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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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amerikanischen Maschine. Mehrere sprangen von ihren Sitzen auf, vergaßen, daß ihre Körper kein Gewicht mehr hatten, und blieben frei im Raum schweben, hilflos, bis andere nach ihnen griffen und sie wieder auf ihre Plätze herabzogen. Nur noch um ein geringes höher schoß das andere Strahlschiff jetzt neben dem amerikanischen mit genau der gleichen Geschwindigkeit durch den Äther. Zoll um Zoll schob es sich ganz allmählich immer dichter an O’Neils’ Maschine heran, und dann gab es neue Aufregung unter den Insassen. Viele von ihnen stürzten in der Richtung nach vorn aus ihren Sesseln und spürten, wie ihre Körper wieder etwas Gewicht gewannen.
    »Unser Flug wird gebremst!« riefen fast gleichzeitig Schweitzer und Oriola. Für kurze Sekunden war das andere Strahlschiff ein Stück vorausgeschossen, und einen Moment hatten sie eine Schrift an dessen Heck sehen können, den Schiffsnamen wohl. Zu lesen vermochten sie ihn nicht, aber japanische Schriftzeichen schienen es ihnen zu sein.
    »Was soll das alles bedeuten?« fragte Schweitzer.
    »Es kann nur Hidetawa aus Tokio sein, der uns mit seinem Schiff zu Hilfe kommt«, antwortete Oriola.
    Im Kommandostand beobachteten O’Neils und Watson dasselbe wie ihre Gäste im Passagierraum, und die Morsezeichen, die aus dem Kopfhörer tickten, verrieten Watson auch, was geschah.
    »Hidetawa weiß ein Mittel, um uns zu retten«, gab er das Gehörte an O’Neils weiter. »Er preßt unsere Treibflächen durch den Strahldruck seiner Flächen zusammen. Es ist ihm gelungen, sie in Nullstellung zu bringen. Wir haben keine Beschleunigung mehr. Der Luftwiderstand muß unsere Fahrt allmählich abbremsen.«
    Es währte geraume Zeit, bis von O’Neils eine Antwort kam. »Hidetawa hat unsere Treibflächen in die Nullstellung gedrückt ... die Sperrung muß dabei eingeschnappt sein ... Was wird weiter geschehen? Die Luft wird unsern Flug bremsen ... immer tiefer werden wir dabei sinken ... in immer dichtere Schichten unserer Atmosphäre stoßen ... Die Reibung wird übermächtig werden ... wir sind verloren, Watson! Unser Strahlschiff wird aufglühen ... schmelzen ... zerstäuben. Wir werden alle verbrennen, bevor wir noch durch den Absturz zerschellen.«
    Wieder herrschte ein drückendes Schweigen in dem Kommandostand. Nur allzusehr mußte Watson die Befürchtung O’Neils als begründet anerkennen. Die Sperrung ihrer Treibfläche war in der Nullstellung eingeschnappt. Keine Möglichkeit bestand mehr, sie wieder auseinanderzubewegen und den tollen Flug durch den Strahldruck abzubremsen. Nur durch die Luftreibung würde die gewaltige lebendige Kraft der Rakete vernichtet werden, die ein Ende des Strahlschiffes in wabernder Lohe unvermeidlich erscheinen ließ.
    Schon hatten die beiden Männer das Empfinden, daß es im Kommandostand wärmer wurde. Ein Blick auf die Instrumente lehrte sie, daß ihre Maschine bereits beträchtlich gesunken war und im Begriff stand, nach unten zu stoßen. Unaufhaltsam schien das Verhängnis, von dem O’Neils gesprochen hatte, seinen Lauf nehmen zu wollen.
    Unablässig bearbeitete Watson die Morsetaste, funkte mit den Japanern, deren Schiff immer noch dicht neben ihnen dahinflog, und machte auf Ätherwellen all der Not und Bekümmernis Luft, die sein Herz bedrückte. Schaltete dann wieder auf Empfang, in der Hoffnung, von drüben Rat und Trost zu bekommen, und mußte zu seinem Schrecken vernehmen, daß Hidetawa mit seiner Kunst am Ende war. Von dieser selbsteingeschnappten Sperrung hatte der nichts gewußt, hatte die Absicht gehabt, die Flächen des amerikanischen Schiffes später in andere Stellung zu drücken und mußte nun hören, daß diese Möglichkeit buchstäblich verriegelt war.
    *

Auch in Gorla war jener erste SOS-Ruf Watsons aufgefangen worden, und in schneller Folge reihten sich daran aufregende Funksprüche aus Washington, während von dem amerikanischen Schiff keine Nachrichten mehr kamen.
    »Man darf die Dinge nicht überstürzen«, sagte Dr. Thiessen zum Chefingenieur Grabbe. »O’Neils ist viel zu schnell vorgegangen. Nun wird er nach Dr. Lee das zweite Opfer einer verfehlten Entwicklung und reißt ein Dutzend anderer Menschen mit ins Verderben.«
    »Opfer müssen gebracht werden«, meinte Grabbe.
    »Aber keine unnötigen!« widersprach Dr. Thiessen. »Man kann langsam und sicher vorgehen.«
    Die Unterhaltung fand in der großen Montagehalle der Abteilung Thiessen statt. Die Blicke des Chefingenieurs hafteten an den riesenhaften Bauteilen

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