Flug in den Weltraum
Sie glaubten zu ersticken, jammerten, schrien nach Luft; hätten auch die Fenster zerschlagen und dadurch ihr sofortiges Ende herbeigeführt, wenn die Scheiben nicht unzerbrechlich gewesen wären. Immer stärker wurde das dröhnende Poltern, immer lauter das Geschrei, immer wilder, immer empörter die Rufe.
»Öffnen Sie die Tür!« befahl O’Neils.
Watson zögerte, antwortete stockend.
O’Neils sah, wie sein Gehilfe nicht gewillt war, seiner Anordnung zu folgen. Er erhob sich, ging wankend selbst zur Tür, griff nach der Klinke, als Watson ihn zurückriß.
»Nicht öffnen, Herr Professor! Sie morden uns!«
Ein kurzes Ringen entstand, bei dem Watson als der Jüngere und Stärkere die Oberhand gewann. Mit Gewalt schleifte er O’Neils zu seinem Platz zurück und drückte ihn dort nieder. Stand noch mit keuchenden Lungen über ihn gebeugt, als ein neues Geräusch aufklang. Hart, scharf und schneidend, wie wenn Metall sich an Metall reibt; wie wenn Metall und Metall aneinanderschleifen.
Ein jäher Ruck ging durch das Schiff. Die schweren Trossenschleifen der Maschine hatten es gefaßt und an sich gefesselt. Ein gleich starker Ruck traf in dem Augenblick, in dem die Kupplung der beiden Schiffe sich vollzog, auch die andere Maschine und hätte Dr. Hegemüller fast zum Straucheln gebracht.
»Gelungen, Berger! Wir haben das Strahlschiff fest in den Schlaufen«, rief er seinem ersten Monteur zu, als er wieder auf festen Füßen stand. »Jetzt volle Kraft nach oben!«
Schon bewegte sich ein Steuerhebel in seiner Hand, und ein zweiter Ruck traf die beiden Schiffe. Noch stärker als schon zuvor spannten sich die schweren Trossen, die sie verbanden. Neuen Aufruhr brachte die Veränderung in die amerikanische Maschine. Mit Beschleunigung wurde sie von dem anderen Schiff senkrecht nach oben gerissen; verdoppelt hatte sich im Moment das Körpergewicht der gegen die Tür des Kommandoraumes anstürmenden Fluggäste. In einem wirren Durcheinander stürzten sie zu Boden. Momentan verstummte der tobende Lärm. Plötzliche Stille herrschte im Passagierraum, herrschte auch im Kommandostand von O’Neils’ Schiff.
Watson war es, der das Schweigen brach. »Wir sind gerettet, Herr Professor! Die Wärme wird bald nachlassen.«
O’Neils war noch benommen. Die seelischen Erschütterungen, das Ringen mit Watson, die drückende Hitze – noch immer herrschten fast vierzig Grad im Raume –, das alles war zuviel für ihn gewesen. In einem Schwächeanfall sank er zusammen. Watson griff nach dem Puls des Professors, fühlte ihn matt und unregelmäßig gehen und erschrak.
Sollte diese Fahrt doch noch ein Opfer fordern? Sollte O’Neils, auf den die Wissenschaft Amerikas mit Stolz blickte, nach Dr. Lee der zweite sein, der sein Leben für die neue Technik dahingeben mußte? Es durfte nicht sein. Mit allen Mitteln mußte das verhindert werden! Das waren die Gedanken, die Watson bewegten, als er die Tür zum Passagierraum aufriß, um deren Schließung er noch vor wenigen Minuten mit O’Neils gekämpft hatte. Nur von dem einen Wunsch beseelt, seinem Meister und Lehrer Hilfe zu bringen, achtete er kaum auf das, was sich hier seinen Blicken bot. Wo noch vor kurzem eine vor Angst und Verzweiflung halb irre Menge gerast hatte, fand er apathische, fast lethargische Menschen, die dahingestreckt lagen, wie der Stoß beim Einfangen des Strahlschiffes sie niedergeworfen hatte. Kaum daß der eine oder andere den Kopf nach ihm wandte, den Mund öffnete und eine Frage zu stellen versuchte. Watson stieg über die Liegenden hinweg, ging zur Bar, holte Eis und Alkohol und eilte damit in den Kommandostand zurück, ohne die Tür hinter sich zu schließen. Alle seine Sorge galt nur O’Neils. Er rieb dem immer noch Ohnmächtigen Schläfen und Stirn mit Eis. Er flößte ihm mit Eisstückchen vermengten Weinbrand ein und fühlte nach bangen Minuten, wie sein Puls kräftiger ging, sah, daß er die Augen aufschlug und seine Umgebung wiedererkannte.
Noch einmal war das Schlimmste vermieden worden.
»Was war das? Was ist geschehen?« Noch schwach kamen die Worte aus dem Munde O’Neils’.
»Wir sind gerettet, Herr Professor!« wiederholte Watson die Worte, die er schon einmal gesprochen hatte. »Ein anderes Schiff hebt uns in die dünnere Atmosphäre.« Er unterbrach sich und sah auf das Thermometer. »Wir haben nur noch fünfunddreißig Grad im Schiff. Bald wird es noch kühler sein.«
O’Neils war den Blicken Watsons gefolgt. Er sah das Thermometer, sah
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