Flug durch die Sonne
herrlicher Duft entstieg. Für sich selbst brachte er eine zweite Tasse.
Auf einen Fingerdruck Hansens klappte die Armlehne von Luckys Stuhl auf, und der Eremit konnte die Tasse abstellen. Er sah dabei den jungen Mann mit plötzlich erwachtem Interesse an.
Lucky blickte auf. »Ja?«
Hansen schüttelte den Kopf. »Nichts. Nichts.«
Sie sahen einander an. Die Lichter in der entfernten Hälfte des Raumes wurden düster, bis nur noch die unmittelbare Umgebung der beiden Männer erleuchtet war.
»Und jetzt, wenn Sie die Neugierde eines alten Mannes entschuldigen wollen«, sagte der Eremit, »möchte ich Sie gerne fragen, weshalb Sie hierhergekommen sind.«
»Ich bin nicht gekommen. Man hat mich gebracht«, erklärte Lucky.
»Sie wollen sagen, daß Sie kein ...« Hansen hielt inne.
»Nein, ich bin kein Pirat. Wenigstens noch nicht.«
Hansen stellte die Tasse ab und sah ihn verwirrt an.
»Das verstehe ich nicht. Vielleicht habe ich etwas gesagt, was ich nicht sagen sollte.«
Lucky trank seinen Kaffee aus und begann dann davon zu berichten, wie er sich als blinder Passagier in die Atlas eingeschlichen hatte, und setzte dann seine Erzählung bis zum gegenwärtigen Augenblick fort.
Hansen hörte interessiert zu. »Und sind Sie auch sicher, junger Mann, daß es das ist, was Sie suchen – ich meine jetzt, nachdem Sie gesehen haben, wie das Leben hier ist?«
»Ja, ganz bestimmt.«
»Warum denn, um der Erde willen?«
»Genau das ist es. Um der Erde willen und wegen dem, was sie mir zugefügt hat. Dort läßt es sich nicht leben. Warum sind Sie denn geflüchtet?«
»Ich fürchte, das ist eine sehr lange Geschichte. Nein, keine Sorge, ich erzähle sie nicht. Ich kaufte mir vor langer Zeit diesen Asteroiden für kleine Ausflüge und gewöhnte mich daran. Ich baute die Wohnfläche aus, kaufte Möbel und Buchfilme – alles nacheinander. Schließlich stellte ich fest, daß ich hier alles hatte, was ich brauchte. Warum sollte ich also nicht für immer hierbleiben?«
»Natürlich, warum nicht? Auf der Erde läßt es sich nicht leben. Viel zu viele Menschen, keine interessante Arbeit zu bekommen. Und dabei ist es praktisch unmöglich, zu den Planeten zu kommen, und wenn man es schafft, dann nur, um dort die niedrigste Arbeit zu verrichten. Man hat einfach keine Chance, vorwärtszukommen. Ich bin noch nicht alt genug, um mich niederzulassen wie Sie. Aber für einen jungen Menschen ist das hier ein freies und ein aufregendes Leben. Hier ist Raum, sich zu entfalten.«
»Aber diejenigen, die jetzt oben sind, mögen es gar nicht, wenn junge Leute kommen und ihnen den Platz streitig machen wollen. Anton zum Beispiel. Ich kenne ihn.«
»Mag sein, aber bis jetzt hat er sein Wort gehalten«, sagte Lucky. »Er sagte, wenn es mir gelänge, diesen Dingo zu besiegen, würde ich eine Chance bekommen, mich den Asteroidenmännern anzuschließen. Es scheint, daß ich diese Chance bekommen soll.«
»Sie sind hier, das ist alles. Was, wenn er mit einem Beweis – oder mit etwas, was er als Beweis ansieht – zurückkommt, daß Sie ein Regierungsspitzel sind?«
»Das wird er nicht.«
»Und wenn er es doch tut? Nur um Sie loszuwerden?«
Lucky runzelte die Stirn, und wieder sah Hansen ihn etwas erstaunt an.
»Das wird er nicht tun«, wehrte Lucky ab. »Er kann einen guten Mann gebrauchen, das weiß er genau. Außerdem – warum predigen Sie mir denn? Sie sind doch selbst hier draußen und arbeiten mit ihnen zusammen.«
Hansen senkte die Augen. »Das stimmt. Ich sollte Ihnen eigentlich nicht dreinreden. Wissen Sie, es ist nur so, wenn man so lange hier draußen lebt, redet man unwillkürlich zuviel, wenn man einmal Gesellschaft hat – nur um eine Stimme zu hören. Hören Sie, ich glaube, es ist jetzt Zeit, daß wir zu Abend essen. Ich schlage vor, wir unterhalten uns jetzt über etwas anderes.«
»Vielen Dank, Mr. Hansen. Und nichts für ungut.«
»Schon gut.«
Lucky folgte Hansen durch eine Tür in eine kleine Speisekammer, deren Wände von Regalen mit Konserven und sonstigen Konzentraten aller Art bedeckt waren. Keine der Lucky vertrauten Waren war hier vertreten. Der Inhalt jeder Dose war grell bunt in das Metall der Dose eingeätzt.
»Ich hatte früher Frischfleisch in einem besonderen Kühlraum«, erklärte Hansen. »Es ist sehr leicht, auf einem Asteroiden tiefzukühlen, aber ich habe schon seit zwei Jahren keine Vorräte mehr bekommen.«
Er wählte ein halbes Dutzend Dosen und einen Behälter mit Milchkonzentrat aus. Auf
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