Flug durch die Sonne
Piraten? Kapitän Anton hat mit Hunderten von Schiffen und Tausenden von Asteroiden geprahlt. Das mag eine Lüge gewesen sein, um mich zu beeindrucken, aber jedenfalls hat er sich für das Duell Zeit genommen und es riskiert, stundenlang im Raum herumzutreiben, als hätte er überhaupt keine Angst, daß ein Regierungsschiff aufkreuzen könnte. Und Hansen sagte außerdem auch, daß die Piraten sich die verschiedenen Welten der Eremiten als Zwischenstationen angeeignet hätten. Davon gibt es Hunderte. Auch das deutet darauf hin, daß wir es mit einer großen, gut entwickelten Organisation zu tun haben.
Einer der Piraten, ein gewisser Martin Maniu, erzählte mir sogar, daß er Frau und Kind habe. Er arbeitet an einem Kessel. Vermutlich in einer Hefesyntheseanlage. Hansen hatte Hefenahrung auf seinem Asteroiden, und das war keine Venushefe. Das weiß ich ganz bestimmt.
Jetzt nehmt das alles zusammen: Sie stellen also in kleinen Hefeanlagen ihre eigenen Lebensmittel her. Kohlendioxyd stellen sie sich selbst aus kohlehaltigem Gestein her, und Wasser und Sauerstoff beziehen sie von den Jupitersatelliten. Maschinen und Kraftanlagen importieren sie vielleicht vom Sirius oder auf gelegentlichen Raubzügen.
Das bedeutet also, daß Sirius eine unabhängige Regierung gegen uns aufbaut. Dazu brauchen Sie Leute wie zum Beispiel Kapitän Anton – Leute, die ohne weiteres bereit sind, die Hälfte des terrestrischen Imperiums dem Sirius zu überlassen, solange nur sie die andere Hälfte für sich behalten dürfen.«
Conway schüttelte den Kopf. »Liest du da nicht sehr viel aus dem wenigen, das du weißt? Ich bezweifle, ob wir die Regierung davon überzeugen können. Die Vollmachten, die der Senat der Wissenschaften besitzt, sind ja bekanntlich ziemlich beschränkt. Wir haben unglücklicherweise keine eigene Flotte.«
»Ich weiß. Das ist auch der Grund, weshalb wir noch mehr Informationen brauchen. Wenn wir in diesem frühen Stadium ihre Hauptstützpunkte finden, wenn es uns gelingt, ihre Anführer gefangenzunehmen und ihre Verbindung zum Sirius ...«
»Nun?«
»Nun, dann wäre die ganze Bewegung meiner Ansicht nach erledigt. Ich bin überzeugt, daß der gewöhnliche Asteroidenmann, um ihren eigenen Ausdruck zu benützen, keine Ahnung hat, daß man ihn zu einer Marionette der Sirianer macht. Ich bin überzeugt, daß die ganze Piratengefahr beendet wäre, wenn wir den Leuten klarmachen könnten, daß sie sich mit den gefährlichsten Feinden der Erde verbündet haben.«
Lucky hielt inne, als der Techniker mit einem Band kam, dem der Computer seine Lochsignale eingestanzt hatte.
»Sagen Sie«, meinte er, »sind Sie auch sicher, daß Sie mir die richtigen Ziffern gegeben haben?«
»Natürlich. Warum?« erkundigte sich Lucky.
Der Techniker schüttelte den Kopf. »Irgend etwas stimmt hier nicht. Wenn die letzten Koordinaten stimmen, dann ist Ihr Felsen in einer der verbotenen Zonen. Aber das ist doch nicht möglich.«
Lucky hob die Brauen. Er konnte jetzt verstehen, daß der Mann sich wunderte. Diese »verbotenen Zonen« waren Regionen im Asteroidengürtel, wo die Schwerkraft des Jupiter stark wirkte. In den zwei Milliarden Jahren, die seit dem Entstehen der Planeten vergangen waren, hatte Jupiter jeden Asteroiden aus diesen verbotenen Zonen herausgefischt und an sich gezogen.
»Und Ihre Berechnungen stimmen?« fragte Lucky.
Der Techniker zuckte die Achseln, als wollte er sagen, »ich verstehe mein Geschäft«, laut aber sagte er nur: »Wir können das ja mit dem Teleskop überprüfen. Der Tausendzöller ist gerade beschäftigt, aber wir können ja eines von den kleineren nehmen. Würden Sie bitte mitkommen?«
Das eigentliche Observatorium wirkte beinahe wie ein Schrein, in dem die verschiedenen Teleskope die Altäre darstellten. Die Männer waren völlig in ihre Arbeit versunken und blickten nicht einmal auf, als der Techniker und die drei Senatsmitglieder eintraten.
Der Techniker führte sie in einen der Seitenflügel des Observatoriums und gab dann einem jungen Mann einen Auftrag.
»Ich möchte die Stelle ansehen, die diesen Koordinaten entspricht.« Er hielt dem anderen den Lochstreifen hin.
Sein Kollege warf nur einen Blick darauf und runzelte die Stirn. »Wozu? Das ist doch eine verbotene Zone.«
»Würden Sie trotzdem bitte den Punkt einstellen?« bat der Techniker. »Es ist für den Senat der Wissenschaften.«
»Oh? Ja, natürlich.« Er war plötzlich viel umgänglicher. »Es dauert nicht lange.«
Der junge
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