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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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hinaus auf den Korridor. Er wischte sich den übrig gebliebenen Seifenschaum aus dem Gesicht und warf das Handtuch in das Waschbecken.
    »Major, Sie denken, wir wären hier abgeschieden vom Rest der Welt und etwa so nützlich wie die dritte Brustwarze Ihres Großvaters. Aber wir haben Kommunikationskanäle im ganzen Land und sogar ein paar grenzübergreifende, über die wir Falschmeldungen für die Kur verbreiten. Bei all dem Firlefanz ist Mount Omega doch immer noch besser als jeder andere mir bekannte Ort mit dem Rest der Welt vernetzt. Ich weiß vermutlich mehr über die Operationen in den Kaskaden als Sie.«
    Valentine fühlte sich, als hätte man ihm einen Tritt in den Unterleib versetzt. »Dann billigen Sie das also?«
    »Wenn Sie mich fragen, ob es mir gefällt, lautet die Antwort nein. Ob ich es billige? Ja. Das ist die grausame Wirklichkeit dieses Krieges. Wir haben gerade eine Freizone im Balkan verloren, und soweit wir es beurteilen können, existieren die in Korea nicht mehr. Gäbe es nicht noch Australien und Teile von Alaska und die del Fuegos, dann würden die Pazifikanrainer inzwischen einen riesigen Kurzirkel darstellen. Das Kommando Süd hat nochmal Glück gehabt, aber es ist mehr oder weniger ausgelaugt, und Denver hat keinen elektrischen Strom mehr. Die einzigen Schlachten, die wir gewinnen, sind die des Pazifikkommandos, und Adler knöpft sich die härtesten und am besten organisierten Kur westlich des Mississippi vor. Jetzt ist nicht die Zeit für irgendwelche inneren Reinigungsprozesse. Wir fechten hier unsere Hahnenkämpfe aus, aber nichts, was in Mount Omega gesagt oder getan wird, kann irgendetwas verändern. Ich mache mir über
die hiesigen Verhältnisse keine Illusionen. Aber wenn wir in dieser Sache irgendwann siegreich sein wollen, müssen Männern wie Adler uns führen. Es wird sogar daran gedacht, ihn zum Oberbefehlshaber zu ernennen, falls sein geplanter Vorstoß nach Kalifornien von Erfolg gekrönt ist. Wir hatten seit zweiundzwanzig keinen Präsidenten mehr.«
    Der Tritt in den Unterleib verwandelte seinen Mageninhalt in bittere Galle. Galle, die aufsteigen und herauskommen musste.
    »Was für eine Führung. Ihre Sprachregelung in dem Leitfaden besagt, dass ›keine Person in abfälliger oder erniedrigender Weise angesprochen‹ werden darf. Aber Mord ist in Ordnung, wenn der Mörder ein paar Hundert Kilometer entfernt ist.«
    Senator Beys Gesicht lief rot an. »Natürlich, das ist ein albernes Possenspiel. Aber wir hier können uns die Annehmlichkeiten der Zivilisation leisten. Der große Trick besteht darin, den Rest des Landes wieder an einen Punkt zu bringen, an dem wir einander verklagen können, wenn jemand einen fahren lässt, während ein anderer spricht. Um es mit Lincoln zu sagen: Das Ziel ist, den Krieg zu gewinnen. Wenn wir ihn dadurch gewinnen können, dass wir jeden einzelnen Menschen in einer kurischen Zone töten, dann will ich ihn auf diese Weise gewinnen. Wenn wir ihn gewinnen können, ohne jemanden zu töten, umso besser. Wenn wir ihn gewinnen können, indem wir manche töten und andere leben lassen, dann bin ich auch dafür.«
    Ein kräftiges Pochen erklang an der Tür. »Senator!«, ertönte Decasses Stimme. »Die Kapitol-Polizei ist hier.«
    »Was gibt’s denn?«
    Valentine glaubte es bereits zu wissen. Der Leibwächter ging zur Tür.

    »Ja?«, fragte er und öffnete.
    Valentine hörte Decasses Stimme: »Wie sich herausgestellt hat …«
    »Wir müssen den Gast des Senators in Gewahrsam nehmen. Er ist ein Deserteur des Pazifikkommandos«, erklärte eine herrische Stimme.
    Der Leibwächter drehte sich um und sah den Senator an. Valentine nahm an, dass irgendein Protokoll die Polizei davon abhielt, das Büro zu betreten.
    Was konnte er tun, unbewaffnet, wie er war? Dem Leibwächter die Waffe abnehmen und sich den Weg zurück durch Grand Central freischießen?
    »Ich nehme an, Mount Omega hat hier drin keine Asylregelung erlassen?«, fragte Valentine und wedelte mit dem Leitfaden.
    »Es sind schon zu viele Leute hier. Die Familien mancher Repräsentanten gehen abends hungrig zu Bett.«
    »Ich werde keinen Lärm schlagen«, sagte er zu dem Senator.
    Der Senator erhob sich und klopfte ihm auf die Schulter. »Es tut mir leid, mein Sohn. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr Einsatzbericht weitergeleitet wird. Wir wollen das Kommando Süd wissen lassen, dass Sie als Held von uns gegangen sind.«

11
    S B-Lager »Sally« im Juli: Valentine hatte Dutzende Lager wie dieses

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