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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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einer Strahlturbine, die dort im Entstehen begriffen war.
    »Sie predigen, daß man langsam vorgehen soll, Kollege Thiessen«, sagt Grabbe, »aber Sie selber leben dieser Regel nicht nach. Kaum laufen die ersten dreißigtausendpferdigen Turbinen, und schon sind Sie beim Bau einer fünfzigtausendpferdigen. Da ist von einer Langsamkeit in der Entwicclung wenig zu spüren.«
    »Langsam und sicher habe ich gesagt, Herr Grabbe«, verteidigte sich Thiessen. »Sicherheit ist das Wichtigste. Einen Bruch der Steuerwelle hat es bei O’Neils gegeben. Wie ist das möglich? Wie kann das einem gewissenhaften Ingenieur passieren?«
    Grabbe zuckte die Achseln. »Sie sehen doch, daß es passiert ist.«
    »Weil man die Welle falsch berechnet ... oder weil man einen ungeeigneten Werkstoff verwendet hat«, fiel ihm Thiessen ins Wort.
    Chefingenieur Grabbe hatte eigentlich die Absicht, Dr. Hegemüller aufzusuchen, aber der Widerspruch Thiessens veranlaßte ihn, diesem seinen eigenen Standpunkt in längerer Gegenrede auseinanderzusetzen, und eine reichliche Stunde verstrich darüber, eine Stunde, die Dr. Hegemüller sehr zupasse kam.
    Nach dem Eintreffen jenes amerikanischen Notrufes war Hegemüller nicht mehr vom Empfänger fortgegangen. Gespannt verfolgte er die weiteren Nachrichten. Nur gelegentlich zum Telefon greifend, um Anweisungen in die Montagehalle seiner Abteilung zu geben. Auf seinen letzten Anruf hin kam sein Obermonteur Berger zu ihm ins Zimmer und erhielt einen Auftrag.
    »Ja, Berger, die Amerikaner hat der Teufel geholt!« bemerkte Hegemüller nebenher zu ihm.
    »Hat man noch etwas von ihnen gehört?« erkundigte sich der Monteur. »Nichts mehr, Berger. Kein Lebenszeichen mehr. Ihr Schiff treibt steuerlos im Raum.«
    »Der Äther hat keine Balken, Herr Doktor«, meinte der Monteur Berger und kratzte sich nachdenklich hinterm Ohr. »Ein Glück, daß uns das nicht passiert ist!«
    »Reden Sie keinen Unsinn, Mann!« herrschte ihn Hegemüller an und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Empfänger zu, aus dem Morsezeichen aufklangen. Sie kamen von dem amerikanischen Strahlschiff, das wieder Verbindung mit der Erde hatte. Dr. Hegemüller hörte die Verzweiflungsrufe Watsons, hörte, daß das Schicksal O’Neils und seiner Genossen unabwendbar besiegelt sei, wenn nicht noch in letzter Minute ein Wunder geschähe. Las weiter aus den Zeichen, die unaufhörlich aus dem Lautsprecher tickten, daß das amerikanische Schiff soeben den Kaspisee in achtzig Kilometer Höhe überquerte, erfuhr schließlich mit Schrecken, daß die Temperatur im Kommandoraum schon auf 35 Grad gestiegen sei, und beschloß blitzschnell, auf eigene Verantwortung zu handeln. Die Treibflächen von O’Neils Maschine waren blockiert. Nur mit mechanischen Mitteln konnte man das Schiff von außen her aus seiner gefährlichen Lage befreien. Seine eigene Maschine war startbereit. Er konnte sofort zu Hilfe eilen ... aber würden seine Vorgesetzten damit einverstanden sein? Wie würden sich Professor Lüdinghausen und Chefingenieur Grabbe dazu stellen? Würden sie nicht hundert Bedenken äußern ... ihm vielleicht den Start und die Hilfeleistung verbieten?
    Wer viel fragt, bekommt viel Antwort, dachte Dr. Hegemüller, während er schon nach der Montagehalle eilte. Dort rief er seine Leute zusammen und erteilte Befehle, die bei manchen Kopfschütteln erregten. Was sollte es für einen Sinn haben, die schweren Stahltrossen, an denen man die Maschine während des Baues bisweilen aufgehängt hatte, wieder an ihr zu befestigen? Was konnte es weiter bedeuten, wenn man die Trossen an ihren freien Enden in große Schlaufen ausgehen ließ?
    Die Werkleute wunderten sich darüber; doch sie waren gewohnt, die Anordnungen Hegemüllers strikt auszuführen, und das taten sie auch jetzt.
    Kaum eine Viertelstunde hatten alle diese Vorbereitungen in Anspruch genommen; dann erhob sich das Strahlschiff, stieg auf und schoß davon.
    Zehn Minuten später klopfte es an der Tür von Hegemüllers Zimmer, und Chefingenieur Grabbe trat ein. Er fand den Raum verlassen, dachte sich, daß Dr. Hegemüller wohl in der Montagehalle wäre, und ging dorthin. Und dann fühlte der Chefingenieur seine Knie schwach werden und mußte sich, überwältigt von dem, was er hier hörte, auf einen Schemel niederlassen. Ohne ihn, Grabbe, und ohne die Werkleitung zu fragen, war Hegemüller, dies ewige Sorgenkind, mit dem neuen Schiff einfach fortgeflogen, ohne ein Wort über seine Gründe und sein Ziel zu

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