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Flug 2039

Flug 2039

Titel: Flug 2039 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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ausgewählt wurde.
    Im Radio sage ich: Mit der Hilfe meiner Anhänger werde ich der Sexgier, die den Erdkreis beherrscht, Einhalt gebieten.
    Die Straße ist lang und ausgefahren und führt vom Rand des Tals auf den Betonturm in der Mitte zu. Links und rechts kleben Dildos und Hefte und Gummivaginas und Spaßkondome in schwelenden Haufen zusammen, und der von diesen Haufen aufsteigende Rauch treibt als erstickender weißer Nebel über die Straße.
    Der Turm ragt immer höher, verschwindet manchmal hinter dem Rauch brennender Pornographie, um dann nur um so höher wieder sichtbar zu werden.
    Im Radio sage ich: Mein ganzes Leben steht in den Buchhandlungen für Sie zum Verkauf bereit.
    Im Radio sage ich: Mit Gottes Hilfe werde ich die Welt davon abbringen, immerzu Sex zu wollen.
    Adam stellt das Radio aus.
    »Ich habe das Tal in der Nacht verlassen, in der ich erfahren habe, was die Kirchenältesten euch, den Tenders und Biddys, angetan haben«, sagt Adam.
    Der Rauch legt sich auf die Straße. Er zieht zu uns ins Auto, beißt in der Lunge, brennt uns in den Augen.
    Tränen laufen mir über die Wangen. Ich sage: Die haben gar nichts getan.
    Adam hustet. »Gib’s doch endlich zu.«
    Der Turm erscheint wieder, jetzt noch näher.
    Es gibt nichts zuzugeben.
    Der Rauch verhüllt alles.
    Und dann spricht Adam es aus. Er sagt: »Sie haben euch gezwungen zuzusehen.«
    Ich kann nichts sehen, aber ich fahre einfach weiter.
    »In der Nacht, als meine Frau unser erstes Kind bekam«, sagt Adam, und der Rauch färbt die Tränen auf seinen Wangen schwarz, »haben die Kirchenältesten alle Tenders und Biddys der Kolonie zusammengetrieben und sie zum Zusehen gezwungen. Meine Frau hat so geschrien, wie man es ihr beigebracht hatte. Sie hat geschrien, und die Ältesten haben dazu den Text, dass der Lohn von Sex der Tod ist, gejault. Sie hat geschrien, und sie haben ihr die Geburt so schmerzhaft gemacht, wie sie konnten. Sie schrie, und das Baby starb. Unser Kind. Sie schrie, und dann starb auch sie.«
    Die ersten zwei Opfer der Erlösung.
    In dieser Nacht hat Adam die Kirchenkolonie verlassen und sein Telefonat geführt.
    »Die Ältesten haben euch gezwungen, bei allen Geburten in der Kirchenkolonie zuzusehen«, sagt Adam.
    Wir fahren nur noch zwanzig oder dreißig Meilen die Stunde, aber irgendwo in dem Rauch da vor uns steht der riesige Betonturm der Credisten-Kirche.
    Ich kann nichts sagen, aber ich atme einfach weiter.
    »Und deshalb ist es klar, dass du nie Sex haben wolltest. Du würdest niemals Sex haben wollen, weil sie dich jedes Mal, wenn unsere Mutter ein Kind bekam, gezwungen haben, dabei zuzusehen«, sagt Adam. »Weil Sex für dich nur Schmerz und Sünde ist. Sex ist für dich deine Mutter, die schreiend vor dir liegt.«
    Und dann hat er es ausgesprochen.
    Der Rauch ist so dicht, dass ich nicht einmal mehr Adam sehen kann.
    Er sagt: »Und jetzt kann Sex dir nichts anderes als Qual bedeuten.«
    Das spuckt er einfach so aus.
    Truth – Der Duft.
    Und in diesem Augenblick verzieht sich der Rauch.
    Und wir krachen frontal in den Beton.

Kapitel 8
    Als Erstes ist da nur Staub. Feiner weißer Talkumpuder schwebt im Wagen, vermischt mit Rauch.
    Staub und Rauch wirbeln umher.
    Das einzige Geräusch ist ein Tröpfeln aus dem Motor, Ol, Gefrierschutz, Benzin.
    Bis Adam zu schreien anfängt.
    Der Staub kommt aus den Airbags, die uns im Augenblick des Aufpralls schützen. Die Airbags sind längst schon wieder schlaff und leer auf dem Armaturenbrett zusammengesunken, und während der Staub sich legt, fängt Adam an zu schreien und hält sich das Gesicht. Das Blut, das ihm zwischen den Fingern hervorquillt, wirkt vor dem Talkumweiß, das alles andere bedeckt, schwarz. Er hält sich mit einer Hand das Gesicht, reißt mit der anderen die Beifahrertür auf und taumelt in die öde Landschaft hinaus.
    Sogleich verschwindet er in dem Rauch, der uns umgibt, stolpert über nackte Körper, Schichten von Leuten, die hier in alle Ewigkeit Unzucht treiben müssen, und ich schreie ihm nach.
    Ich schreie seinen Namen.
    Wo er ist, kann ich nicht erkennen.
    Ich schreie seinen Namen.
    Mit jedem Schritt trete ich auf »Geile Traumfrauen«.
    »Girls, die Riesenschwänze lieben«.
    »Lippen, Titten, Monstermösen«.
    Das Schluchzen kommt aus allen Richtungen.
    Ich schreie: Adam Branson.
    Und sehe nichts als »Heiße Analspiele strammer Gays«..
    Und »Mädchen, die Mädchen lieben«.
    Und »Bisexuelle Partys«.
    Und hinter mir explodiert unser Auto.
    Der

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