Flug in Die Nacht
und ging in einen steilen Sturzflug über, um die heißen Düsen senkrecht zu stellen und vor dem Infrarotsuchkopf der Jagdrakete zu verstecken. »Du mußt die verdammte Rakete finden!« rief er dabei.
Markeys Antwort kam sofort: »Ich seh’ sie! Ich seh’ sie!
Hoch über uns … sie fliegt über uns weg … «
Dann wurde Kelly auf einen Lichtblitz aufmerksam. Zu seinem Entsetzen mußte er feststellen, daß die Helligkeit von einem ihrer als Köder ausgestoßenen Leuchtkörper kam.
Dieser brennende Phosphorklumpen schien nur wenige Meter von der F-14 entfernt zu schweben. Er war hell genug, um die feindliche Rakete anzulocken. »Keine Fackeln mehr!«
kreischte Kelly.»Sonst folgt sie uns nach unten … !«
Aber seine Warnung kam zu spät.
In panischer Angst stieß Markey weiter Leuchtkörper aus, während die Tomcat ihr Ausweichmanöver fortsetzte, und diese heiße Spur brachte die chinesische Jagdrakete Pen Lung-9 mit Infrarotsuchkopf dazu, im Kielwasser der F-14 tiefer zu gehen, wo sie wieder die heißen Triebwerksauslässe aufspürte und ihren tödlichen Flug beendete. Der zehn Kilogrammschwere Gefechtskopf der PL-9 detonierte beim Aufschlag, zerstörte sofort beide Triebwerke und vernichtete den Jäger, bevor seine Besatzung aussteigen konnte.
An Bord des Lenkwaffenkreuzers USS »Bunker Hill«
Das Combat Information Center (CIC) eines Lenkwaffenkreuzers der Aegis-Klasse hatte entfernte Ähnlichkeit mit einer Spielhalle mit riesigen Farbbildschirmen.
Vier Offiziere – der an Bord abgeordnete stellvertretende Gruppenkommandeur der Trägerkampfgruppe um die USS Ranger, sein Assistent, der Tactical Action Officer (TAO) und sein Assistent – saßen vor jeweils zwei Großbildschirmen.
Computererzeugte Darstellungen zeigten das gesamte Gefechtsfeld mit hervorgehobenen eigenen und feindlichen Schiffen und Flugzeugen sowie eingeblendeten Küstenlinien und politischen Grenzen. Das phantastische Aegis-Waffensystem MK-7 konnte über hundert verschiedene Ziele auf über achthundert Kilometer Entfernung orten und verfolgen, indem es Informationen anderer Radargeräte an Land, auf Schiffen oder in Flugzeugen verarbeitete. Das eigene phasengekoppelte Radar SPY-1 der Bunker Hill hatte über dreihundert Kilometer Reichweite und konnte tief anfliegende Marschflugkörper in über fünfundsechzig Kilometern Entfernung orten. Da das Aegis-Waffensystem die gesamte Trägerkampfgruppe gegen See- und Luftangriffe verteidigen sollte, konnten die Computer der Bunker Hill im Ernstfall die zusammengefaßte Feuerleitung aller Abwehrwaffen aller Schiffe übernehmen. Das klang kompliziert, sehr high-tech und vor allem narrensicher – aber in diesem Augenblick, in dem tatsächlich ein Angriff bevorstand, wirkte das System nicht gerade narrensicher. Das Aegis-Luftverteidigungssystem sah vor, daß der Kommandeur einer Kampfgruppe und der Kommandant seines Flaggschiffs die Luftabwehr des Flottenverbands vom Tactical Command Center (TCC) ihres Schiffs aus leiteten. Da zu dieser Kampfgruppe jedoch ein Flugzeugträger gehörte, dessen Begleitschiffe dicht gestaffelt waren, war Vizeadmiral Conner Walheim, der Kommandeur der Trägerkampfgruppe, an Bord der Ranger geblieben und hatte als seinen Stellvertreter Kapitän zur See Richard Feinemann abgeordnet, der jetzt an der Aegis-Konsole saß.
Und weil der Skipper der Bunker Hill es vorzog, im Einsatz auf der Brücke zu bleiben, ließ er sich durch seinen Technical Action Officer an der Aegis-Konsole vertreten.
Korvettenkapitän Paul Hart, der TAO der Bunker Hill, war stolz darauf, das Aegis-System virtuos zu beherrschen – während der Skipper lieber auf der Brücke blieb und den Einsatz auf seinen Bildschirmen verfolgte. Feinemann war Harts Skipper ähnlich: Er war durch und durch Seemann und hatte nicht viel für diese elektronische Glitzerwelt tief im Schiffsinneren übrig. Als ehemaliger Zerstörerkommandant und Kommandeur einer U-Boot-Jagdgruppe besaß er nur Lehrgangswissen über neuere Radar-Integrationssysteme wie das Aegis, ohne Erfahrungen damit gesammelt zu haben.
Obwohl Hart der Aegis-Experte war, befehligte Feinemann die Luftabwehr der Kampfgruppe und würde sie von der Bunker Hill aus einsetzen.
Da Feinemann die Bildschirme mit ihren unzähligen Symbolen etwas verwirrend fand, ließ er sich von seinem Assistenten auf wichtige Veränderungen aufmerksam machen, während erden Überblick zu behalten versuchte. Als sein Assistent einen Fluch ausstieß und dann ein Ereignis
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