Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
Vom Netzwerk:
Sarkasmus weitaus besser als Angst. Und der Gedanke, Elfengene in mir zu haben, versetzt mich in Panik. Mein Gott, ist meine Mutter ein Elf?
    »Du wirst mächtiger, wenn du dich verwandelst, und überhaupt viel begehrenswerter.« Ians Finger schließen sich fester um mein Kinn.
    »Und du sollst mich verwandeln?«, frage ich und bemühe mich sehr, nicht zu zittern.
    »Ich musste mit Megan darum kämpfen.« Er zuckt die Achseln. »Sie hätte es bestimmt nicht zugelassen, dass du überlebst.«
    Ich erstarre.
    »Ja, Megan ist auch ein Elf, und sie hat ebenfalls ein Auge auf das Königreich geworfen. Nur du stehst ihr im Weg, wenigstens glaubt sie das.«
    »Und der Mann im Wald …«, flüstere ich.
    »Er will dich natürlich auch verwandeln. Er muss es sogar tun. Er hat dich gefunden. Aber nicht jeder kann das, was er findet, auch behalten, nicht wahr?«
    Ich schlucke. »Ist er mein Vater?« Er kann nicht mein Vater sein. Mein Vater ist eine Zufallsbekanntschaft, mit dem sich meine Mutter in einem »unbesonnenen Augenblick« eingelassen hat. »Mein Vater ist kein Elf, denn das würde bedeuten …«
    Ian lacht. »Dir hat niemand irgendwas erzählt, was? Wölfe sind ein bisschen langsam im Kopf. Bei Adlern und Tigern ist das nicht viel besser.«
    »Aber ihr geht zur Schule. Du … wie kannst du ein Elf sein? Sind alle in dieser Stadt nicht menschlich?«
    »Nein, es gibt viele Menschen hier. Und dann gibt es natürlich leider auch die Werwesen. Aber wir verbergen unser Elfenwesen durch einen Zauber. So ist es eben.«
    »Und es gibt noch mehr von euch? An anderen Orten?«
    »Natürlich. Schschschsch …« Seine andere Hand schmiegt sich an meinen Hinterkopf. Ich kann mich nicht bewegen. Als ob mein Körper einfach aufgegeben hätte. Ich versuche meine Hände zu heben und Ian wegzustoßen, aber sie bewegen sich nicht.
    »Du bist so ein Arsch.«
    Er beugt sich dichter zu mir. Sein Mund ist nur noch zwei Zentimeter, zwei winzige Zentimeter, von meinem Mund entfernt.
    »Ich liebe deinen Geruch.« Mit diesem Satz berührt sein Atem meine Haut. Die Wunde an meiner Hand prickelt, und ich bin auf einmal wieder bei mir. Ich kann mich wieder bewegen. Meine Hand stößt ihn hart weg. In seinem Gesicht spiegelt sich sein Erschrecken wider. Ich stürme an ihm vorbei und stürze zur Tür, werfe mich dagegen und reiße an ihr.
    »Megan! Lass mich raus! Megan!«
    Die Tür bewegt sich nicht, und im nächsten Augenblick steht Ian neben mir. Er schleudert mich quer durch den Raum, und ich knalle gegen die Wand.
    Ein scheußliches Geräusch hallt durch den Raum, als etwas in meinem Arm zerbricht.
    Mein Unterarm hängt in einem merkwürdigen Winkel herab. Es tut nicht weh. Das liegt am Schock. Er sorgt dafür, dass der Körper versuchen kann, sich zu retten, wegzulaufen oder zu kämpfen. Ich nehme meine Kräfte zusammen und hechte zur sich öffnenden Tür. Dort reiße ich mir den Armreif herunter und schleudere ihn Ian entgegen. Er trifft ihn an der Brust und brennt sich durch sein Hemd.
    Megan öffnet lächelnd die Tür. »Hast du Schwierigkeiten, Ian?«
    Er ignoriert sie.
    Ich schaue sie flehentlich an.
    Sie ignoriert mich.
    »Zara«, sagt er, und seine Stimme klingt höher. »Mach es mir doch nicht so schwer. Jetzt bist du verletzt. Das senkt deine Überlebenschancen. Und du musst überleben.«
    Ich versuche, an ihm vorbeizurennen, aber er ist schneller. Ian ist immer so schnell. Ich hätte wissen müssen, dass er kein Mensch ist. Er packt mich um die Taille. Noch ein Knochen in meinem Arm bricht, und meine Knie knicken ein. Der Schock lässt nach, und Schmerz peitscht durch meinen Arm und meine Schulter. Ich versuche, den Arm mit meiner gesunden Hand zu halten, aber er umfasst mich so eng, dass ich mich nicht bewegen kann.
    »Lass mich dich einfach küssen, Zara«, sagt er in einem zuckersüßen Tonfall.
    »Tu es einfach, Ian«, befiehlt Megan.
    Er umarmt mich fest. Ein Schrei gellt durch den Raum. Es ist mein Schrei. Ein Knochen ragt aus meinem Arm, sodass warmes, dickflüssiges Blut herabtropft. Ians Augen nehmen einen wilden Ausdruck an. Er leckt mein Blut. Es bedeckt seine Lippen.
    »Du musst nicht einverstanden sein«, zischt er. »Es ist nur einfacher. Wie beim Zahnarzt. Je mehr Theater du machst, desto unangenehmer ist es. Je länger es dauert, desto wahrscheinlicher ist es, dass du verletzt wirst.«
    »Ich hasse Zahnärzte«, sage ich und versuche, mich seinem Griff zu entwinden. Die Hand mit dem Kratzer, der aussieht wie eine Rune,

Weitere Kostenlose Bücher