Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
hinterlassen; hatte überdies auch noch sechs seiner besten Werkleute mitgenommen. Nur allmählich erfuhr Chefingenieur Grabbe von den Zurückgebliebenen etwas über die eigenartigen Anordnungen, die Hegemüller vor dem Start gegeben hatte, hörte von den schweren Trossen, die er außenbords mitgenommen, und wußte nun, daß der eigenwillige Doktor sich wieder einmal in ein tollkühnes Abenteuer gestürzt hatte.
    *

Von Minute zu Minute wuchs die Erregung unter den Gästen O’ Neils’. Längst hatten sie gemerkt, daß etwas nicht in Ordnung ging, und das unvermutete Auftauchen des Strahlschiffes war nicht geeignet, sie zu beruhigen. Die Panik, die Oriola und Schweitzer mit allen Mitteln zu verhüten suchten, drohte trotz deren Bemühungen auszubrechen, als Watson im Passagierraum erschien und ihnen die befreiende Kunde zurief, daß ein Strahlschiff Rettung bringe.
    Begierig wollten sie wissen, was eigentlich geschehen wäre. Vorsichtig sprach Watson nur von einem Defekt an der Steuerung und teilte weiter mit, daß es Hidetawa bereits durch ein geniales Manöver geglückt sei, den Übelstand zu beheben. Seine Worte ließen die allgemeine Zuversicht zurückkehren. Inzwischen ging Watson wieder in den Kommandostand. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, als die Maske von ihm abfiel, die er den Gästen O’Neils’ gegenüber gezeigt hatte. Die Selbstbeherrschung verließ ihn; seine Stimme klang heiser, als er zu sprechen anfing.
    »Ich habe sie noch einmal beruhigt, aber wie lange wird’s vorhalten? Wie lange wird’s noch dauern, bis sie da drüben auch die steigende Wärme merken ... bis die Hitze unerträglich wird, bis das Entsetzen über sie kommt?«
    Vergeblich wartete er auf O’Neils’ Antwort, während seine Gedanken weiterliefen. War das Unheil wirklich unabwendbar? Konnte Hidetawa in letzter Minute nicht doch noch Hilfe bringen? Der Drang, ihn noch einmal anzurufen, wurde übermächtig in ihm. Er schob die Kopfhörer wieder über, wollte seine Station auf Sendung stellen, als er Morsezeichen hörte. Was wollte Hidetawa von ihm? Hatte er doch noch einen Weg zu ihrer Rettung gefunden? Er lauschte und stutzte.
    Nicht englische, sondern deutsche Worte waren es, die sich aus den ankommenden Zeichen formten. Kurze, knappe Fragen nach dem Standort und Kurs von O’Neils’ Strahlschiff. Kaum vermochte er zu glauben, was ihm doch deutlich ins Ohr klang. Auch die neue deutsche Maschine war aufgestiegen und eilte zu ihrer Rettung herbei. Kaum war das Schlußzeichen des Funkspruchs verklungen, als er sein Gerät auf Senden herumwarf und Antwort gab:
    »Stehen in siebzig Kilometer Höhe über der Südküste des Schwarzen Meeres. Sind etwas nach Norden abgetrieben. Temperatur im Schiff vierzig Grad.«
    Während er die Station weiter auf Empfang stellte, hörte er die Stimme O’Neils’. Der atmete schwer, denn drückend warm wie in einem Backofen war es inzwischen im Kommandostand geworden. Stockend kamen die Worte von seinen Lippen:
    »Es geht zu Ende, Watson. Hidetawa kann uns nicht retten. Mein Gott, wir sind verloren!«
    Watson hatte einen der Hörer beiseite geschoben. Mit einem Ohr hörte er, was O’Neils sprach, mit dem andern, was aus dem Telefon klang. »Noch nicht verloren, Professor O’Neils! ... Ein neues Strahlschiff ist dicht bei uns ... Es wird versuchen, uns zu retten!« O’Neils hörte, was Watson ihm zurief, und machte eine müde Bewegung. Erst nach Minuten kam seine Antwort: »Unsere Strahlflächen sind verriegelt ... niemand kann uns helfen.«
    Watson antwortete nicht. Er hatte wieder beide Hörer übergeschoben und lauschte den Funksprüchen, die zwischen dem deutschen und dem japanischen Strahlschiff hin- und herflogen. Er vernahm die Standortangaben, die Hidetawa dank seiner besseren Instrumente den Deutschen genauer zu geben vermochte. Er hörte die Antwort Hegemüllers. Worte wie »fassen« und »in die Höhe ziehen« vernahm er, ohne zu begreifen, wie ein Schiff das bewerkstelligen sollte, mußte sich den Schweiß aus dem Gesicht wischen, der ihm aus allen Poren strömte, und hörte weitere Worte, die Hoffnung in seinem Herzen aufkommen ließen.
    Dumpfer Lärm ließ ihn zusammenfahren. Das Geräusch kam von der Tür her. Mit den bloßen Fäusten und mit allem, was sie sonst zur Hand hatten, schlugen die Insassen des Passagierraumes gegen die metallene Pforte. Auf über vierzig Grad war dort das Thermometer gestiegen. Wilde Panik war unter den Gästen O’Neils’ ausgebrochen.

Weitere Kostenlose Bücher