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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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Frühstückspause zu; je schneller sie durchkamen, desto länger war die Pause. »Sein« Zug wurde Erster.
    Als die meisten kaum noch gehen konnten, ohne ins Stolpern zu kommen, jagte der Sergeant sie durch die bei allen unbeliebteste Strecke des Sportplatzes: die Schlammgrube und die Laufbahn. Der Schlamm klebte an ihnen, bis jeder einzelne Mann dreißig Pfund zusätzlich mit sich herumzuschleppen schien, wenn er am Rand der Suhle zum Startplatz zurücktrottete, um von dort wieder loszukrabbeln. Valentine verlor irgendwann den Überblick über die Anzahl der Runden, die er hinter sich hatte, und konnte nur noch mit Unterstützung von Diaz und Joho aufstehen.
    »Schade, dass sie uns keine Fötzchen mit in den Schlamm schicken«, grunzte Joho. »Ich könnte rammeln wie ein Kaninchen, wenn Klein-Keggo mal wegsieht.«
    Valentine erinnerte sich daran, wie Malias schlammbedeckte Brüste gehüpft waren, und sein Herz brach ein
weiteres Mal. An diesem Abend fiel trocknender Schlamm aus seinem Haar und in sein Essen.
    Dann gaben ihnen die Tyrannen erstaunlicherweise einen Tag frei. Frühäpfel und Pamphlete über die Geschichte der Strafbrigade, ihre vereinfachte Hierarchie und die diversen Fachgebiete wurden verteilt.
    Die Strafbrigade war vorwiegend für hochriskante Einsätze zuständig: nicht explodierte Sprengkörper entschärfen, Minenfelder und Sprengfallen räumen, Bemannung von vorgelagerten Funkmeldeposten oder Lockvogeleinsatz (die Kur verfügten über eine Art Spezialrakete, genannt »Kreischer«, die sie dann und wann in hohem Bogen in die Berge schossen. Die Rakete peilte Funksignale an). Und dann gab es da noch die Unterminierungsmissionen und die »Flusswache«.
    Letzteres war eine der gefährlichsten Aufgaben beim Pazifikkommando: die Flüsse zu überwachen, die aus den Bergen herabströmten. Die Kur setzten die Fisch-Frosch-Wesen, denen Valentine erstmals in Chikago begegnet war, dazu ein, das von Wasser umgebene Seattle zu bewachen, und manchmal fielen die Kreaturen über das Binnenland her. Die Flusswachen kontrollierten Netze und behielten das Wildwasser im Auge, stets auf der Suche nach den fahlgrünen Bäuchen und den glänzenden Glubschaugen der Großmäuler. Bei Nacht konnten sie wenig anderes tun, als sich vom Ufer fernzuhalten und auf das leise Slee-kee, Slee-kee zu lauschen, das ihre Atmung an Land hervorbrachte.
    Die nächsten Wochen vergingen mit einer Mischung aus theoretischem Unterricht, Labor und Training. Im Unterricht passten alle genau auf und stellten Fragen; alles war besser, als zum zehntausendsten Mal über den Sportplatz zu stapfen. Ihre Fortschritte wurden täglich überprüft.

    »Die Antworten sind korrekt, und ich kann sie sogar lesen«, sagte Kugel und gab Valentine seinen Test zu dem Thema Elf Methoden, einen Avatar und seine Mannschaft zu töten zurück. »Woher haben Sie das mit den Handgranaten und dem Isolierband im Treibstoff?«
    »Kommando Süd, Sergeant.«
    »Ich wusste nicht, dass Sie ein gewohnheitsmäßiger Deserteur sind, Valentine. Ich dachte, Sie wären beim Pazifikkommando erstmals fahnenflüchtig geworden. Wenn Sie von der SB desertieren, können Sie nur zu den Kur fliehen, die Sie geradewegs den Schlächtern vorwerfen werden.«
    Valentine blickte zu Boden.
    »Wie wäre es, wenn Sie uns allen einen großen Schock versetzen und zur Abwechslung mal Befehle befolgen und eine Sache zu Ende bringen würden?«
    Dann ging er weiter.
    »Was war das mit dem Isolierband?«, fragte Tuber flüsternd, als Kugel einen anderen SB - die unfreiwilligen Rekruten behaupteten hartnäckig, das Kürzel stünde für »Sklaven-Brigadist« - wegen seiner Handschrift und seiner Rechtschreibung zusammenstauchte.
    »Man zieht den Stift und wickelt etwas Isolierband um den Auslöser der Granate. Treibstoff löst den Klebstoff. Je mehr Isolierband man herumwickelt, desto länger dauert es. Und irgendwann geht das Ding hoch.«
    Valentine sah sich zu Kugel um, der einen weiteren Test zurückgab und ihm zuzwinkerte. Noch vor zehn Tagen hätte Kugel ihn und Tuber händchenhaltend im Laufschritt am Zaun entlanggescheucht, weil sie miteinander gesprochen hatten.

    Das Sprengkörperentsorgungstraining war das Schlimmste von allem. Sie benutzten echte Granaten und Sprengladungen,
die genug Dynamit enthielten, die Rekruten umzupusten, dass ihnen die Ohren klingelten. Noch schlimmer war, dass sie bei der Arbeit dicke Handschuhe und Schutzbrillen tragen mussten, deren Gläser vorwiegend aus Kratzern

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