Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flug 2039

Flug 2039

Titel: Flug 2039 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
Vom Netzwerk:
Huhn.
    Warum ausgerechnet Nebraska?
    »Um nach Kanada zu kommen«, sagt Adam und sieht Fertility an, die ihr Essen ansieht. »Wir folgen der I 80 zur I 29 über die Grenze nach Iowa. Dann weiter nach Norden durch South Dakota und North Dakota bis rauf nach Kanada.«
    »Geradewegs nach Kanada«, sagt Fertility und schenkt mir ein Lächeln, das sehr unecht wirkt, weil sie eigentlich nie lächelt.
    Wir sagen uns gute Nacht. Fertility nimmt die Matratze im Schlafzimmer. Adam schläft auf einem Teil der mit blauem Samt bezogenen Polstergruppe.
    Auf den blauen Samt gebettet sieht er aus wie ein Toter im Sarg.
    Ich liege auf der anderen Hälfte der Sitzecke; lange kann ich nicht einschlafen und denke dabei an die Leben, die ich hinter mir gelassen habe. Fertilitys Bruder Trevor. Die Sozialarbeiterin. Der Agent. Meine komplett ausgelöschte Familie. Fast komplett.
    Adam schnarcht, und in der Nähe erwacht ein Dieselmotor rumpelnd zum Leben.
    Ich denke an Kanada, und ob man durch Weglaufen irgendwelche Probleme lösen kann. Ich liege in der kornblumenblauen Dunkelheit und überlege, ob Flucht nicht bloß die Notlösung einer Notlösung einer Notlösung einer Notlösung einer Notlösung für ein Problem ist, an das ich mich schon gar nicht mehr erinnern kann.
    Das ganze Haus erbebt. Der Kronleuchter schwankt. Die Seidenblätter der Farne in den Körben vibrieren. Die Jalousien wackeln. Stille.
    Außerhalb der Plastikplane setzt die Welt sich in Bewegung, gleitet vorbei, schneller und immer schneller, bis sie verwischt.
    Bis ich einschlafe.

Kapitel 13
    Wir sind den zweiten Tag unterwegs. Meine Zähne sind stumpf und gelb. Meine Muskeln erschlafft. Ich kann nicht als Brünetter leben. Ich sehne mich nach ein paar Minuten, nach einer Minute, dreißig Sekunden, im Scheinwerferlicht.
    Sosehr ich das zu verbergen suche, ich falle Stück für Stück auseinander.
    Wir sind in Dallas, Texas, und überlegen, ob wir eine halbe Wilmington Villa mit Plastikkacheln auf der Anrichte und einem Bidet im Elternbad nehmen sollen. Ein Schlafzimmer ist nicht vorhanden, dafür aber eine Waschküche mit Waschmaschine und Trockner. Wasser, Strom oder Telefon gibt es natürlich nicht. Die Küchengeräte sind mandelfarben. Ein Kamin fehlt, dafür hängen im Esszimmer bodenlange Gardinen.
    Zuvor haben wir bereits mehr Häuser besichtigt, als ich im Gedächtnis behalten kann. Häuser mit Gaskaminen. Häuser mit provenzalischen Möbeln, riesigen Sofatischen mit Glasplatten und Halogenspots.
    Wir stehen auf dem Parkplatz eines Fernfahrerlokals am Stadtrand von Dallas, und am flachen Horizont von Texas geht rotgolden die Sonne unter. Ich wollte eigentlich ein Haus mit getrennten Schlafzimmern für jeden von uns, aber ohne Küche. Adam wollte das Haus, das nur zwei Schlafzimmer und eine Küche, aber kein Badezimmer hatte.
    Uns blieb nicht mehr viel Zeit. Die Sonne war praktisch schon untergegangen, und bald würden die Fahrer zu ihren nächtlichen Fahrten aufbrechen.
    Meine Haut war kalt und schweißbedeckt. Alles, sogar die blonden Wurzeln meines Haars, tat weh. Und mitten auf dem Schotter, mitten auf dem Parkplatz fing ich an, Liegestütze zu machen. Dann wälzte ich mich auf den Rücken und machte Klappmesser, heftig wie Krämpfe.
    Schon lagerte sich subkutanes Fett ab. Meine Bauchmuskeln schwanden dahin. Alle meine Muskeln erschlafften. Ich brauchte Bräunungscreme. Ich musste mal wieder auf die Sonnenbank.
    Nur fünf Minuten, flehe ich Adam und Fertility an. Bevor wir wieder aufbrechen, gebt mir wenigstens fünf Minuten im Sonnenstudio.
    »Kommt nicht in Frage, kleiner Bruder«, sagt Adam. »Das FBI beobachtet garantiert sämtliche Gymnastik- und Sonnenstudios und Reformkostläden im ganzen Mittleren Westen.«
    Nach nur zwei Tagen hatte mich der Tiefkühlfraß, den es in Fernfahrerlokalen statt Essen gibt, ganz krank gemacht. Ich brauchte meine Mungobohnen. Ich brauchte Ballaststoffe und Haferkleie und Naturreis und Diuretika.
    »Jetzt geht es los«, sagt Fertility zu Adam, »wie ich dir gesagt habe. Wir müssen ihn irgendwo wegschließen. Er entwickelt das Aufmerksamkeitsentzugssyndrom.«
    Die zwei stießen mich in ein Maison d’Elégance, gerade als der Fahrer den Gang einlegte. Sie schoben mich nach hinten durch in ein Schlafzimmer, in dem es nur eine kahle Matratze und eine klobige mediterrane Frisierkommode mit großem Spiegel gab. Dann hörte ich nur noch, wie die beiden mediterrane Möbel, Sofagruppen und Beistelltische, Lampen, die wie alte

Weitere Kostenlose Bücher