränkten Arme zu lösen. Ian braucht nicht zu wissen, wie wütend ich bin und wie viel Angst ich habe.
    Ian lehnt sich mit der Schulter gegen die Wand und sieht sehr entspannt und glücklich aus. »Dass ich ein Elf bin?«
    Mir muss die Kinnlade runtergeklappt sein oder so, denn Ian fängt an zu lachen. »Du siehst in der Tat verstört aus.«
    Ich sage nichts. Ich versuche nur, mich auf diese neueste Wendung der Dinge einzustellen. Er ist ein Elf. Ian – ein Elf.
    »Und wo ist der Staub? Ich dachte, ihr hinterlasst Staub?«
    »Nur die Könige.« Er knurrt fast. Dann verändert er seinen Gesichtsausdruck, wirkt ruhiger und weniger wild. Seine Stimme passt sich dem an und auf einmal ist er wieder der nette Typ, der mir an meinem ersten Tag in der Schule zeigte, wo meine Stunden stattfinden. »Frierst du Zara?«
    »Mir geht’s gut.«
    War Ian letzte Nacht bei mir zu Hause gewesen? Hatte er sich für meinen Dad ausgegeben? Hass brandet in mir auf. Überflüssiges Gefühl hin oder her.
    »Du lügst. Ich kann es riechen. Du frierst«, sagt Ian. »Ich hol dir eine Decke.«
    Er dreht sich um und geht zur Tür. Er klopft zweimal, und sie öffnet sich.
    »Warte!«
    Er schaut zu mir und lächelt mich wieder an. »Keine Sorge, Zara. Ich verlasse dich nicht. Okay?«
    Ich werfe mich auf die Luftmatratze und versuche, mich zu beherrschen und mich nicht auf ihn zu stürzen.
    »Du denkst immer, dass alle dich verlassen, stimmt’s?«, sagt er und sein Tonfall wird weicher. »Aber Elfen sind nicht so. Wir kommen immer zurück. Das verspreche ich dir. Wir lassen niemals jemanden allein. Und denjenigen, die fliehen, stellen wir nach. Frag deine Mutter.«
    »Was hat meine Mutter damit zu tun?«
    »Also wirklich, Zara? Du hast dir das noch nicht zusammengereimt?«
    Er geht zur Tür hinaus und macht sie hinter sich zu.
    Fröstelnd starre ich die Wände an, und die graue Leere ist zu viel für mich. Ich schließe die Augen und lege die Hände an meinen pochenden Kopf.
    Ian kehrt mit einer Decke, einem Glas Wasser und einer Art Medikament zurück.
    »Wenn ich das trinke, dann sitze ich für immer mit dir im Elfenland fest?«, frage ich, während er mir die Decke über die Schultern legt und mich in sie einwickelt.
    Er lacht. »Ich wünschte, es wäre so einfach.«
    »Ich dachte, ich hätte das irgendwo gelesen.«
    »Feen machen das. Das hier ist einfach ganz normales Wasser aus der Flasche und ein Aspirin. Dein Kopf tut weh, nicht wahr?«
    Ich nicke langsam.
    »Das tut mir leid.«
    »Warst du das? Hast du mich hierher geschleppt?«
    Er zupft weiter an der Decker herum. »Es musste getan werden. Das mit dem Stein tut mir aber wirklich leid.«
    Ich stehe auf, sodass die Decke von meinen Schultern rutscht. Die Bewegung war zu schnell, und die Welt um mich herum schwankt. Ian greift nach meinem Ellbogen und stützt mich. Ich ziehe meinen Arm weg, zugleich gedemütigt und fuchsteufelswild. Meine Güte, warum kann ich nicht mal alleine stehen?
    Ich lasse meinen Zorn an ihm aus. »Hast du Nick etwas getan?«
    »Aber nein doch. Er ist ein schnuckliges kleines Hündchen in einem netten kleinen Hundenetz.«
    Ich hebe die Faust. Wut staut sich in meiner Brust. Ich kann sie nicht mehr im Zaum halten. »Wenn du ihm etwas angetan hast …«
    »Was machst du dann? Mich verhauen?« Ian tut so, als würde er vor Angst schlottern. »Oh, da hab ich aber Angst. Nimm’s mir nicht übel, Zara, aber du bist nicht besonders furchteinflößend.«
    Er kommt zu mir und lächelt. »Ich werde ihm nichts tun. Wir brauchen ihm nichts zu tun. Wir haben, was wir wollen.«
    Seine Worte machen mich krank. Ich unterdrücke die Übelkeit und halte mich an meine

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