Flug durch die Sonne
Bewegung der Sterne beruhigte sich, und langsam sah er um sich wieder das Weltall, so wie er es kannte.
Ein Stern flackerte hell. Lucky wußte, daß das sein eigenes Tor war. Beinahe genau entgegengesetzt war das Rot von Dingos Kennzeichen. Lucky durfte die Torlinie nicht überschreiten, oder das Duell würde um sein, und er würde verloren haben. Andererseits durfte er auch nicht wagen, näher an seinen Gegner heranzukommen.
Er hob die Rückstoßpistole über den Kopf, drückte ab und hielt den Abzug fest. Er zählte eine volle Minute ab, ehe er den Finger vom Abzug nahm, und sah an der Bewegung der Sterne, wie er nach unten schoß.
Es war ein verzweifeltes Manöver, denn damit verschwendete er in einer Minute den Gasvorrat einer halben Stunde.
Dingo brüllte wütend: »Verdammter Feigling! Schämen würde ich mich!«
Auch die Rufe der Zuschauer wurden lauter.
»Seht nur, wie er rennt!«
»Jetzt ist er an Dingo vorbei. Dingo, schnapp ihn dir!«
»He, Williams! Wehr dich!«
Lucky sah das rote Kennlicht seines Feindes.
Er mußte sich bewegen; etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Dingo war auf diesem Gebiet ein Meister und konnte mit seiner Rückstoßpistole einen einzölligen Meteoriten im Fluge treffen. Er selbst müßte Glück haben, um auf eine Meile Abstand Ceres zu treffen.
Er setzte abwechselnd beide Rückstoßpistolen ein. Links, rechts, dann wieder schnell nach rechts, links und wieder nach rechts, links und wieder nach rechts.
Es machte keinen Unterschied. Es war gerade, als könnte Dingo seine Bewegungen vorhersagen, denn immer wieder tauchte er vor ihm auf.
Lucky fühlte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat, und plötzlich wurde er sich des Schweigens bewußt.
Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, wann es begonnen hatte. Im einen Augenblick hatte er die Schreie und das Gelächter der Piraten gehört, und dann war plötzlich das ewige Schweigen des Weltraums um ihn.
War er aus dem Bereich der Schiffe hinausgetragen worden? Unmöglich! Anzugradios selbst von der einfachsten Art trugen im Weltraum Tausende von Meilen weit. Er drehte den Einstellknopf an seiner Brust auf Höchstleistung.
»Kapitän Anton!«
Aber die Stimme, die Antwort gab, war die Dingos. »Schrei nicht so! Ich hör dich schon.«
»An meinem Radio stimmt etwas nicht«, sagte Lucky. »Wir müssen unterbrechen.«
Dingo war jetzt wieder ganz nahe. Ein blitzender Gasstoß, und er rückte noch näher. Lucky wich zurück, aber der Pirat folgte ihm.
»Nein, alles in Ordnung«, erklärte Dingo. »Das Radio habe ich so gerichtet. Darauf warte ich ja schon lange. Ich hätte dich schon lange über dein Tor hinaustreiben können, aber ich habe gewartet, daß das Radio versagt. Nur ein kleiner Transistor, den ich etwas angeknackt habe, ehe du den Anzug angezogen hast. Mit mir kannst du immer noch reden. Ein oder zwei Meilen weit reicht es schon noch. Wenigstens noch eine Zeitlang.« Der Pirat lachte brüllend.
»Das verstehe ich nicht«, sagte Lucky.
Plötzlich hörte er den tödlichen Ernst in Dingos Stimme. »Du hast mich auf dem Schiff erwischt, als ich den Strahler in der Tasche hatte. Ich habe vor dem Kapitän eine schlechte Figur abgegeben. Aber das lasse ich mir von niemandem bieten. Und ich schieß dich auch nicht ins Tor, damit dich ein anderer fertigmacht. Ich mache dich selbst fertig. Hier!«
Dingo war jetzt viel näher. Lucky konnte beinahe seine Gesichtszüge hinter dem dicken Glassit seines Helmes sehen.
Lucky gab den Versuch auf, im Zickzackkurs zu entweichen. Bei diesen Manövern war er dem anderen unterlegen. Er überlegte, ob er auf geradem Kurs mit erhöhter Geschwindigkeit in entgegengesetzter Richtung davonfliegen sollte, bis sein Gasvorrat erschöpft war.
Aber dann? Niemand würde sich um ihn kümmern und ihn zurückholen – sobald sein Sauerstoffvorrat ausging, würde er ersticken.
Er würde sich also wehren müssen. Er richtete seine Rückstoßpistole auf Dingo, aber als der Gasstrahl hinauszuckte, war Dingo nicht mehr dort, wo er gewesen war. Er versuchte es noch einmal und noch einmal, aber Dingo war nicht zu fassen.
Und dann spürte Lucky wieder den Aufprall eines Gasstoßes auf seinem Raumanzug. Er drehte sich wieder um seine Achse. Er versuchte verzweifelt, die Drehbewegung aufzuhalten, aber als ihm das endlich gelang, spürte er, wie ein anderer Raumanzug gegen den seinen prallte.
Dingo hielt seinen Anzug umfaßt.
Helm an Helm, Gesichtsplatte an Gesichtsplatte. Lucky sah die weiße Narbe
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