Flug in den Weltraum
in eine Höhe von zweihundert Kilometer gehoben und stürmte mit der gleichen Geschwindigkeit wie das amerikanische Strahlschiff hinter diesem her. Noch um ein geringes vergrößerte Hidetawa die Schnelligkeit. Noch ein wenig höher stieg dabei die Maschine. In blinkendem Sonnenschein schoß sie jetzt dahin. In dunstigem Glast lag die weite Ebene der Mongolei unter ihr. Angestrengt blickte Hidetawa durch das Bugfenster.
»Unter uns voraus müssen wir sie suchen, Yatahira, wenn ...« Er brach jäh ab und starrte mit zusammengepreßten Lippen in den flimmernden Äther; ein winziges, helles Pünktchen glaubte er weit voraus zu sehen.
»Funken Sie, Yatahira!« brach Hidetawa nach vielen Minuten das Schweigen. »Funken Sie an O’Neils, daß wir seine Maschine in Sicht haben und bereit sind, ihm zu Hilfe zu kommen.«
Noch wußten die Fluggäste nichts von dem Unheil, welches das amerikanische Strahlschiff betroffen hatte. Sie hatten Watson aus dem Kommandostand kommen und dann wieder mit O’Neils darin verschwinden sehen, ohne irgendwelchen Argwohn zu fassen. Die Pressevertreter arbeiteten an ihren Berichten. Oriola und Dr. Schweitzer waren in ein wissenschaftliches Gespräch vertieft. Geraume Zeit fiel keinem die Abwesenheit O’Neils’ auf, bis Professor Schweitzer nach einer zufälligen Armbewegung die Stirn runzelte und seinen Nachbar fragend ansah. Der hatte schon die gleiche Entdeckung gemacht.
»Unser Körpergewicht ist gleich Null geworden. Unsere Geschwindigkeit muß sich vergrößert haben«, flüsterte er ihm zu. »Sollte eine Störung in der Maschine sein?« mischte sich der dritte Wissenschaftler in das Gespräch seiner beiden Kollegen. »Watson schien mir erregt zu sein, als er O’Neils in den Kommandostand rief.«
»Um des Himmels willen, schweigen Sie!« raunte ihm Oriola zu. »Nur jetzt keine Panik. Wir müssen Ruhe bewahren, unser Freund O’Neils wird seine Sache schon machen.«
Totenblaß saß Professor O’Neils in einem Sessel des Kommandostandes. Mit müder Gebärde winkte er Watson ab, der verzweifelt auf der Morsetaste hämmerte. »Es ist zwecklos, Watson, wenn kein Wunder geschieht, sind wir verloren.«
Mechanisch gehorchte Watson dem Befehl und warf den Hebel der Funkstation wieder auf Empfang.
»Wir sind verloren«, fuhr O’Neils nach einer Weile fort. »Selbst wenn unsere Strahlflächen keine weitere Verstellung erfahren, sind wir rettungslos verloren. Es wird lange dauern, bis die Treibkraft des Strahlschiffes erschöpft ist. Wir werden alle längst erstickt oder verdurstet sein, während unsere Maschine immer noch wie ein Satellit um die Erde kreist. Es ist grauenhaft ...« Verzweifelt schlug O’Neils die Hände vors Gesicht. Watson ließ sich in seinen Sessel zurücksinken. Durch die Bewegung schoben sich die Kopfhörer, die er während der Worte O’Neils nach hinten gerückt hatte, wieder auf seine Ohrmuscheln. Er achtete nicht darauf, bis er plötzlich Morsezeichen aufklingen hörte. Morsezeichen?! Wo kamen sie her? Wer konnte sie senden? Gespannt suchte er den Sinn des Funcspruches zu fassen: »Wir haben Sie in Sicht. Kommen Ihnen zu Hilfe.«
Es kamen keine weiteren Zeichen mehr. Mit einem Ruck warf Watson die Station wieder auf Sendung und ließ die Morsetaste klappern.
»Lassen Sie es doch, Watson! Es ist ja alles vergeblich«, hörte er dazwischen die Stimme O’Neils’.
»Nein, es ist nicht vergeblich!« schrie er zurück. »Es funkt jemand, der uns schon sieht, der uns zu Hilfe kommt.«
Entgeistert starrte O’Neils ihn an. Noch bevor er etwas zu sagen vermochte, hatte Watson seine Station schon wieder auf Empfang gestellt, hörte neue Zeichen, lauschte und rief wieder dazwischen O’Neils Bruchstücke des Vernommenen zu.
»Es ist Hidetawa mit seiner neuesten Maschine. Er hörte unseren ersten SOS-Ruf. Er ist sofort aufgestiegen und hat uns eingeholt. Er ist dicht hinter uns ...«
Wie ein Verdurstender sog O’Neils gierig die Worte Watsons ein. Einen Augenblick schienen sie ihn aufzurichten, doch schnell sank er in die alte Mutlosigkeit zurück.
»Er kann uns nicht helfen, Watson. Beim besten Willen nicht. Es gibt kein Mittel, uns zu retten.«
Professor Schweitzer sah als erster das fremde Strahlschiff, das sich von oben herabsenkte. Dann sah es Oriola, und dann bemerkten es auch die andern Fluggäste. Fragen brandeten auf, Ausrufe der Verwunderung und bald auch der Besorgnis flogen hin und her. Eine maßlose Erregung bemächtigte sich der Fluggäste in der
Weitere Kostenlose Bücher