Flug durch die Sonne
Sie denn?«
»Jetzt bin ich ganz sicher.« Hansen beugte sich vor und griff nach Luckys Hand. »Ich habe Lawrence Starr gut gekannt. Es war mein Freund. Er hat mir einmal geholfen, als ich Hilfe brauchte. Und Sie haben eine derartige Ähnlichkeit mit ihm, daß ich mich nicht täuschen kann.«
Lucky entzog ihm die Hand. »Das ist doch Unsinn, was Sie hier reden.«
»Hören Sie, Junge, ich verstehe sehr gut, daß Sie es mir nicht sagen wollen. Vielleicht vertrauen Sie mir nicht. Das kann ich Ihnen nicht verdenken. Ich habe schließlich mit den Piraten zusammengearbeitet. Aber hören Sie mich trotzdem an. Die Asteroidenmänner haben eine gute Organisation. Es mag vielleicht Wochen dauern, aber wenn Anton Verdacht geschöpft hat, wird er herausbekommen, was er wissen will. Darauf können Sie sich verlassen! Sie werden dahinterkommen, wer Sie sind. Gehen Sie, sage ich Ihnen, gehen Sie, solange Sie noch können!«
Lucky sah den anderen prüfend an. »Und wenn ich der wäre, für den Sie mich halten, Alter, begeben Sie sich dann nicht in Gefahr? Ich vermute, Sie wollen mir vorschlagen, daß ich Ihr Schiff benütze.«
»Ja.«
»Und was würden Sie tun, wenn die Piraten zurückkommen?«
»Ich würde nicht hier sein. Verstehen Sie nicht? Ich möchte mit Ihnen kommen.«
»Und alles zurücklassen, was Sie besitzen?«
Der alte Mann zögerte. »Ja, das wäre schwer. Aber eine Chance wie diese werde ich nie mehr bekommen. Sie sind ein einflußreicher Mann. Sie könnten sich für mich verbürgen. Glauben Sie mir, der Senat würde das nicht zu bereuen haben, junger Mann. Ich würde ihm alles sagen, was ich über die Piraten weiß.«
»Wo haben Sie Ihr Schiff?« fragte Lucky.
Das Schiff war wirklich klein. Die beiden erreichten es durch einen engen Korridor, den sie gerade mit ihren Raumanzügen passieren konnten.
»Ist Ceres nahe genug, daß man sie mit dem Schiffsteleskop sehen kann?« wollte Lucky wissen.
Hansen nickte. »Dann steigen wir ein.«
Die atmosphärelose Kaverne öffnete sich nach außen, als die Motoren des Schiffes angelassen wurden.
»Radiokontrolle!« erklärte Hansen.
Das Schiff war aufgetankt und mit Vorräten versehen. Es glitt wie eine Feder ins All. Jetzt sah Lucky zum erstenmal Hansens Asteroiden aus dem Weltraum. Er erblickte auch das Tal mit den leeren Konservendosen, das sich im Licht der Sonne deutlich von der etwas dunkleren Umgebung abhob.
»Jetzt können Sie es mir sagen«, meinte Hansen. »Sie sind doch der Sohn von Lawrence Starr, nicht wahr?«
Lucky hatte einen aufgeladenen Strahler gefunden und schnallte sich ihn jetzt um. »Mein Name ist David Starr«, sagte er. »Die meisten Leute nennen mich Lucky.«
Ceres ist ein Riese unter den Asteroiden. Sie durchmißt nahezu fünfhundert Meilen, und ein Mensch, der auf ihrer Oberfläche steht, wiegt ein volles Kilo. Sie besitzt kugelförmige Gestalt und erinnert aus einiger Nähe tatsächlich an einen respektablen Planeten.
Wäre freilich die Erde eine Hohlkugel, könnte man sie mit etwa viertausend Asteroiden von Ceres' Größe füllen.
Bigman stand auf der Oberfläche des Himmelskörpers. Er trug einen aufgeblähten Raumanzug, den man mit Bleigewichten beschwert hatte und dessen Stiefel man mit starken Bleisohlen versehen hatte. Es war seine eigene Idee gewesen, aber es war völlig nutzlos. Er wog immer noch weniger als zwei Kilo, und jede Bewegung, die er machte, drohte ihn ins All hinausschweben zu lassen.
Er war jetzt seit Tagen auf Ceres, seit jenem schnellen Raumflug mit Conway und Henree, die jetzt mit ihm auf Lucky Starrs Funkmeldung warteten. Er selbst hatte keine Angst gehabt. Er wußte, daß Lucky jeder Gefahr gewachsen war, und hatte das den beiden auch gesagt. Jetzt, als Luckys Nachricht schließlich gekommen war, hatte er triumphiert.
Er blickte geradewegs auf die Kuppel des Observatoriums hinüber, die schon teilweise unter dem Horizont verschwand. Es war das größte Observatorium im ganzen Imperium; dafür gab es einen sehr logischen Grund.
In dem Abschnitt des Sonnensystems, das innerhalb der Jupiterbahn lag, besaßen die Planeten Venus, Erde und Mars eine Atmosphäre und waren aufgrund dieser Tatsache für astronomische Beobachtungen nur schlecht geeignet. Selbst Luft, die so dünn war wie die des Mars, störte und verdeckte feinere Einzelheiten. Sie führte dazu, daß Sternenbilder flimmerten und flackerten.
Das größte luftlose Objekt innerhalb der Jupiterbahn war der Merkur; aber jener Planet kreiste so
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