Fluesterndes Gold
will?«
Issie schaudert und greift nach Devyns Arm.
Gram fährt sich mit den Fingern durch die Haare, während sie versucht, Klarheit in die Dinge zu bringen. »Der Elfenkönig kann seine Macht nur aufrechterhalten, wenn er stark ist. Sobald er Schwäche zeigt, entgleitet ihm die Macht. Dann versuchen Elfen wie Ian oder Megan die Macht an sich zu reißen. Dazu brauchen sie ihre eigene Königin.«
»Aber warum Zara? Warum wollte Ian ausgerechnet sie?«, fragt Devyn. Er beugt sich nach vorn und seine Finger zucken, als wolle er sich Notizen machen.
»Ich vermute, das liegt daran, dass sie Elfengene in sich trägt. Wir wissen bereits, dass auch ihre Mutter eine gewisse Anziehungskraft auf die Elfen ausgeübt hat und vielleicht …«
»Was soll das heißen – Elfengene?«, unterbricht Nick.
»Wegen ihres Vaters.«
Ich will von der Couch aufstehen, aber Nicks Hand hält mich fest. »Ihr Vater ist der …«
Bettys Augen funkeln. »Hast du es ihnen nicht gesagt?«
Mein Magen scheint in zwei Teile zu brechen wie mein Arm.
»Ihr biologischer Vater ist der Elfenkönig«, beendet Betty ihren Satz.
Nick reagiert als Erster. Mit weit geöffnetem Mund springt er auf und schreit Betty ins Gesicht: »Haben Sie das schon immer gewusst?«
Sie nickt.
Seine Hände ballen sich zu Fäusten, als er sich zu mir umdreht: »Dann ist Zara zum Teil ein Elf?«
»Ich weiß nicht, wie das mit den Genen funktioniert, Nick«, erklärt Betty. »Wir haben sie nicht umfassend genetisch untersuchen lassen. Aber allem Anschein nach ist sie normal.«
»Allem Anschein nach bin ich normal?«, murmle ich.
»Aber sie ist hübscher als normal«, meint Issie.
»Und sie kann sehr schnell rennen«, fügt Devyn hinzu.
»Aber nicht übernatürlich schnell«, erklärt Gram, während Nick mit großen Schritten den Raum durchquert. »Würdest du dich bitte beruhigen, Nick Colt? Aus deinen Ohren kommt ja Dampf.«
»Zara ist zum Teil ein Elf!«, brüllt er. Seine Augen funkeln bedrohlich. »Das darf nicht sein!«
»Hörst du mir überhaupt zu?«, fragt Gram, und ihre Miene ist alles andere als freundlich oder geduldig. »Ihr Vater ist ein Elf. Aber das heißt nicht, dass sie Elfeneigenschaften hat.«
»Sie ist ein verdammter Elf!«, schreit Nick. Er schaut mich an, als habe er mich nie zuvor gesehen, und was er sieht, gefällt ihm ganz und gar nicht. »Mein Gott.«
Er stürmt aus dem Zimmer und knallt die Tür hinter sich zu. Der Knall sendet Stoßwellen durch mein Herz.
»Nick!«, schreit Issie auf und springt auf, um ihm zu folgen.
»Manchmal benimmt er sich wie ein Wolf.« Gram schüttelt den Kopf. »Lass ihn einfach.«
Die Reifen des Mini quietschen. Etwas in mir knäuelt sich zusammen und liegt mir schwer im Magen,
»Wir müssen ihm folgen«, sagt Devyn. »In diesem Zustand ist er gefährlich. Manchmal verwandelt er sich auch.«
Er rollt durch das Zimmer. Issie folgt ihm zunächst, dann eilt sie zurück zu mir. Sie schlingt ihre dünnen Arme um meine Schultern und stößt dabei an meinen gebrochenen Arm. »Es wird alles gut, Zara. Selbst wenn du zu hundert Prozent ein Elf wärst, dann wärst du immer noch Zara.«
Tränen kullern aus meinen Augen. Meine Kehle ist wie zugeschnürt.
»Er beruhigt sich auch wieder«, sagt sie. Dann lässt sie mich los und rennt durch die Tür hinter Devyn her.
Gram und ich bleiben noch eine Weile sitzen. Ich liege auf der Couch, und sie fläzt sich in den großen, roten Sessel.
»So viel zu dem Plan«, sage ich und senke die Stimme zu einem Flüstern. »Aber wie kriegen wir den König ohne Devyn und Nick?«
Ich sollte der Köder sein. Er sollte denken, dass ich allein bin. Wenn er mich dann nach draußen bringen würde, sollten Betty und Nick angreifen. Draußen wären sie ihm gegenüber im Vorteil. Devyn sollte als Späher fungieren. Dann wollten wir den König zwingen, uns zu sagen, wo Jay ist. Er würde bestimmt kommen, weil ich sein Köder wäre, sein Köder, um meine Mutter zurückzugewinnen.
»Willst du aussteigen?« Gram mustert mich. Ich mustere sie.
»Nein. Du bist so stark, dass du es allein mit einem Elfenkönig aufnehmen kannst, oder?«
»Ich bin so stark, dass ich es mit einem ganzen Heer solcher verdammten Könige aufnehmen könnte. Mit dir ist alles in Ordnung?«
Ich zucke die Achseln und fahre mir mit der gesunden Hand über die Augen.
»Ich wünschte, jemand hätte mir all das ein bisschen früher gesagt«, stoße ich hervor. »Als ich neun war oder so.«
Sie kommt herüber und
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