Flug in den Weltraum
Einzelheiten an ihm zu erkennen vermochte.
In jenen Sekunden geschah es, daß das Interesse Sarakus an der fremden Maschine ganz plötzlich erlosch. Er besann sich wieder auf seine Pflicht, las die Instrumente ab und morste dann den Standort der Maschine. Morste weiter noch einen Bericht über ihr Zusammentreffen mit einer anderen Rakete unbekannter Herkunft. Ließ wissen, daß man versuchte, ihr mit stärkerem Auftrieb näher zu kommen. Doch von diesem langen Bericht waren gerade noch zwei Worte von der Turmstation aufgenommen worden, jäh brach die Verbindung ab, weil die Rakete in diesem Augenblick in 110 Kilometer Höhe durch eine kritische Luftschicht stieß.
Immer näher hatte Grabbe die Rakete inzwischen an die fremde Maschine herangesteuert. Sorgfältig mußte er ihren Flug jetzt regulieren, ihre Geschwindigkeit wieder verlangsamen, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, an seinem Ziel vorbeizuschießen. Ein lauter Ruf Hegemüllers ließ ihn zusammenfahren.
»Meine alte Maschine! Die erste, Herr Grabbe, die ich aus der Versuchskammer von C III zusammengebaut habe. Sie ist es! Kein Zweifel ist möglich! Wo hat die gesteckt? ... Wie kommt die jetzt hierher?« Ruckweise stieß er die einzelnen Sätze heraus und ließ dabei keinen Blick von der anderen Maschine.
Grabbe horchte auf, als er die Worte hörte, und wandte den Kopf nach Hegemüller hin. Unwillkürlich bewegte seine Rechte dabei noch das Steuerrad ein wenig und erreichte damit ungewollt und zufällig eine Einstellung der Triebkraft, wie er sie zweckmäßiger auch bei genauer Überlegung nicht hätte wählen können. Dicht schob sich seine Maschine an jene erste Konstruktion Hegemüllers heran. Mit genau der gleichen Geschwindigkeit schossen beide Raketen Wand an Wand durch den Raum dahin, und es traf sich, daß dabei auch Fenster an Fenster zu liegen kam.
So wurde es dem Chefingenieur möglich, einen Blick in das Innere der anderen Maschine zu tun, und zu seiner Verwunderung mußte er feststellen, daß sie unbemannt war. Ein neues Rätsel zu den vielen anderen, die ihm dieses Bauwerk Hegemüllers schon aufgegeben hatte. Gewiß, man hatte seinerzeit das Verschwinden der Maschine damit zu erklären versucht, daß ihre Treibflächen von außen her durch ein Tier, eine streunende Katze vielleicht, verstellt worden waren und sie ohne Besatzung davongeflogen war. Aber mehr als ein Monat war seitdem verstrichen.
Völlig ausgeschlossen war es, daß sie diese lange Zeit hindurch ständig im Fluge gewesen war. Irgendwo mußte sie inzwischen gelandet sein, mußte nach längerer Rast durch irgendwelche unerklärlichen Einflüsse wieder in Bewegung geraten sein.
So weit glaubte Grabbe klarzusehen, aber damit war die andere Frage noch nicht gelöst, was nun weiter geschehen sollte. Nur das stand fest, daß bald etwas geschehen mußte, denn lange konnte es so wie bisher nicht weitergehen. Standen doch die beiden Maschinen schon in einer Höhe von mehr als zweihundert Kilometer und entfernten sich mit Granatengeschwindigkeit immer weiter von der Erde.
Wie ein gefangenes Tier in seinem Käfig lief Hegemüller in dem engen Raum hin und her, zitterte vor Ungeduld und machte Vorschläge, von denen der eine immer noch unmöglicher war als der andere.
»Unsinn, Hegemüller«, wies ihn Grabbe zurecht. »Wie denken Sie sich das? ... mit unserer Maschine die Treibflächen der anderen zu verstellen? Wo es auf Millimeter ... auf Bruchteile von Millimetern ankommt, wollen Sie einfach von außen gegen die Flächen stoßen. Nein, Herr Doktor, das würde die Sache noch schlimmer machen, als sie jetzt schon ist.«
»Aber es muß doch etwas geschehen«, stöhnte Hegemüller, »sonst verschwindet unsere alte Maschine auf Nimmerwiedersehen in den Weltraum.«
Grabbe zuckte die Achseln. »Immer noch besser, als wenn wir sie durch ein ungeschicktes Manöver zum Absturz bringen und sie irgendwo in Gorla einschlägt. Es hat keinen Zweck, daß wir uns weiter bemühen.« Noch während er es sagte, griff der Chefingenieur wieder in die Steuerung. Sofort verlangsamte seine Maschine ihren Flug und blieb hinter der anderen zurück. Sehnsüchtig schaute Dr. Hegemüller ihr nach und machte verzweifelte Handbewegungen, als ob er sie festhalten und nach sich ziehen wolle.
Grabbe konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Geben Sie’s auf, Hegemüller, lassen Sie den schönen Flüchtling enteilen«, meinte er sarkastisch.
Saraku hatte es nach mehreren vergeblichen Versuchen aufgegeben,
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