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Flug 2039

Flug 2039

Titel: Flug 2039 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Weinflaschen aussahen, Fernsehschränke und Barhocker draußen vor die Tür schoben.
    Texas saust an meinem Schlafzimmerfenster vorbei. In der Dämmerung schwebt ein Wegweiser: Oklahoma City 250 Meilen. Das Zimmer bebt. Die Wände sind mit winzigen gelben Blüten tapeziert und vibrieren so stark, dass ich seekrank werde. Und wo ich in diesem Zimmer auch bin, stets kann ich mich in diesem Spiegel sehen.
    Ohne das ultraviolette Licht wird meine Haut verblassen. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber mir scheint, eine meiner Zahnkronen hat sich gelockert. Bloß keine Panik.
    Ich reiße mir das Hemd vom Leib und suche mich nach Schäden ab. Ich drehe mich seitwärts und ziehe den Bauch ein. Ich hätte jetzt wirklich eine Spritze Durateston nötig. Oder Anavar. Oder Deca-Durabolin. Mit meiner neuen Haarfarbe sehe ich wie ausgewaschen aus. Die letzte Lid-Operation hat nichts gebracht, schon treten bei mir wieder die Tränensäcke hervor. Meine Haarbälge haben sich gelockert. Ich drehe und wende mich vor dem Spiegel, um festzustellen, ob mir auf dem Rücken Haare gewachsen sind.
    Am Fenster schwebt ein Schild vorbei: Unbefestigter Seitenstreifen.
    Der letzte Rest meiner Bräunungscreme verkrustet mir die Augenwinkel, die Falten um den Mund und auf der Stirn.
    Ich versuche zu schlafen. Ich zerre den Matratzenbezug mit den Fingernägeln auseinander.
    Am Fenster schwebt ein Schild vorbei: Schwerverkehr rechts halten.
    Es klopft an die Tür.
    »Ich hab einen Cheeseburger für dich, wenn du magst«, sagt Fertility durch die Tür und die aufgestapelten Möbel hindurch.
    Ich will keinen verfluchten ekligen fetten Cheeseburger, schreie ich zurück.
    »Du musst so lange Zucker und Fett und Salz zu dir nehmen, bis du wieder normal bist«, sagt Fertility. »Das ist nur zu deinem Besten.«
    Ich brauche ein Ganzkörperpeeling, schreie ich. Ich brauche Schaumfestiger für mein Haar.
    Ich hämmere an die Tür.
    Ich brauche zwei Stunden in einem guten Kraftraum. Ich brauche dreihundert Stockwerke auf einem Stepmaster.
    »Du brauchst nur mal eine Pause«, sagt Fertility. »Bald geht’s dir wieder besser.«
    Sie will mich umbringen.
    »Wir retten dir das Leben.«
    In meinem Körper sammelt sich Wasser. Meine Schultermuskulatur geht zurück. Meine Zähne werden schief. Die Drähte müssen nachgezogen werden. Ich brauche meinen Diätberater. Ruf meinen Kieferorthopäden an. Meine Waden welken. Ich geb dir alles was du willst. Ich geb dir Geld.
    »Du hast kein Geld«, sagt Fertility.
    Ich bin berühmt.
    »Du wirst als Massenmörder gesucht.«
    Sie und Adam müssen mir Diuretika besorgen.
    »Wenn wir das nächste Mal anhalten«, sagt Fertility, »besorge ich dir einen verdünnten Kaffee mit fettfreier Milch.«
    Das reicht nicht.
    »Das ist mehr, als du im Gefängnis kriegst.«
    Überlegen wir mal, sage ich. Im Gefängnis könnte ich Krafttraining machen. Ich könnte mich in der Sonne bewegen. Im Gefängnis gibt es Hantelbänke. Auf dem Schwarzmarkt könnte ich mir Winstrol besorgen. Ich sage: Lasst mich hier raus. Macht die Tür auf.
    »Erst wenn du zur Vernunft gekommen bist.«
    ICH will ins Gefängnis!
    »Im Gefängnis erwartet dich der elektrische Stuhl.«
    Das Risiko nehme ich auf mich.
    »Aber die bringen dich um!«
    Auch nicht schlecht. Hauptsache, ich stehe im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Nur noch ein einziges Mal.
    »Ja, im Gefängnis wirst du wahrhaftig im Mittelpunkt stehen.«
    Ich brauche Feuchtigkeitscreme. Ich will von Fotografen umringt sein. Ich bin nicht wie die anderen Leute. Um zu überleben, muss ich unablässig interviewt werden. Ich brauche meinen natürlichen Lebensraum: das Fernsehen. Ich muss mich frei bewegen können. Ich muss Bücher signieren.
    »Ich lass dich jetzt für eine Weile allein«, sagt Fertility durch die Tür. »Du brauchst unbedingt etwas Ruhe.«
    Ich hasse es, sterblich zu sein.
    »Stell dir vor, das sei jetzt My Fair Lady oder Pygmalion. Nur umgekehrt.«

Kapitel 12
    Als ich das nächste Mal aufwache, phantasiere ich. Fertility sitzt neben mir auf der Bettkante und reibt mir Brust und Arme mit einer billigen Feuchtigkeitscreme auf Vaselinebasis ein.
    »Da bist du ja wieder«, sagt sie. »Wir dachten schon, du würdest es nicht schaffen.«
    Wo bin ich?
    Fertility blickt umher. »Du bist in einem Maplewood Chateau mit Innenausstattung für normale Ansprüche«, sagt sie. »Küche mit Linoleumfußboden, pflegeleichter Plastikbodenbelag in den zwei Badezimmern. Wandverkleidung aus abwaschbarem Vinyl

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