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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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liefen alte Digitalaufnahmen mit all ihrem Lärm und ihrer Pracht - Material aus der Zeit vor’22 war begehrt, denn die propagandistischen Kurproduktionen waren etwa so künstlerisch wertvoll und interessant wie die Bedienungsanleitung für ein Haushaltsgerät. Auch hier auf den Gängen spielten Kinder, schubsten Spielzeug über den glatten Boden oder waren mit ihren Bauklötzen, ihren Legosteinen und ihrem Blechspielzeug beschäftigt.
    Als Valentine Duvaliers Zimmer erreichte, stand die Tür offen.
    Sicherheitshalber klopfte er an die Tür zum Badezimmer.
    Er hörte Schritte auf dem Gang. Eine matronenhafte Frau, die eine der lustigen, bestickten Mitarbeiterschürzen
trug, nagte für einen Moment an der Innenseite ihrer Wange, während sie Valentine musterte. Ihm fiel so etwas wie ein Karren hinter ihr auf. »Die jungen Damen in diesem Zimmer sind entweder beim Kleidertausch oder …« Sie senkte die Stimme. »… an der Bar. Da gibt es Spiel und Musik und Geschichtenerzähler für alle, die das herrliche Tageslicht vergeuden wollen.«
    »Danke.«
    »Sie haben gesagt, ein großer Mann mit glattem, schwarzem Haar würde herkommen. Gefällt Ihnen eines der Mädchen oder sind Sie schon verheiratet?« Sie fummelte an einer Schere in ihrer Schürze herum, und Valentine fragte sich, ob sein Haar für einen frischen Schnitt taxiert wurde.
    »Nicht so ganz.«
    Der Honig in ihrer Stimme wurde klebrig. »Dann stimmt etwas nicht mit Ihnen. Das sind süße Dinger. Sie sollten nicht ohne männlichen Schutz sein.«
    Wenn das zweite »süße Ding« Moira Styachowski war, dann brauchten die beiden etwa so viel Schutz wie zwei streitlustige Vielfraße.
    »Danke. Der Kleidertausch …?«
    »Die große grüne Aluminiumscheune im Norden«, half sie ihm aus.
    »Richtig. Oder an der Bar.«
    »Die ist nicht auf dem Gelände von Nancy’s. Aber ich bin noch nie einem Mann begegnet, der die Bar nicht allein gefunden hätte. Der Name des Wirts ist Trumpet.«
    »Trumpet. Vielen Dank, Ma’am.«
    »Sie können mir danken, indem Sie mir den Wasserkrug reichen. Das Zeug aus dem Hahn ist nur zum Waschen geeignet, es sei denn, man kommt von hier und ist daran gewöhnt.«

    Valentine hielt den Krug für sie, während sie ihn aus einem der großen Plastikkanister auf ihrem Wagen füllte. Dann stellte er ihn zurück auf das Aluminiumtablett.
    Zuerst schlenderte er zum Kleidertausch und fand eine riesige Scheune voller Ramsch vor, von geflickten Socken bis hin zu eleganten, aber fleckigen Filzhüten. Ein riesiger Waschzuber mit einem eisernen Boden blubberte über glühender Kohle und erfüllte die ganze Scheune mit einem schwachen Laugengeruch. Frauen und Kinder saßen auf Klappstühlen oder Obstkisten, nähten und unterhielten sich.
    »Wollen Sie was anbieten, tauschen oder kaufen?«, fragte ihn ein gelangweilter Jugendlicher mit einem Wäschekorb aus Plastik.
    »Nur umschauen«, sagte Valentine.
    Auf dem Weg zum Nancy’s hatte er keine Bar gesehen, also marschierte er zur anderen Seite des Geländes. Und tatsächlich hatte ein findiger Geschäftsmann sich des alten Selbstbedienungsladens, der Teil einer Franchisekette gewesen war, angenommen. Nun war der Laden, der von der Abfallhalde aus auf der anderen Seite des Hügels lag, ein Saloon mit Fettlampen und Sägemehl auf dem Boden. An dem Schild vor der Tür hing eine angelaufene Trompete. Etliche Fahrräder standen nahe bei der Tür, und einige Gespanne waren so vor dem Gebäude aufgestellt worden, dass die Pferde Schatten bekamen. Ein paar mit Biodiesel betriebene Pick-ups parkten quer zur Straße, so dass Passanten ihre Frontpartie bequem in Augenschein nehmen konnte. Ein Fahrer hatte sogar die Motorhaube geöffnet, um mit seinen verchromten Abgaskrümmern und dem Turbolader anzugeben.
    Valentine trat durch die Türabdeckung, die lediglich aus einem Windschutz in Form eines Teppichrests bestand.

    Im Licht der Fenster zur Straße begleiteten eine Gitarre und ein Banjo den Trommelschlag von Stiefelabsätzen.
    Valentine roch Frittieröl und nierengefiltertes Bier. Kaum hatten sich seine Augen den Lichtverhältnissen angepasst, sah er Duvalier inmitten einer Menge, die aber nicht dicht gedrängt stand, sondern auf Abstand bedacht war, als bemühten sich alle, niemandem ins Gehege zu kommen. Er ging an Tischen vorbei, auf denen Karten oder Dominosteine verteilt waren. Auf anderen lagen Waffen, die im Zuge eines Tauschhandels oder eines geplanten Verkaufs begutachtet wurden. Ein paar Frauen

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